Sohn rastet aus
Peter Thiel
Systemischer Berater und Therapeut / Familientherapeut (DGSF)
E-Mail: info@praxis-fuer-loesungsorientierte-arbeit.de
Internet: http://praxis-fuer-loesungsorientierte-arbeit.de
Die nachfolgenden Anfragen wurden teilweise leicht verändert, um die Anonymität der Anfragenden zu sichern.
-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: ...
Gesendet: Mittwoch, 19. Oktober 2022 12:44
An: ...
Betreff: Dringende Hilfe für meinen Sohn
Sehr geehrte Damen und Herren,
Ich habe derzeit extreme Probleme an meinen Sohn heran zu kommen.
Er ist jetzt 7 Jahre und in einer sehr schwierigen Pubärtären Phase.
Er rastet regelmäßig aus und wird dann auch Körperlich.
Es ist teilweise so schlimm, das ich ihn festhalten muss, da er sonst sich selbst oder andere verletzt.
Er geht einmal die Woche zu einem Ergotherapeuten.
Ich habe verschiedenste Dinge ausprobiert (eine Wutuhr, ein Codewort, Auszeiten, konsequentes Verhalten, verständnisvoll reden, usw.) leider erfolglos.
Es hat heute darin gegipfelt, das er von der Schule abgehauen ist und sie ihn über eine Stunde gesucht haben.
Dies ist nicht nur gefährlich, sondern auch ermüdend.
Ich weiß mir keinen Rat mehr und suche jetzt dringend Hilfe, damit wir dies gemeinsam in den Griff bekommen können.
Er selbst weiß gar nicht warum er sich so verhält. Er nennt es: sein kleines
„Monster“
Ich hoffe nun auf diesem Wege Hilfe zu finden oder einen Weg, den wir gehen
können, womit mein Sohn sich auch wohl fühlt. Ich möchte ihm so gerne helfen da
raus zu kommen.
Ich hoffe das sie noch eine zündende Idee haben.
Mit freundlichen Grüßen
...
-------- Ursprüngliche Nachricht --------
Von: ...
Datum: 01.05.22 11:30 (GMT+01:00)
An: ...
Betreff: Bitte um Kennenlerntermin
Sehr geehrte Damen und Herren,
Sie wurden mir von Frau X..., einer Schulpsychologin vom ... Schulamt für
systemische Familientherapie empfohlen, weil mein 10jähriger Sohn
Max - Name geändert - seit einigen Wochen die
Schule schwänzt. Er ist in der 4. Klasse und hat eine 9-jährige Schwester. Sie
ist in der 3. Klasse.
Ich wende mich an Sie, weil ich nicht mehr weiß, wie ich meinem Sohn bzw. meinen
beiden Kindern noch helfen kann. Ich habe schon vieles versucht und viele
Ratschläge ausprobiert.
Mit Frau X... habe ich überlegt, dass Max ein sogenannter Symptomträger sein
könnte, ich kann ihn leider mit Gesprächen nicht erreichen, er sagt mir nicht,
warum er nicht zur Schule geht. Auch mit seinem Klassenlehrer redet er nicht
darüber und auch mit keinem Familienmitglied.
Manchmal kann man ganz normal und vernünftig mit ihm reden, aber wenn er
aggressiv wird, weil man darauf besteht, dass er allgemeine, alltägliche Regeln
einhält (am Tisch ordentlich mit dem Besteck essen, Körperpflege, frische
Kleidung, Freundlichkeit in der Kommunikation usw.), tritt er Türen ein, hebt
Türen aus den Angeln und geht schlagend und tretend und kratzend auf mich,
meinen Freund oder auch auf seine Schwester los.
Bis zum Schuleschwänzen war er nie wirklich auffällig in der Schule. Er kam auch
mit dem Stoff gut bis mittelmäßig zurecht. Inzwischen wurde eine
Rechtschreibstörung bei ihm festgestellt. Das erste Mal die Schule verweigert
hat er bereits vor einem Jahr im Frühjahr 2021. Da ist er am Parkplatz der
Schule weggelaufen und hat sich versteckt und es war dann auch die Polizei
involviert. Das war damals ein einmaliger Vorfall bis vor einigen Wochen. Wir
waren dieses Jahr leider schon zweimal in Quarantäne, teilweise über zwei Wochen
lang und die Kinder waren zwischendurch auch viel krank. Das hat den Rhythmus
des zur Schulegehens bei meinem Sohn zerstört. Beide Kinder tun sich schwer
damit, Dinge wegzuwerfen, die kaputt sind oder sogar "Müll" sind. Sie haben
meiner Meinung nach große Verlustängste.
