Suizid der Mutter

 

 

 

 

 

Peter Thiel 

Systemischer Berater und Therapeut / Familientherapeut (DGSF)

E-Mail: info@praxis-fuer-loesungsorientierte-arbeit.de

Internet: http://praxis-fuer-loesungsorientierte-arbeit.de

 

Die nachfolgenden Anfragen wurden teilweise leicht verändert, um die Anonymität der Anfragenden zu sichern.

 

 

 

 




-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: ...
Gesendet: Montag, 22. August 2022 15:40
An: ...
Betreff: Anfrage Lebensberatung/Hilfe in Krise

Sehr geehrte Damen und Herren,

Ich leide seit meinem 13. Lebensjahr unter einer posttraumatischen Belastungsstörung, die sich im Laufe meines Lebens in verschiedener Art manifestiert hat, u.a. derzeit in einer Überlastungsstörung und Angststörung.

Als ich 13 Jahre alt war, kam ich nach der Schule mit meinem kleinen Bruder nach Hause, wir öffneten die Haustüre und unsere Mutter hatte sich im Hausflur erhängt, unter ihr saß unser Hund, jaulte und stubste sie immer an - dieses Bild wird mich bis zum letzten Atemzug verfolgen.

Mein Vater hatte damals eine Affaire und wir hatten riesig Schulden, denn mein Vater lebte auf großem Fuß. Ich glaube, beides hat sie nicht verkraftet. Mein Vater ließ uns prombt im Stich, mein 8 jähriger Bruder und ich lebten alleine in dem Haus, während er immer wochenweise bei seiner neuen Freundin war, nur ab und zu sah er nach uns, meist wenn er schlechte Laune hatte und jemanden zum verprügeln brauchte. Wären unsere Großeltern nicht gewesen, hätten wir zwei nicht einmal zu essen gehabt. Dann starb meine Großmutter. Ich wurde im Laufe der Zeit magersüchtig, mein Bruder wandte sich Drogen zu und wurde kriminell. Irgendwann kam er ins Heim und ich versuchte, mich mit meiner Ausbildung zur ... auf eigene Füße zu stellen. Zu der Zeit lernte ich meinen jetzigen Mann kennen und er half mir, ich machte lange Zeit Psychotherapie und eine zeitlang ging es mir besser. Aber richtig erholt habe ich mich nie vom Selbstmord meiner Mutter.

Über die Jahre ging es auf und ab, ich bin grundsätzlich melancholisch, auch wenn ich glaube, eine hervorragende Schauspielerin zu sein, ich wollte nie jemanden merken lassen, wie es um mich stand. Dann wurde auch noch mein Mann krank.

Vor 6 Jahren, kurz bevor ich meine jetzige Stelle als ... (eine große Beförderung für mich, zuvor war ich eine einfache ...) anfing, starb mein kleiner Bruder an den Folgen der Drogensucht, kurz darauf mein Großvater. Ich hatte nochmal Kontakt zu meinem Vater haben müssen. Nicht schön, kurz gesagt. Als ich damals dort anfing, war gleich ein sehr großer Fachkongress meiner Abteilung. Das hat mich total überfordert, auch die Geschichte mit der damaligen Kollegin, die in der Beförderung übergangen worden war und die mich deshalb gemobbt und sabotiert hatte, wo sie nur konnte. Ich hatte danach, auch wenn ich glaube, niemand hat etwas bemerkt, einen Nervenzusammenbruch nach dem Kongress. Ich bekam das erst Mal Antidepressiva, versuchte nochmals eine Psychotherapie aber diesmal hatte ich Pech, eine schreckliche Frau, die Therapeutin damals. Sie sah nur aus dem Fenster, sagte mir nicht, ob ich erzählen soll, oder fragte nichts, sie war absolut desinteressiert, verschob dauernd Termine und sagte nach der 3. Schweigestunde, dass sie nicht sieht, dass sie mir helfen kann. Das wars dann. Von Psychotherapie habe ich seither die Nase gestrichen voll.

