Stigmatisierung

 

 

 

 

 

Peter Thiel 

Systemischer Berater und Therapeut / Familientherapeut (DGSF)

E-Mail: info@praxis-fuer-loesungsorientierte-arbeit.de

Internet: http://praxis-fuer-loesungsorientierte-arbeit.de

 

Die nachfolgenden Anfragen wurden teilweise leicht verändert, um die Anonymität der Anfragenden zu sichern.

 

 





-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: ...
Gesendet: Montag, 24. Februar 2020 12:38
An: ...
Betreff: Beratung zum Umgang mit depressivem Partner

Sehr geehrter Herr Thiel,

ich schreibe Ihnen in der Hoffnung eine Beratung zum Umgang mit meinem Partner zu bekommen.

Ich kenne meinen Partner seit einigen Jahren - ein Paar sind wir erst seit einem Jahr. Erschwerend wohne ich in .... . In den letzten Monaten durchlief ich Höhen und Tiefen, beginnend bei der Planung einer gemeinsamen Zukunft, endend in Wuteskapaden, Neid, Inbesitznahme.

Ich leite einen Fachbereich in einem ... und merke wie meine geistige Gesundheit, mein Beruf und mein Freundeskreis unter meiner Beziehung leiden. Dennoch bin ich überzeugt davon, dass ich einen geliebten Menschen nicht gehen lassen möchte, "nur" weil er krank ist.

Frank (Name geändert) scheint seine Krankheit nicht einschätzen zu können und verdrängt sie. Ich vermute, dass er manisch depressiv ist. Vielleicht weist er jedoch auch ein anderes Krankheitsbild auf - ich bin kein Psychologe, kann aber einschätzen, dass er Hilfe benötigt.

Meine Fragen beziehen sich nun zum einen auf mich, zum anderen auf ihn: Wie kann ich mit der Situation umgehen um a) mich zu schützen und b) ihn zu unterstützen? Wann muss ich mich distanzieren? Schätze ich die Situation überhaupt richtig ein? Wenn ja, wie kann ich Frank helfen sich Hilfe zu suchen? Wie findet er einen geeigneten Psychologen, sollte er sich dafür entscheiden? Ist eine stationärere Aufnahme ratsam?

Für ein Beratungsgespräch wäre ich Ihnen dankbar. Wie gesagt, bin ich jedoch nicht immer vor Ort.

...


Mit freundlichen Grüssen,

...

 

 


-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: ...
Gesendet: Montag, 24. Februar 2020 14:35
An: '...
Betreff: AW: Beratung zum Umgang mit depressivem Partner

Sehr geehrte Frau ...,

Danke für Ihre Anfrage.

Ich vermeide nach Möglichkeit das stigmatisierende Wort "krank".

Statt dessen gucke ich als systemischer Therapeut - möglichst wertfrei - auf das Symptom und das System, in dem sich dieses Symptom entfaltet.

Mitunter ist sogar das System "krank" und nicht der Symptomträger (Indexpatient), wie man in einem Vortrag von Paul Watzlawick hören kann.

"Manisch" und "Depressiv" sind - abseits ihrer psychiatrischen Konotierung - so wie "Wütend", "Neidisch" und "Inbesitznehmend" - Begriffe um Verhalten zu beschreiben. In so fern sind Begriffe nützlich, denn irgendwie müssen wir uns ja über die Wirklichkeit erster und zweiter Ordnung (Paul Watzlawick) verständigen.

So kann denn ein Stuhl auch ein Regenschirm sein, ein Regenschirm im allgemeinen aber kein Stuhl, da er für das Daraufsitzen eines Menschen nicht konstruiert ist.

Den Stuhl, wenn er nicht zu schwer ist, kann ich bei Regen über meinen Kopf halten und bleibe so trocken. Allerdings werden mich die Leute vermutlich etwas eigenartig anschauen, womöglich denken sie gar, ich wäre "psychisch krank", weil ich statt eines Regenschirms, den ich nicht dabei habe, einen Stuhl benutze, um trocken zu bleiben. Dabei bin ich einfach kreativ.

Nun ist es wohl nicht immer leicht mit Kreativen eine Partnerschaft zu haben, die Kreativen sind oft eigenwillig und wenig anpassungsbereit, wenn sie meinen, dass etwas nicht zu ihnen passt.

Das kann Beziehungen schwierig machen. Die Literatur liefert eine Fülle von Beispielen.


Wünschen Sie eine Einzelberatung für sich oder Ihren Partner oder eine Paarberatung?



Mit freundlichen Grüßen


Peter Thiel

 

 

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