Spielsucht
Peter Thiel
Systemischer Berater und Therapeut / Familientherapeut (DGSF)
E-Mail: info@praxis-fuer-loesungsorientierte-arbeit.de
Internet: http://praxis-fuer-loesungsorientierte-arbeit.de
Die nachfolgenden Anfragen wurden teilweise leicht verändert, um die Anonymität der Anfragenden zu sichern.
-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: ...
Gesendet: Montag, 17. Oktober 2022 09:03
An: ...
Betreff:
Hallo und guten Morgen Herr Thiel,
ich bitte Sie um Rat und Hilfe in einer total verfahrenen Situation in der
dieses Haus hier feststeckt.
Ich bemühe mich, es kurz zu machen. Dies ist der jetztige Zustand in diesem
Haus:
Mein Mann ist ein Narzisst. Dies ist mir erst vor einem Jahr bewusst geworden,
es spricht alles dafür und erklärt so vieles aus den letzten 30 Jahren.
Mein
Mann ist ein "Sammler", man kann es auch Messie nennen. Er lebt seit 24 Jahren
seine immer heftiger werdende Eifersucht auf seinen
Sohn Max - Name geändert und ... erlebt seit 24 Jahren tiefste Ablehnung
durch seinen Vater, die durch die täglichen Verbalattacken des Vaters in den
letzten Monaten unterstrichen werden. Sobald Max die Treppe zum Erdgeschoß
herunterkommt, setzt sich mein Mann auf und schaltet auf verbalen Angriff.
Neuerdings sind die Tage am schlimmsten, an denen mein Mann mich mit Max in
Gesprächen vorfindet. Da nimmt mein Mann sich verbal so ziemlich alles heraus,
und beleidigt mich und ... .
Max ist ein hochbegabter Mensch, Schulabbrecher, spielsüchtig, faul, Messie. Die
narzisstischen Züge seines Vaters kopiert er sehr gut. Max war früher sehr auf
Ordnung und Sauberkeit bedacht. Heute trägt er Geschirr, Gläser, Besteck,
manches mal auch Töpfe in eines seiner beiden Zimmer, die Teile verweilen dort
bis zu einem halben Jahr, und werden dann irgendwann wieder vor die Zimmertür
gestellt. Ich fasse diese Sachen nicht an. Ich würde diese Sachen in den Müll
geben, jedesmal, aber hier verhält sich mein Mann anders. Er trägt die Sachen in
die Küche und spült. Dies geschieht natürlich nicht aus Freundlichkeit oder
Sparsamkeit, er nutzt dies um mehr negatives gegen Max in der Hand zu haben.
Seit vier Jahren sprechen die beiden kein Wort miteinander, Max möchte nicht mit
seinem Vater reden.
Meine Freundin, erfahren als Mediatorin, hatte vor drei Monaten ein Gespräch
zwischen beiden Männern angeboten, Max hat sofort zugesagt. Als sie meinen Mann
zu diesem Termin eingeladen hat, hat dieser sofort mit erhobenem Zeigefinger
"losgewettert" und sehr laut von sich gegeben, was er Max alles sagen wird und
das für Max ab sofort ein anderer Wind weht. Dieses agressive Gewitter hat Max
mitbekommen und den Termin abgesagt.
Dieses Haus wurde durch mich stets gepflegt, war sehr sauber, immer aufgeräumt,
ein gemütliches zu Hause, sodass auch jederzeit Besuch hätte kommen können,
wobei Besuch von beiden Männern seit Jahren torpediert wird.
Max kocht täglich für sich, er backt viel, aber er hat noch nie die Küche
aufgeräumt oder gespült. Warum auch. Auf meine Frage, ob das meine Aufgabe ist
auch hier hinterher zu räumen hat mein Mann vor Monaten schon mit einem klaren
und ernergischen JA geantwortet.
Für mich, die ein schönes zu Hause hatte, die trotz allem noch Wert auf ihr
Äußeres legt und sich pflegt, ist diese Behausung hier vom Keller bis zur
Dachspitze eine einzige Zumutung.
Die einzigen Personen, die hier noch ins Haus kommen können, sind meine Tochter
und meine beste Freundin. Meine Freundin ist über alles informiert, meine
Tochter teilweise.
