Trennungstrauma
Peter Thiel
Systemischer Berater und Therapeut / Familientherapeut (DGSF)
E-Mail: info@praxis-fuer-loesungsorientierte-arbeit.de
Internet: http://praxis-fuer-loesungsorientierte-arbeit.de
Die nachfolgenden Anfragen wurden teilweise leicht verändert, um die Anonymität der Anfragenden zu sichern.
-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: ...
Gesendet: Montag, 15. Februar 2021 07:00
An: ..
Betreff: Anfrage
Sehr geehrter Herr Thiel,
ich bin mir nicht sicher ob Ihre Beratungsstelle die richtige Anlaufstelle für
mich ist - deshalb die vorherige Kontaktaufnahme.
Mein Ex-Partner und ich sind seit einem Jahr getrennt. Die Trennung ging von mir
aus. Wir haben einen gemeinsamen 3-jährigen Sohn. Die Kommunikation zwischen dem
Kindsvater und mir gestaltet sich sehr sehr schwierig. Zudem plagen mich enorme
Schuldgefühle gegenüber meinem Sohn und auch meinem Ex-Partner. Gefühlt ist sein
Leben seitdem „aus der Bahn geraten“.
Ich möchte endlich wieder nach vorne schauen können und für mich einen Weg
finden mit dieser Situation umgehen zu können. Ich möchte einem Weg finden für
unseren Sohn, dass er trotz dieser Situation liebevoll und geborgen mit beiden
Elternteilen aufwächst.
Mit freundlichen Grüßen
...
-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: ...
Gesendet: Montag, 10. Februar 2020 18:24
An: ...
Betreff: Beratung
mein name ist ... und ich bin die Oma von ... um den es hier gehen wird.
Meine Tochter hat sich vor 14 Monaten von ...s Vater getrennt. Die `Trennung war
alles andere als schön gewesen.
Besser könnte ich ihnen das bei einem persönlichem Gespräch erzählen. Nun machen
wir uns um ... sorgen. Er ist 5 Jahre alt. Am Anfang wollte er überhaupt nicht
zu seinem Vater was sich dann aber gebessert hate und hätte, wenn sein Vater ihn
regelmäßig nehmen würde und nicht immer wieder versprechungen macht die er nicht
hält.
Gut um ihnen alles zu erzählen braucht man zeit um was es uns geht ist das ... nergend wo alleine hin geht egal wo und was wir machen ... geht mit. Ist er bei uns fragt er Oma wo gehst du hin oder ruft Oma wo bist du wenn er gerade mal Fernschaut. Auch zuhause bei seiner Mutter macht er das. Er geht nicht alleine raus spielen ganz selten spielt er in seinem Zimmer. Bei uns da müssen wir dann mit ihm spielen was uns ja auch nichts aus macht , aber wir finden mitlerweiler das er hilfe braucht.
Es wird immer schlimmer die Anhänglichkeit. Auch ständig ruft er Oma oder Opa ich hab dich lieb und wartet auf Antwort von uns. Sag ich nichts kommt er gleich und fragt warum er keine Antwort bekommt. Das ist nur ein Teil von dem was ich erzählen kann , meine Tochter und wir wissen nicht wie wir ihm helfen können und glauben das wir einen Familienhelfer bräuchten.
...
-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: ...
Gesendet: Dienstag, 11. Februar 2020 14:10
An: ...
Betreff: AW: Beratung
Sehr geehrte Frau ...,
Danke für Ihre Anfrage.
Möglicherweise würde Ihrem Enkel hier eine auf das vorherige Trennungsgeschehen
ausgerichtete Kindertherapie helfen, nicht mehr so zu klammern.
Möglicherweise hat er die Trennung der Eltern traumatisch erlebt und versucht
dies nun auf seine kindliche Art durch eine Art Zwangshandlung zu
neutralisieren.
Es ist durchaus denkbar, dass sich dieses Verhalten mit der Zeit verliert, aber
da müsste man Geduld und Vertrauen haben.
Im übrigen ist es so, dass Trennungen auch von den beiden erwachsenen Partnern in der Regel als traumatisch erlebt werden, unabhängig von der Tatsache, dass es meistens Gründe für eine Trennung gab und diese nicht nur aus Jux und Dallerei geschah. Daher lautet meine Empfehlung immer, vor einer Trennung eine Paarberatung wahrzunehmen, die entweder dabei hilft, die Konflikte des Paares zu lösen oder dem Paar zu helfen, eine einvernehmliche und respektvolle Trennung einzuleiten und zu vollziehen.
Ist eine Trennung ohne eine vorherige fachlich unterstützte klärende Aussprache vollzogen und zeigen sich in der Folge bei den Beteiligten erhebliche Probleme und Konflikte, insbesondere auch bei den involvierten Kindern, kann eine Trennungsberatung in einem dafür geeigneten, fachlich unterstützten Rahmen nachgeholt werden, das was bisher ungesagt ist, kann dann gesagt werden und in einem Veränderungsprozess kann das Ganze in einen sozial und menschlich besseren Zustand transformiert werden.
Nach Möglichkeit sollten vorliegend hier in ihrem Fall möglichst beide Eltern einbezogen werden. Die Mutter scheint, wie Sie schreiben, dazu bereit.
Grundsätzlich ist das Sorgerecht der Eltern zu beachten, sobald man eine Hilfe in Anspruch nimmt, die einen direkten Kontakt der Fachkraft zum Kind beinhaltet. Für sich selber als Großeltern müssen Sie allerdings die Eltern nicht zwingend fragen, ob Sie sich fachlichen Beistand an die Seite holen.
...
Mit freundlichen Grüßen
Peter Thiel