Sohn schlägt Mutter
Peter Thiel
Systemischer Berater und Therapeut / Familientherapeut (DGSF)
E-Mail: info@praxis-fuer-loesungsorientierte-arbeit.de
Internet: http://praxis-fuer-loesungsorientierte-arbeit.de
Die nachfolgenden Anfragen wurden teilweise leicht verändert, um die Anonymität der Anfragenden zu sichern.
-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: ...
Gesendet: Montag, 23. September 2024 14:52
An: ...
Betreff: Kontaktaufnahme Beratungsgespräch
Sehr geehrte Damen und Herren,
ich schreibe Ihnen, um eine 'Hilfestellung/Beratung" anzufragen.
Vorab würde ich gerne kurz die Problematik schildern.
Seit März diesen Jahres bin ich (47 nie verheiratet, kinderlos) in einer Partnerschaft (Wochenendbeziehung) mit einer 41-jährigen Frau, die einen 10-jährigen Sohn hat. Sie teilt sich das Sorgerecht mit dem Kindsvater und der Sohn verbringt die Wochenenden bei seinem Vater.
Der Sohn hat wohl "ADS" ? attestiert und ist bereits in Lerntherapie, evtl. auch Verhaltenstherapie.
Er ist nach meinem Empfinden zeitweise sehr aggressiv gegenüber seiner Mutter und bei einem Familiengeburtstag hat er zum Schlag gegen seine Mutter ausgeholt. Sein Onkel und ich konnten ihn gerade noch davon abhalten.
Nach diesem Vorfall hat sich meine Partnerin mir gegenüber geöffnet und unter Tränen gestanden, dass es nicht zum ersten Mal passierte und auch nicht immer aufzuhalten sei. Dieser Vorfall ereignete sich vor ca. 3 Monaten.
Zwischenzeitlich hatte sich das Verhalten wohl gebessert oder meine Partnerin hat mir einfach nichts mehr erzählt.
An diesem Wochenende habe ich einen größeren blauen Fleck an einem ihrer
Oberarme bemerkt... als ich nachdrücklich nachgefragt habe, wie es dazu kam, hat
sie unter Tränen gestanden, dass ihr Sohn sie geschlagen habe. Sie schützte Ihn
sofort, indem sie es so darstellte, dass sie auch ihren Teil zur Eskalation
beigetragen habe.
Nun weiß ich gerade nicht, wie ich mich am Besten verhalten soll......und suche
erstmal bei Ihnen Rat.. Für Tipps wäre ich Ihnen dankbar. Falls ich bei Ihnen an
der 'falschen' Adresse bin, wäre ich auch dankbar, wenn Sie mir andere
Anlaufstellen mitteilen könnten.
Mit freundlichen Grüßen
...
-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: ...
Gesendet: Sonntag, 28. August 2022 21:45
An: ...
Betreff: Hilfe!
Sehr geehrter Herr Thiel,
ich bin inzwischen einigermaßen verzweifelt und möchte herausfinden, ob sie mir
und meinem ältesten Sohn weiterhelfen können. Ich versuche, mich so knapp wie
möglich zu halten.
Max - Name geändert - ist sechs Jahre alt, ein
sehr schlauer Junge, grundsätzlich hilfsbereit, aufmerksam, kann sich lange in
ein Spiel vertiefen, mag Musik und kann sich sehr gut an Dinge erinnern, die
länger zurückliegen. Kurz nach seiner Geburt wurde ich von seinem Vater
verlassen. Wir waren daraufhin dreieinhalb Jahre ein Zweier-Team, bevor ich dann
einen Mann kennenlernte. Wir zogen schnell gemeinsam in eine Wohnung, die beiden
haben sich bestens verstanden. Genau wie dieser Mann mir viel versprochen hat,
hat er auch Max versprochen, uns niemals sitzen zu lassen, die Mama zu heiraten,
usw. Ich wurde nach einer Fehlgeburt nochmals schwanger, im Dezember 2021 kam
mein zweiter Sohn dann zur Welt. Der Mann, der uns so viel versprochen hatte,
trennte sich noch während der Schwangerschaft von mir. Das alles war sehr
schmerzhaft, besonders für Max und mich.