Zumindest kündigte die damalige Kollegin und ich hatte das Glück, mir selbst eine 2. Kraft ins ... holen zu dürfen. Eine gute und nette Bekannte von mir ist seither meine Stütze im ..., mittlerweile ist sie eine gute Freundin geworden.

Aufgrund der Antidepressiva nahm ich enorm zu - 44 kg, ich war damals sehr schlank gewesen. Mein damaliger Arzt ging aber auf diese Sache nicht ein und als ich trotz Tabletten wieder seelisch schlechter drauf war und ich immer mehr Gewicht bekam, dass mich zusätzlich belastete, schlich ich die Tabletten einfach nach Packungsanweisung selbst aus in der Hoffnung, dass ich dann zumindest das Gewicht wieder loswerde. Leider falsch. Seither funktioniere ich nur noch, habe kaum Kraft für mehr als den Alltag und schauspielere mich so durch - lass nur niemanden merken, was mit dir los ist, wurde mir als Kind immer eingetrichtert.

Die letzten 2 Jahre waren hart für jedermann, noch härter als Sie denken für mich. Corona, die Sorgen um meinen Mann, seine bösartige Mutter (sie braucht immer jemanden, der für alles Böse in der Welt verantwortlich ist, seit ich ihren Sohn vor 15 Jahren geheiratet habe, bin ich das), der Kampf für meinen Sohn (erst Schule, dann Ausbildung, ich wollte, dass er alle Chancen bekommt, die er verdient hat und er hat mich stolz gemacht mit seinen Leistungen), 2 leider notwendige Umzüge, die Notwendigkeit auf Vollzeit zu wechseln (obwohl ich das bei meiner seelischen Verfassung eigentlich nicht gebraucht habe, aber einer muss ja die Familie ernähren, gerade jetzt......), jetzt der ...wechsel in unserer Abteilung und die allgemeine immer noch mehr zunehmende Arbeitsbelastung und ständig wird uns im ... noch mehr aufgebürdet - dass ist zuviel für mich gewesen und ich bin erneut zusammengeklappt, jetzt aber so, dass ich es nicht mehr leugnen kann.

Seit 2 Wochen habe ich von einer anderen Ärztin, die sehr einfühlsam auf mich eingegangen ist, neue Antidepressiva bekommen, die nicht fett machen sollen. Bisher nehme ich noch auf Anraten der Ärztin eine kleine Dosis, aber ich spüre schon etwas Erleichterung. Für die Panikattaken mit Zitteranfällen und Atemnot habe ich ein Notfallmedikament bekommen, auch das wirkt gut.

Mir ist klar, dass ich Hilfe benötige, ich habe soviele Masken für jeden Lebensbereich getragen, dass ich jetzt, wo die Fassaden eingestürzt sind, gar nicht richtig weiß, wer ich eigentlich bin. Aber bei Psychologen und Psychiatern ist kein Termin zu bekommen und dieser Liste der AOK, wo man Termine bei Psychologen finden kann, die Termine frei haben, vertraue ich nicht mehr seit der letzten Erfahrung. Ich habe die letzten 6 Jahre immer wieder Phasen gehabt, wo ich versucht habe, einen Therapieplatz zu bekommen, aber man wird immer abgewiesen, dass ist sehr frustrierend. Ich habe mich natürlich auch deshalb viel mit Psychologie und Trauer und Bewältigung beschäftigt, weil ich dachte, wenn mir keiner hilft, schaffe ich es vielleicht dadurch alleine. Aber Wissen und Tun sind zweierlei und selbst komme ich nicht weiter, wie sich gezeigt hat.

In meiner Verzweiflung habe ich das Wort Lebensberatung und ... einfach mal ins Internet eingegeben und bin auf Ihre Homepage gestoßen. Vielleicht können Sie mir helfen?

Mit freundlichen Grüßen

...

 

 

 

 

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