Sohn schlägt Mutter

 

 

 

 

 

Peter Thiel 

Systemischer Berater und Therapeut / Familientherapeut (DGSF)

E-Mail: info@praxis-fuer-loesungsorientierte-arbeit.de

Internet: http://praxis-fuer-loesungsorientierte-arbeit.de

 

Die nachfolgenden Anfragen wurden teilweise leicht verändert, um die Anonymität der Anfragenden zu sichern.

 

 





-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: ...
Gesendet: Sonntag, 28. August 2022 21:45
An: ...
Betreff: Hilfe!

Sehr geehrter Herr Thiel,

ich bin inzwischen einigermaßen verzweifelt und möchte herausfinden, ob sie mir und meinem ältesten Sohn weiterhelfen können. Ich versuche, mich so knapp wie möglich zu halten.

Max - Name geändert - ist sechs Jahre alt, ein sehr schlauer Junge, grundsätzlich hilfsbereit, aufmerksam, kann sich lange in ein Spiel vertiefen, mag Musik und kann sich sehr gut an Dinge erinnern, die länger zurückliegen. Kurz nach seiner Geburt wurde ich von seinem Vater verlassen. Wir waren daraufhin dreieinhalb Jahre ein Zweier-Team, bevor ich dann einen Mann kennenlernte. Wir zogen schnell gemeinsam in eine Wohnung, die beiden haben sich bestens verstanden. Genau wie dieser Mann mir viel versprochen hat, hat er auch Max versprochen, uns niemals sitzen zu lassen, die Mama zu heiraten, usw. Ich wurde nach einer Fehlgeburt nochmals schwanger, im Dezember 2021 kam mein zweiter Sohn dann zur Welt. Der Mann, der uns so viel versprochen hatte, trennte sich noch während der Schwangerschaft von mir. Das alles war sehr schmerzhaft, besonders für Max und mich.

Max Verhalten ist seit der Trennung sehr schwierig. Er "lässt den Macker raushängen", respektiert mich nicht und ist seit mehreren Monaten gewalttätig mir gegenüber. Vor einiger Zeit hat er mir das Sternum geprellt, seit zwei Tagen trage ich ein Veilchen spazieren, weil er mir mit der Faust ins Gesicht geschlagen hat. Er würgt mich, schubst mich und bespuckt mich, er ist richtig außer sich, ich erkenne ihn dann kaum wieder.

Die Abstände zwischen seinen Ausbrüchen werden immer kürzer, diese Woche war die reinste Katastrophe. Es stand die Vermutung im Raum, dass er besonders im Unterzucker dazu neigt, gewalttätig zu werden, was nun mit dem Kinderarzt abgeklärt werden soll, der scheinbar endlich den Ernst der Lage erkennt. Ich war mit Max bereits bei der Kinderpsychologin, wo er ab Oktober eine Spieltherapie bekommt. Ich hatte Kontakt mit dem Jugendamt, wo man mir aber sagte, ich mache einen gefestigten Eindruck und wisse, wo ich hinwolle, weshalb eine Familienhilfe für uns keinen Sinn mache. Max ist Asthmatiker und hat viele Allergien, ab Dienstag sind wir für ein paar Nächte stationär in der Lungenfachklinik in ..., um diese Baustelle anzugehen.

Vielleicht ist das alles auch zu viel, vielleicht ersticke ich ihn mit den ganzen Rettungsversuchen?

Die Gewalt richtet sich fast ausschließlich gegen mich, manchmal aber auch gegen die Oma, die uns im Alltag oft unterstützt. Immer wieder wurde mir gesagt, das alles nicht persönlich zu nehmen, aber das ständige Schlagen und Beschimpfen geht mir an die Substanz. "Drecksmutter", "Dumme Sau", "Ich vernichte dich". Ich verstehe das als Hilferufe, bin aber mit meinem Latein am Ende. Ich habe keine Ahnung, was ich noch für Max tun kann.

Gleichzeitig muss ich mich fast rund um die Uhr um den kleinen Bruder ... kümmern, die Nächte sind selten erholsam. Außerdem soll bis November meine ..arbeit fertig sein, was mit leerem Akku und traurigem Herzen ein Ding der Unmöglichkeit ist. Wir brauchen dringend Hilfe, ich schaffe das nicht mehr und Max leidet sichtlich, zumal sich die Intensität seiner Ausbrüche in den letzten Wochen wieder verstärkt hat. Natürlich steht auch noch der Schulstart an, was die ganze Sache nicht einfacher macht.

Ich glaube, dass wir in einer Sackgasse gelangt sind und ich brauche dringend jemanden, der uns einen Ausweg zeigt.

Können Sie uns helfen? Gibt es irgendeine Möglichkeit, diesen ganzen Mist zu reparieren?

Ich hoffe sehr, dass Sie eine Idee für uns haben.

Herzlichen Dank im Voraus,

mit freundlichen Grüßen,

...

 

 

 

 

 

 

 




-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: ...
Gesendet: Sonntag, 2. Juni 2019 21:57
An:
Betreff: dringende Bitte um Rat

Lieber Herr Thiel,

auf der Suche nach potentieller Hilfe „für meinen neunjährigen Sohn A“ bin ich auf Ihre Website gestoßen, die mich direkt sehr angesprochen hat.