Max Verhalten ist seit der Trennung sehr schwierig. Er "lässt den Macker
raushängen", respektiert mich nicht und ist seit mehreren Monaten gewalttätig
mir gegenüber. Vor einiger Zeit hat er mir das Sternum geprellt, seit zwei Tagen
trage ich ein Veilchen spazieren, weil er mir mit der Faust ins Gesicht
geschlagen hat. Er würgt mich, schubst mich und bespuckt mich, er ist richtig
außer sich, ich erkenne ihn dann kaum wieder.
Die Abstände zwischen seinen Ausbrüchen werden immer kürzer, diese Woche war die reinste Katastrophe. Es stand die Vermutung im Raum, dass er besonders im Unterzucker dazu neigt, gewalttätig zu werden, was nun mit dem Kinderarzt abgeklärt werden soll, der scheinbar endlich den Ernst der Lage erkennt. Ich war mit Max bereits bei der Kinderpsychologin, wo er ab Oktober eine Spieltherapie bekommt. Ich hatte Kontakt mit dem Jugendamt, wo man mir aber sagte, ich mache einen gefestigten Eindruck und wisse, wo ich hinwolle, weshalb eine Familienhilfe für uns keinen Sinn mache. Max ist Asthmatiker und hat viele Allergien, ab Dienstag sind wir für ein paar Nächte stationär in der Lungenfachklinik in ..., um diese Baustelle anzugehen.
Vielleicht ist das alles auch zu viel, vielleicht ersticke ich ihn mit den
ganzen Rettungsversuchen?
Die Gewalt richtet sich fast ausschließlich gegen mich, manchmal aber auch gegen
die Oma, die uns im Alltag oft unterstützt. Immer wieder wurde mir gesagt, das
alles nicht persönlich zu nehmen, aber das ständige Schlagen und Beschimpfen
geht mir an die Substanz. "Drecksmutter", "Dumme Sau", "Ich vernichte dich". Ich
verstehe das als Hilferufe, bin aber mit meinem Latein am Ende. Ich habe keine
Ahnung, was ich noch für Max tun kann.
Gleichzeitig muss ich mich fast rund um die Uhr um den kleinen Bruder ... kümmern, die Nächte sind selten erholsam. Außerdem soll bis November meine ..arbeit fertig sein, was mit leerem Akku und traurigem Herzen ein Ding der Unmöglichkeit ist. Wir brauchen dringend Hilfe, ich schaffe das nicht mehr und Max leidet sichtlich, zumal sich die Intensität seiner Ausbrüche in den letzten Wochen wieder verstärkt hat. Natürlich steht auch noch der Schulstart an, was die ganze Sache nicht einfacher macht.
Ich glaube, dass wir in einer Sackgasse gelangt sind und ich brauche dringend
jemanden, der uns einen Ausweg zeigt.
Können Sie uns helfen? Gibt es irgendeine Möglichkeit, diesen ganzen Mist zu
reparieren?
Ich hoffe sehr, dass Sie eine Idee für uns haben.
Herzlichen Dank im Voraus,
mit freundlichen Grüßen,
...
-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: ...
Gesendet: Sonntag, 2. Juni 2019 21:57
An:
Betreff: dringende Bitte um Rat
Lieber Herr Thiel,
auf der Suche nach potentieller Hilfe „für meinen neunjährigen Sohn A“ bin ich
auf Ihre Website gestoßen, die mich direkt sehr angesprochen hat.
Die Anführungszeichen stehen oben deshalb, weil ich durchaus nicht der
Überzeugung bin, dass A „das Problem“ ist oder ihm dadurch geholfen werden
könnte, dass er allein zu einem Psychologen geht/eine Therapie macht: Ja, er hat
massive Probleme – und mein Mann und ich sind schlichtweg überfordert mit der
Lösung derselben und sicherlich nicht unbeteiligt an deren Entstehung, wenn auch
natürlich nicht absichtlich -> Wir haben massive Probleme und brauchen Hilfe.
Ganz akut (und sehr kurz gefasst) sind ganz offensichtliche Fakten und Probleme,
die es zu lösen gilt:
* A verweigert die Schule, immer wieder und immer häufiger. Inzwischen ist er
zweimal während der Schulzeit „einfach“ nach Hause gerannt. Er hat dieses
Schuljahr schon extrem viele Fehltage.
