Umklammerung
Peter Thiel
Systemischer Berater und Therapeut / Familientherapeut (DGSF)
E-Mail: info@praxis-fuer-loesungsorientierte-arbeit.de
Internet: http://praxis-fuer-loesungsorientierte-arbeit.de
Die nachfolgenden Anfragen wurden teilweise leicht verändert, um die Anonymität der Anfragenden zu sichern.
-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: ...
Gesendet: Donnerstag, 19. September 2019 10:25
An: ...
Betreff: Anfrage Familienhilfe
Sehr geehrter Herr Thiel,
auf der Suche nach einer gemeinsamen Familientherapie, bin ich zufällig auf Ihre
Seite gestoßen.
Ich bin der Meinung, sie bieten genau das was wir als Trennungsfamilie
benötigen.
Ich erzähle ganz kurz unsere Situation:
Ich bin auf der Suche nach einer geeigneten Therapie, um unsere Tochter X aus
ihrem Loyalitätskonflikt zu befreien.
X ist 6 Jahre alt und wohnt im Haushalt der Mutter.
Wir sind als Eltern seit 4 Jahren geschieden und haben das gemeinsame
Sorgerecht.
Unsere derzeitige Situation ist sehr schwierig, sodass wir auf fachmännische
Hilfe von außen angewiesen sind.
X hat sehr starke Trennungsängste, leidet unter Panik- und Angstattacken und
verwendet noch oft Babysprache.
(Dazu gibt es auch bereits eine Diagnose nach ICD-10 und seitens der
Krankenkasse eine Bewilligung zur Kostenübernahme einer Therapie)
Die Verbindung zur Mutter ist sehr stark.
Wenn X alleine bei mir bleiben soll, dann klammert sie sich an der Mutter fest
und weicht ihr nicht mehr von der Seite.
Das führte nun dazu, dass ich X seit fast 2 Jahren nur noch 2 Stunden pro Woche
sehe und das ausschließlich im Beisein der Mutter.
Dadurch entsteht eine Entfremdung von mir als Vater.
Die Mutter sieht die ablehnende Haltung unserer Tochter und fühlt sich daher in
ihrer Ablehnung gegenüber mir als Vater bestärkt.
Somit entsteht eine Negativ-Spirale, die wir als Eltern alleine nicht mehr lösen
können.
Wir benötigen Hilfe um unsere Tochter aus ihrem Konflikt zu befreien und ihr
eine sichere Bindung zu beiden Elternteilen zu ermöglichen.
Können Sie uns aus dieser verzwickten Lage helfen und eine Familienhilfe
anbieten?
Das JA in ... ist auch bereit ein Familienhilfe einzusetzen und unsere
zuständige Sozialpädagogin Frau ... hat mich gestern gebeten, dass ich mit Ihnen
Kontakt aufnehmen soll.
Über eine positive Rückmeldung freue ich mich daher sehr.
Telefonisch bin ich jederzeit erreichbar, bzw. rufe gegebenenfalls
schnellstmöglich zurück
...
-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: ...
Gesendet: Donnerstag, 19. September 2019 11:16
An: ...
Betreff: AW: Anfrage Familienhilfe
Sehr geehrter Herr ...,
Danke für Ihre Anfrage.
Wenn ich es recht verstehe, ist auch die Mutter sehr an einer fachlichen Hilfe
interessiert.
Falls dies nicht so ist, stellt sich die Situation anders da und vermutlich wäre
es dann so, dass Sie professionelle Unterstützung in diesem Konflikt bräuchten.
Falls hier schwierige familienrechtliche Fragen zu klären wären, wäre ich der
richtige Ansprechpartner, weil ich auf diesem Gebiet Experte bin.
In allen anderen Fällen, wäre meine Kollegin die richtige Ansprechpartnerin vor
Ort.
...
Mit freundlichen Grüßen
Peter Thiel
-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: ...
Gesendet: Sonntag, 22. September 2019 17:11
An:...
Betreff: AW: Anfrage Familienhilfe
Hallo Herr Thiel,
vielen Dank für ihre schnelle und positive Rückmeldung.
Ob die Mutter mitwirkt, kann ich nicht so einfach beurteilen.
Die Mutter ist daran interessiert, dass unsere gemeinsame Tochter X eine Therapie bei einer Kinderpsychologin bekommt.
Als Vater wird mir nichts vorgeworfen, das Problem ist, dass seit 2 Jahren die
Verantwortung an unsere Tochter übergeben wird, die entscheiden soll, ob sie
Zeit mit mir verbringen möchte oder nicht. Damit wird sie in einen
Loyalitätskonflikt gebracht, den bisher niemand lösen konnte.
Ich bin mittlerweile der Meinung, dass eine Therapie bei einer Kinderpsychologin
nicht erfolgreich sein kann, solange nicht das ganze Umfeld mit einbezogen wird.
Die Mutter wartet aktuell darauf, dass ich Termine bei einer Psychologin
ausmache, die wir dann gemeinsam wahrnehmen.
Finanziell ist das alles kein Thema, solange das JA nicht für die Kosten
aufkommt, werde ich die Kosten natürlich übernehmen.
Gerne können wir die Situation kurz persönlich besprechen.
Viele herzliche Grüße
...
-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: ...
Gesendet: Sonntag, 22. September 2019 18:38
An: ...
Betreff: AW: Anfrage Familienhilfe
Sehr geehrter Herr ...,
nach einer Kinderpsychologin kann die Mutter alleine suchen, da müssen Sie nicht
den Pilzsammler spielen. So eine Kinderpsychologin ist eine feine Sache, zahlen
müssen die Beitragszahler und ändern tut sich in der Regel nichts, außer dass
Ihre Tochter irgendwann volljährig ist.
Wenn die Mutter es aber ernst meinen solte, die gemeinsame Tochter nicht als
lebendes Schutzschild für ihre ungelösten eigenen Probleme zu benutzen, wird sie
sich sicher zur Hälfte an den Kosten einer gemeinsame Elternberatung beteiligen.
Wenn nicht, dann können Sie sich eine Zirkusveranstaltung, wo Sie als Vater
durch einen brennenden Reifen springen, den ihnen die Mutter hinhält, sparen und
sollten statt dessen einen geeigneteren anderen Weg gehen. In der Regel kommt
man in solchen Fällen dann nicht um ein familiengerichtliches Verfahren nicht
herum, allerdings sind die dort anzutreffenden Fachkräfte mit einem solchen
Thema oft völlig überfordert oder treiben die Tochter noch mehr in den
mütterlichen Dunstkreis. Es ist fraglich, ob die Tochter sich dann irgendwann in
ihrem Leben aus der mütterlichen Umklammerung befreien kann.
Mit freundlichen Grüßen
Peter Thiel