Seit sechs Jahren schreibe ich Tagebücher über das, was die beiden Mönner hier
so machen. Diese Bücher habe ich vor einigen Monaten in den PC eingegeben, 200
Seiten sind es geworden. Durch das abschreiben und nochmaligem bewussten Lesen
dieser Tagebücher habe ich mich endlich mit allem auseinandergesetzt. Dieses
zieht einiges nach sich, ich habe mich verändert, habe ein eigenständiges Leben
für mich in Angriff genommen und vieles schon positiv umgesetzt. Anders geht es
nicht mehr, denn die Umstände hier machen mir gesundheitlich sehr zu schaffen,
es hat meiner Gesundheit sichtbar geschadet, 25 Kilogramm habe ich in kurzer
Zeit abgenommen. Aber Sie können sicher sein, dies interessiert meinen Mann
absolut nicht.
Vor einiger Zeit habe ich meinen Mann um Empathie gebeten, damit er sich in
meine Lage versetzen kann. Seine Antwort: "Das will ich nicht, das muss ich
nicht."
Meine Veränderung sowie mein krankheitsbedingter "Arbeitsausfall" seit Mitte
September macht die Männer sichtlich nervös, der eine umgarnt mich, der andere
wird immer agressiver. Aber solange ich hier bleibe, wird sich nie etwas ändern.
Dies ist mein nächstes Ziel, einen Weg für mich aus diesem Haus zu finden, ob
für eine bestimmte Zeit oder für immer entscheide ich. Hier habe ich keine
andere Lösung.
Und dort liegt das Problem.
Wenn ich ausziehe, wird mein Mann seinen ganzen Unmut auf Max projezieren. Ich
habe nicht 24 Jahre lang Max vor seinem Vater verteidigt, und nicht 24Jahre die
Vaterrolle mit übernommen, um Max jetzt hier in dieser Stimmung alleine zu
lassen.
Max braucht einen riesigen Schubs und Tritt in die Normalität, er muss endlich
aufwachen und sein eigenständiges Leben beginnen. Sein Vater wird ihm dabei
nicht helfen, kein Interesse. Ich darf Max auf seine Zukunft nicht ansprechen,
dann wird er wütend und ich will ihn darauf nicht ansprechen, das muss ich nicht
mehr haben.
Wir sind hier in einer total eingefahrenen Situation, jegliche Bemühungen
meinerseits auf Ordnung und Normalität wird von beiden Männern abgelehnt.
Und deshalb bitte ich Sie nun um Rat und Hilfe, weil ich hier leider nichts mehr
ausrichten kann.
...
-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: ...
Gesendet: Montag, 17. Oktober 2022 12:58
An: ...
Betreff: AW: eingefahrene Situation
Sehr geehrte Frau ...,
Danke für Ihre Anfrage.
Ich habe den Eindruck, dass Ihr Sohn in einer eigenen Wohnung leben sollte, dann
verändert sich automatisch das System und seine Wechselwirkungen. Wenn Ihr Sohn
nicht ausziehen will, weil es seitens der Eltern keine Konsequenz gibt, dann
können Sie die beiden Männer allein lassen und müssen nicht darauf warten, bis
Sie wegen der erstarrten Situation schwer krank werden.
Gerne unterstützen wir Sie auf Ihrem Weg.
...
Mit freundlichen Grüßen
Peter Thiel
-----Ursprüngliche
Nachricht-----
Von:...
Gesendet: Freitag, 6. September 2019 10:33
An: ...
Betreff: Beratung
Lieber Herr Thiel,
ich weiß nicht, wo ich anfangen soll. Ich habe Ihre Seite zufällig im Internet
gefunden auf der Suche nach Hilfe.
Es geht vor allem um meinen 27jährigen Sohn, der spielsüchtig ist, sich das aber
nicht eingestehen will. Ich war bei verschiedenen Beratungsstellen, ohne Erfolg.
Mir wurde stets gesagt, ich kann nichts tun, er muss selbst erkennen, dass er
krank ist und aktiv Hilfe suchen.
Das geht nun schon 10 Jahre so. Er lebt bei mir, aber ein Zusammenleben ist es nicht, da er mir aus dem Weg geht. Sein Studium hat er abgebrochen, er jobbt, gibt sein ganzes Geld fürs Spielen aus, streitet es jedoch ab, wenn ich ihn vorsichtig darauf anspreche.
Mit seiner Schwester vermeidet er Kontakt, obwohl sie in ... lebt. Sie leidet sehr darunter.
Mit dem Vater haben beide den Kontakt vor Jahren abgebrochen.
Eine Familie sind wir nicht
mehr, ich bin völlig ratlos und weiß nicht weiter.
Bieten Sie auch in einem solchen Fall Beratung an?
Danke und beste Grüße
...