* Er rastet regelmäßig komplett aus, wenn etwas nicht so läuft
(„Kleinigkeiten“), wie er es möchte (Frustrationstoleranz oft = 0), verbal und
körperlich, und findet schier kein Ende – und langsam aber sicher stufe ich das
als gefährlich ein. Ich meine, er ist erst neun Jahre alt – aber er wächst, wird
stärker… es wird gefährlich, wenn es so weitergeht.
Ein bisschen mehr Input:
A ist ziemlich intelligent, wird an der Schule von Anfang an ausgebremst ->
Unterforderung ist ein großes Thema, sowie der Verlust des natürlichen,
kindlichen Lerneifers (mir ist bewusst, dass das ein Gesellschaftsproblem und A
da kein Einzelfall ist, aber bei ihm ist es extrem).
Aufgrund der extremen Ausrasterei und meiner Ohnmacht demgegenüber war A schon
mal, vor ca. zwei Jahren(?), bei einer Psychologin in „Therapie“ – das war für
ihn eine sehr positive Erfahrung, hat aber am Ende langfristig nichts verändert.
Seither gab es viel Veränderung an „anderen“ Baustellen:
Familien-Wiederzusammenführung, Umzug von ... nach ..., Schulwechsel.
Ich war mit A bereits vor einiger Zeit beim zuständigen Schulpsychologen in ...
.
Ich bin ziemlich regelmäßig im Gespräch mit A’s Klassenlehrerin und dem
Schulleiter der Grundschule – A war bei mehreren Gesprächen mit dabei. Er
besucht dort eine Familienklasse.
Er ist im Grunde sozialkompetent – so unwahrscheinlich das gerade klingen mag.
Aufgrund der Unterforderung an der Grundschule hat er dieses Schuljahr für zwei
Wochen am ... Gymnasium in einer Hochbegabten-Klasse hospitiert – das hat er
toll gemeistert (es war auch sein Wunsch), jedoch waren alle (A und ich
eingeschlossen) der Ansicht, dass es jetzt trotz allem noch zu früh für ihn
wäre, ans Gymnasium zu wechseln, schon allein aufgrund des Drucks und der
Gesamtentwicklung.
In letzter Zeit überlege ich, ob eine ganz alternative Schule für A „die Lösung“
sein könnte… Jedoch bin ich ziemlich sicher, dass nicht nur die Schulsituation
Probleme verursacht – wir brauchen definitiv Hilfe. Schule hin, Schule her.
Ich kann und will nicht länger aushalten, dass mein neunjähriger Sohn wie
besessen auf mich eindrischt und –tritt, mir alles Mögliche androht, Sachen nach
mir wirft und die Wohnung demoliert (es grenzt an ein Wunder, dass noch kein
Fenster zu Bruch gegangen ist), weil ich ihm irgendetwas, was er gerade möchte,
nicht erlaube (Bsp.: Nutzung digitaler Medien, an einem Tag, an dem er die
Schule verweigert), einen von ihm bestimmten „Kompromiss“ nicht eingehe (Bsp.:
Ich gehe am Montag wieder in die Schule, wenn Du das Mattscheiben-Verbot für
Sonntag wieder wegnimmst), oder weil ich irgendetwas von ihm verlange, das er
nicht möchte (Bsp.: Jetzt Zähneputzen. Oder: Nochmal richtig Zähneputzen.)
A hat zwe Geschwister:
eine Schwester 14 Jahre alt, und einen sechzehnjährigen Bruder, beide sind auf
dem ... Gymnasium in ...und kommen zurzeit alle mit sich, dem Rest der Familie
und der Welt ganz gut klar.
Ich höre jetzt auf zu erzählen und hoffe, dass das, was ich geschrieben habe,
für Sie einen Sinn ergibt und nicht nur nach Wirrwarr aussieht. Es fällt mir
nicht leicht, unsere sehr komplexe Familiensituation irgendwie so herunter zu
brechen, dass ein realistisches Gesamtbild dabei herauskommt und klar
ersichtlich ist, an welcher Stelle wir Hilfe benötigen.
In der Hoffnung, dass Sie uns irgendwie und sehr schnell (die Schulpflicht sitzt
uns im Nacken) eine Hilfestellung geben können, mit der Bitte um möglichst
schnelle Rückmeldung Ihrerseits (Kontaktdaten siehe oben) und mit herzlichem
Gruß
..