Zu unserer Familiengeschichte und allgemein zur Situation: Ich habe mich im
Januar 2016 vom Vater der Kinder getrennt. Die Zusammenarbeit mit ihm und später
(seit 2017 etwa) mit seiner neuen Frau (verheiratet seit 2018) gestaltet sich
leider seit Jahren sehr schwierig, obwohl ich mir große Mühe gebe. Ich bin
zunächst alleinerziehend gewesen, lebe aber Tür an Tür mit meinen Eltern (bzw.
mit meiner Mutter, mein Vater ist 2020 verstorben, dazu später mehr).
Seit November 2019 kennen die Kinder meinen neuen Lebenspartner, der uns als Familie sehr bereichert. Seit der Trennung von meinem Ex-Mann Anfang 2016 bis Anfang 2019 waren die Kinder in unterschiedlich langen Wechselmodellintervallen jeweils zur Hälfte bei mir und bei ihrem Vater. Da es ihnen damit aber nicht gut ging, und meine Tochter mit 5 Jahren gesagt hat, dass sie tot sein will, wurde 2019 gerichtlich entschieden, dass sie im Alltag 10 Tage bei mir sind und dann 4 Tage beim Vater. Die Ferien teilen wir nach wie vor offiziell zur Hälfte. Nach etwa 7 Monaten nach dem Gerichtstermin haben die Kinder damit begonnen, die Vaterzeit zu verkürzen, so dass sie meistens nur noch Sa-Mo bei ihm waren, statt Do - Mo. Manchmal haben sie die Papazeit auch ganz ausfallen lassen oder sind in den Ferien früher zurück gekommen.
Beide Kinder waren nun mehrere Jahre bei der ... in ... in tiefenpsychologischer Therapie, meine Tochter auch zwischenzeitlich auch in Ergo- und Physiotherapie. Die Therapie bei der ... hat nun geendet bzw. endet in Kürze und ist meiner Meinung nach auch nicht die richtige Art von Therapie für unsere Situation.
Im Mai 2020 hat die Familie ein Schicksalschlag getroffen. Mein Vater verunglückte tödlich bei einem Verkehrsunfall und er war für meinen Sohn eine Art Ersatz für den nicht so präsenten Vater.
Von heute auf morgen war der Opa tot und aufgrund des Lockdowns brach auch die
Schule als strukturgebendendes Sicherheitsnetz weg. Die Kinder durften keine
Freunde sehen und hatten wenig Ablenkung von dem Trauerfall.
Phasenweise läuft gut mit beiden Kindern, manchmal haben sie aber auch
stundenlang Streit oder provozieren mich, so dass ich nie wirklich zur Ruhe
kommen kann und das seit Jahren.
Mein Sohn zeigt zunehmend stark pubertäres Verhalten und ist seit Jahren verbal
und körperlich übergriffig. Er lügt, nimmt heimlich Geld von uns und versteckt
Schlüssel von Zimmern oder gar der Haustür.
Aufgrund seines jungen Alters kann ich ihn nicht wie einen widerspenstigen
15-jährigen behandeln, so dass mir trotz meiner pädagogischen Ausbildung und
jahrelanger Berufserfahrung mit Kindern Inzwischen meine Ideen ausgehen.
Gleichzeitig zu seinem pubertären Verhalten, zeigt er aber manchmal auch
Verhaltensweisen von 2-3 -jährigen Kindern, Sprache und Körpesprache, Trotz- und
Tobsuchtsanfälle. Regeln und Vorgaben kann er im Alltag zu Hause nicht
akzeptieren und rastet sofort aus.
Ich ersuche Sie hiermit um Hilfe und bitte um einen Kennenlerntermin.
Ich bedanke mich im Voraus für Ihre Zeit und verbleibe
mit freundlichen Grüßen,
...