Spätpubertierender
Peter Thiel
Systemischer Berater und Therapeut / Familientherapeut (DGSF)
E-Mail: info@praxis-fuer-loesungsorientierte-arbeit.de
Internet: http://praxis-fuer-loesungsorientierte-arbeit.de
Die nachfolgenden Anfragen wurden teilweise leicht verändert, um die Anonymität der Anfragenden zu sichern.
-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: ...
Gesendet: Montag, 12. August 2019 19:43
An: ...
Betreff: Hilfe / Mediation dringend gesucht
Sehr geehrter Herr Thiel,
ich wende mich heute an Sie, weil die Eskalation in unserer Familie eine Stufe
erreicht hat, in der ich/wir (meine Frau und ich) nicht ohne Unterstützung
auskommen.
Es geht um unser / mein Verhältnis zu unserem erwachsenen Sohn X (26 Jahre).
Es geht immer wieder um den Vorwurf an uns, wir würden ihn bei seinen
beruflichen und privaten Entscheidungen nicht unterstützen, und er so gar nicht
weiß, was er im Leben anfangen. Teilweise verdreht X (aus unserer Sicht) die
Realitäten der Vergangenheit.
ein kurzer chronologischer beruflicher Abriss:
- Abitur 2012
- Duales Studium .. bei ... nach einem Jahr abgebrochen (seine eigene Wahl)
- Duales Studium Wirtschaftsinformatik bei ... (seine eigene Wahl
Bachelorabschluss in 2018
- Wegen nicht Übernahme arbeitslos bis ...
- Beruflicher Einstieg als ... (bis ...)
- seit 02/2019 bei ... in ... mit dem Ziel ein Masterstudium zu beginnen
- 04/2019 Beginn Masterstudium an privater Uni (Kostenübernahme durch uns)
- 06/2019 Abbruch Masterstudium
- seither extrem unzufrieden mit dem Beruf und der Wunsch nach einem neuen Job
(welcher es sein weiß er leider selber nicht, bisherige Empfehlungen von uns
werden abgelehnt)
ein kurzer chronologischer privater VERLAUF
- ...
ab Dez 2017 eigene Wohnung in ...
- Trennung von der Freundin 04/2019 /Auszug aus der gemeinsamen Wohnung 05/2019
(aktuell unterstützen wir die monatliche Miete, damit er in der
Wohnung bleiben kann) (es hört sich sehr materiell an, jedoch haben wir tagelang
über unterschiedliche Modelle (Untermiete)/ WG / Auszug etc. diskutiert)
Dennoch bekommen wir laufend die Vorwürfe, wir würden uns nicht in seine
Situation hineindenken und könnten uns überhaupt nicht vorstellen
wie es bei ihm "innen drin" aussieht. Wir würden uns keine Gedanken um ihn
machen usw. Eskalation ansteigend.
Seit Januar diesen Jahres ist X ist psychologischer Behandlung (Inhalte und
Themen der Behandlung sind uns nicht bekannt).
X
stellt auch immer wieder die Bevorzugung unserer Tochter Y (23) in den Raum.
...
Das Verhältnis zu meiner Frau ... - seine Mutter), würde ich als
respektlos bezeichnen, immerhin spricht er noch mit Ihr. Sie ist z.Zt. die
einzige der er noch Gehör schenken würde, wenn Sie denn miteinander reden
würden.
Das Verhältnis zu mir ist vollkommen respektlos (ausreden oder argumentieren funktioniert überhaupt nicht).
Er lehnt mich tief im Inneren als alten, frustrierten Mann ab (so wie ein pubertierender Junge machen würde).
Aussagen, das es im Leben nicht immer nur Sonnenseiten gibt, das er für sich Verantwortung übernehmen soll, interpretiert er ständig damit, dass wir ja für nichts verantwortlich sein wollen und ER immer schuld sei (eigentlich egal zu welchem Thema).
Sobald etwas seiner Vorstellung widerspricht oder es nicht in einen imaginären Plan seinerseits passt, werde ich nieder gebrüllt. Beleidigungen sind an der Tagesordnung.
Nachdem wir aufgrund der wiederholten Streitereien mit dem Abbruch der Beziehung
gedroht haben, eskalierte es noch mehr.
Natürlich ist uns bekannt, das Kinder auf eigenen Füßen stehen sollen, Ihnen der
Freiraum für Fehler gegeben werden soll. All dies haben wir in unseren Augen
getan. Allerdings sieht X nicht ein Verantwortung für sich zu übernehmen, bzw.
er bittet immer wieder wir sollen ihm helfen
(was jedoch immer wieder scheitert, da wir seine Mitarbeit einfordern).
Höhepunkt war vor einem Monat der Anruf von X (nachdem wir uns zum wiederholten
lautstark Male extrem gestritten hatten), in dem er erst mir und in den
anschließenden Anrufen bei meiner Frau und unserer Tochter sich von uns
verschieden wollte.
ich hatte mehr als deutlich den Eindruck er wolle Suizid begehen und, da sowohl
meine Frau als auch ich unterwegs waren, habe ich die Polizei eingeschaltet und
unserer Tochter aus der Ferne gebeten ihn zu retten/zu suchen. Unsere Tochter
hat zusammen mit der Polizei die Situation letztendlich klären können.
Letztendlich war er mehr als alkoholisiert in seiner Wohnung und von Suizid war
(lt. seiner Aussage) nicht die Rede.
Das Thema wurde danach von ihm und uns totgeschwiegen. Wir haben X daraufhin
spontan in unseren Urlaub nachreisen lassen, da wir glaubten ihm durch Nähe und
Verständnis Ideen und Lösungen Nahe bringen zu können. Im Urlaub kam es zwar zu
kleineren Streitgesprächen, die jedoch am nächsten Tag ein friedliches
Nebeneinander ermöglichten.
Seit letzter Woche ist der Stand, das ein Kontakt von keiner Seite stattfindet
(Nach eine riesigen lautstarken Streit .
Da sowohl meiner Frau als auch mir an einer "normalen" Beziehung mehr als
gelegen ist, wir jedoch keinerlei Zugang zu X finden (zumindest nicht im
direkten Gespräch) möchten wir gerne eine Mediation oder Beratung oder was auch
immer für Gespräche führen, zumal das Thema Suizid und die Aufarbeitung dessen
nicht geklärt ist
(die Angst schwingt bei mir ganz gewaltig mit).
Vermutlich sind wir einer der harmloseren Fälle - dennoch brauchen wir
Unterstützung, um die ich Sie hiermit herzlich bitte.
Über eine Kontaktaufnahme würde ich mich riesig freuen.
...