Stubenarrest
Peter Thiel
Systemischer Berater und Therapeut / Familientherapeut (DGSF)
Funk: 0177.6587641
E-Mail: info@praxis-fuer-loesungsorientierte-arbeit.de
Internet: http://praxis-fuer-loesungsorientierte-arbeit.de
Die nachfolgenden Anfragen wurden teilweise leicht verändert, um die Anonymität der Anfragenden zu sichern.
-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: ...
Gesendet: Freitag, 22. Mai 2020 11:28
An: ...
Betreff: Anfrage Familientherapie
Sehr geehrtes Beratungsteam,
wir sind eine 5köpfige Familie mit 3 Kindern – Julia (11), Tom (9) und Maria
(4) - Namen geändert.
Unsere Älteste bereitet uns erhebliche Sorgen. Sie bekommt immer wieder bei
Kleinigkeiten Wutanfälle, die sie sowohl an uns als auch an ihren Geschwistern
auslässt. In solchen Momenten ist Schreien und Dinge zerstören angesagt. Wenn
wir eingreifen oder sie zur Rede stellen, rennt sie weg und versteckt sich.
Autoritäten erkennt sie nicht an. Sie hat Probleme den Anweisungen ihres
Sporttrainers zu folgen, in der Schule sind (auf gut deutsch) alle Lehrer
bescheuert, doof und dumm und haben keine Ahnung. Sie geht aufs Gymnasium in die
5. Klasse. Hat gute Noten und geht gern zur Schule.
Bisher war mein Mann immer derjenige der sich schwer zurückhalten konnte wenn es
ums Schimpfen ging oder bestrafen (Handy oder Computer wegnehmen; Hochbett
abbauen usw. – keine Schläge oder dergleichen). Ich habe immer versucht
Verständnis zu haben. Die Pubertät beginnt langsam, die Corona-Zeit ist für alle
eine Herausforderung und ihre Vorwürfe, sie würde im Vergleich zu ihren
Geschwistern benachteiligt werden, konnte/kann ich teilweise verstehen.
Ich habe intensiv die letzten Wochen mit ihr Gespräche geführt, aber es scheint
nichts anzukommen. Wenn sie mit einer Situation unzufrieden ist, wird sie sofort
laut und kann sich nicht beruhigen. Ich versuche immer ruhig zu bleiben um die
Situation nicht eskalieren zu lassen, aber sie hört einfach nicht auf und macht
immer weiter bis mir irgendwann der Kragen platzt und ich zurückschreie. Solch
ein Vorfall endet dann damit, dass sie auf ihr Zimmer muss, dort stundenlang
weint, sich im Schrank versteckt. Ich habe dann stets ein schlechtes Gewissen
und Wut über mich selber. Meist suche ich dann das Gespräch mit ihr,
entschuldige mich und wir reden wieder stundenlang.
Doch nun bin auch im am Ende meiner Kräfte…Dieses Schauspiel wiederholt sich
mittlerweile mehrmals täglich. Mein Mann hat schon gesagt, dass er dies nicht
mehr lange aushält. Entweder sie geht auf ein Internat (was für mich keine
Lösung ist und ich auch nicht will) oder er geht (was ich auch nicht will), aber
er geht ebenso wie ich daran kaputt.
Dies alles bekommen auch die anderen Kinder mit und sind entsprechend
verunsichert und traurig.
So kann es einfach nicht weitergehen. Wir brauchen dringend Hilfe…
Mit freundlichen grüßen
...