Die Anführungszeichen stehen oben deshalb, weil ich durchaus nicht der Überzeugung bin, dass A „das Problem“ ist oder ihm dadurch geholfen werden könnte, dass er allein zu einem Psychologen geht/eine Therapie macht: Ja, er hat massive Probleme – und mein Mann und ich sind schlichtweg überfordert mit der Lösung derselben und sicherlich nicht unbeteiligt an deren Entstehung, wenn auch natürlich nicht absichtlich -> Wir haben massive Probleme und brauchen Hilfe.

Ganz akut (und sehr kurz gefasst) sind ganz offensichtliche Fakten und Probleme, die es zu lösen gilt:

* A verweigert die Schule, immer wieder und immer häufiger. Inzwischen ist er zweimal während der Schulzeit „einfach“ nach Hause gerannt. Er hat dieses Schuljahr schon extrem viele Fehltage.

* Er rastet regelmäßig komplett aus, wenn etwas nicht so läuft („Kleinigkeiten“), wie er es möchte (Frustrationstoleranz oft = 0), verbal und körperlich, und findet schier kein Ende – und langsam aber sicher stufe ich das als gefährlich ein. Ich meine, er ist erst neun Jahre alt – aber er wächst, wird stärker… es wird gefährlich, wenn es so weitergeht.

Ein bisschen mehr Input:
A ist ziemlich intelligent, wird an der Schule von Anfang an ausgebremst -> Unterforderung ist ein großes Thema, sowie der Verlust des natürlichen, kindlichen Lerneifers (mir ist bewusst, dass das ein Gesellschaftsproblem und A da kein Einzelfall ist, aber bei ihm ist es extrem).
Aufgrund der extremen Ausrasterei und meiner Ohnmacht demgegenüber war A schon mal, vor ca. zwei Jahren(?), bei einer Psychologin in „Therapie“ – das war für ihn eine sehr positive Erfahrung, hat aber am Ende langfristig nichts verändert.
Seither gab es viel Veränderung an „anderen“ Baustellen: Familien-Wiederzusammenführung, Umzug von ... nach ..., Schulwechsel.
Ich war mit A bereits vor einiger Zeit beim zuständigen Schulpsychologen in ... .
Ich bin ziemlich regelmäßig im Gespräch mit A’s Klassenlehrerin und dem Schulleiter der Grundschule – A war bei mehreren Gesprächen mit dabei. Er besucht dort eine Familienklasse.
Er ist im Grunde sozialkompetent – so unwahrscheinlich das gerade klingen mag.
Aufgrund der Unterforderung an der Grundschule hat er dieses Schuljahr für zwei Wochen am ... Gymnasium in einer Hochbegabten-Klasse hospitiert – das hat er toll gemeistert (es war auch sein Wunsch), jedoch waren alle (A und ich eingeschlossen) der Ansicht, dass es jetzt trotz allem noch zu früh für ihn wäre, ans Gymnasium zu wechseln, schon allein aufgrund des Drucks und der Gesamtentwicklung.
In letzter Zeit überlege ich, ob eine ganz alternative Schule für A „die Lösung“ sein könnte… Jedoch bin ich ziemlich sicher, dass nicht nur die Schulsituation Probleme verursacht – wir brauchen definitiv Hilfe. Schule hin, Schule her.
Ich kann und will nicht länger aushalten, dass mein neunjähriger Sohn wie besessen auf mich eindrischt und –tritt, mir alles Mögliche androht, Sachen nach mir wirft und die Wohnung demoliert (es grenzt an ein Wunder, dass noch kein Fenster zu Bruch gegangen ist), weil ich ihm irgendetwas, was er gerade möchte, nicht erlaube (Bsp.: Nutzung digitaler Medien, an einem Tag, an dem er die Schule verweigert), einen von ihm bestimmten „Kompromiss“ nicht eingehe (Bsp.: Ich gehe am Montag wieder in die Schule, wenn Du das Mattscheiben-Verbot für Sonntag wieder wegnimmst), oder weil ich irgendetwas von ihm verlange, das er nicht möchte (Bsp.: Jetzt Zähneputzen. Oder: Nochmal richtig Zähneputzen.)

A hat zwe Geschwister:
eine Schwester 14 Jahre alt, und einen sechzehnjährigen Bruder, beide sind auf dem ... Gymnasium in ...und kommen zurzeit alle mit sich, dem Rest der Familie und der Welt ganz gut klar.

Ich höre jetzt auf zu erzählen und hoffe, dass das, was ich geschrieben habe, für Sie einen Sinn ergibt und nicht nur nach Wirrwarr aussieht. Es fällt mir nicht leicht, unsere sehr komplexe Familiensituation irgendwie so herunter zu brechen, dass ein realistisches Gesamtbild dabei herauskommt und klar ersichtlich ist, an welcher Stelle wir Hilfe benötigen.

In der Hoffnung, dass Sie uns irgendwie und sehr schnell (die Schulpflicht sitzt uns im Nacken) eine Hilfestellung geben können, mit der Bitte um möglichst schnelle Rückmeldung Ihrerseits (Kontaktdaten siehe oben) und mit herzlichem Gruß

..

 

 

 

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