Selbstbefriedigung

 

 

 

 

 

Peter Thiel 

Systemischer Berater und Therapeut / Familientherapeut (DGSF)

E-Mail: info@praxis-fuer-loesungsorientierte-arbeit.de

Internet: http://praxis-fuer-loesungsorientierte-arbeit.de

 

Die nachfolgenden Anfragen wurden teilweise leicht verändert, um die Anonymität der Anfragenden zu sichern.

 

 

 

 


 

-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: ...
Gesendet: Dienstag, 15. November 2022 04:57
An: ...
Betreff: Bitte um einen kurzfristigen Termin

Guten Tag Herr Thiel,

ich schreibe Ihnen weil es innerhalb der Familie einen Vorfall gab mit dem ich nur schwer umgehen kann.

Meine Frau Sabine Schulze - Name geändert, 36 Jahre, und ich Jürgen Schulze - Name geändert, 42 Jahre, wohnen in ... . Wir sind jetzt sieben Jahre zusammen und seit September 2019 verheiratet. Gemeinsam haben wir das Haus in dem wir mit unseren Kindern wohnen vor drei Jahren gekauft.

Wir haben drei Töchter. Da gibt es A...., 7 Jahre, welche Sabine mit in die Ehe gebracht hat. Dann ist da unsere gemeinsame Tochter B....., 4 Jahre. Und dann haben wir noch meine Tochter C...., 11 Jahre, aus erster Ehe.

Unsere gemeinsame Zeit kann ich letztes Jahr nur harmonisch beschreiben. Aber im Letzten Jahr bekam meine Frau die Diagnose MS. Seit dem ist es schwierig für alle geworden.

Zudem hat unsere Tochter A.... im letzten Jahr ein sehr auffälliges Verhalten an den Tag gelegt und uns wurde geraten dies abklären zu lassen. Seit dem ist Sie beim Kinderpsychologen um abzuklären was da los ist.

Innerhalb dieser Gespräche hat man Sie gebeten, anhand von Bildern, die Familienmitglieder den Bildern zuzuordnen.

Dabei hat A.... folgendes geäußert, „ Mama ist die Hexe und schreit immer“, „ Papa ist das Schwein was sich immer dreckig macht“.

Darauf hin hat meine Frau mich gefragt ob A.... mich eventuell beim Selbstbefriedigen erwischt haben könnte. Dies kann ich aber eigentlich ausschließen.

Hierzu gibt es aber eine kleine Vorgeschichte. Meine Frau hat mich vor zweieinhalb Jahren dabei erwischt wie ich mich selbst befriedige. Das fand Sie überhaupt nicht gut.

Jetzt ist so dass meine Frau sich distanziert hat. Weil es für Sie sehr schwierig ist damit umzugehen.

Warum A... diese Aussagen gemacht und was Sie sich dabei gedacht hat ist bis heute nicht aufgeklärt weil Sie emotional momentan nicht zugänglich ist. Sie hat weitere vier Termine bekommen um der Sache auf den Grund zu gehen. Das Abschlussgespräch ist dann im Februar. Aber selbst dann ist noch nicht sicher ob sich dies aufklärt.

Ich habe Angst das wir als Familie dies nicht überstehen und alles auseinander bricht. Die Stimmung ist sehr angespannt und Streitigkeiten häufen sich. Wie verhalte ich mich meiner Frau gegenüber richtig und wie Ihrer Familie. Da sind einige Personen die von dem Vorfall wissen. Ich fühle mich alleine gelassen mit dieser Situation und weiss nicht weiter.

Ich hoffe Sie nehmen sich dieser Sachen an und ich höre von Ihnen.

...

 

 

 

 

 


-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: ...
Gesendet: Sonntag, 4. Februar 2018 14:33
An: ...
Betreff: Probleme in der Ehe

Hallo Herr Thiel,

Ich habe seit einiger Zeit Probleme in der Ehe. Ich bin inzwischen 24 Jahre verheiratet. Unsere Ehe verlief glücklich und überwiegend harmonisch. Klar, es gab immer wieder mal Probleme, die aber einfach zu einer Beziehung dazu gehören. Die Menschen sind nun mal einzigartig und verschieden. Seit ein paar Jahren habe ich meinen Mann wiederholt bei der Selbstbefriedung überrascht. Ich war jedes Mal sehr verletzt und traurig. Wir haben auch noch regelmäßig Verkehr. Nun sah ich unseren Verkehr nicht mehr als Liebesbeweis von seiner Seite sondern als Triebabbau. Wir sprachen darüber und er wiederholte immer wieder, dass es nichts mit mir zu tun hätte.

Es war ihm unangehm und es fiel ihm schwer darüber zu sprechen. Er wollte sich auch nicht darüber äußern wie oft? wann?....es vorkam. Nun habe ich natürlich wilde Fantasien, wie mein Mann, wenn er alleine zu Hause oder alleine unterwegs seinen Sexualtrieb auslebt. Er versprach, es nicht wieder zu tun.Ich wusste aber, er wird sein Versprechen nicht halten können. Hinzukam, dass ich wiederholt am Computer bemerkte, dass er sich Pornos ansah und vermutete nun, dass er sich dabei dann befriedigte. Kurz vor Weihnachten kam ich nach Hause und überrascht ihn beim Pornogucken und bei der Selbstbefriedigung. Wir sprachen erneut darüber......kamen aber zu keinem Ergebnis. Er sagt es hat nichts mit mir zu tun und ich war erneut verletzt, traurig, enttäuscht und gedemütigt.

Seitdem kann ich nicht mehr unbelastet auf meinen Mann zugehen. Ich mag mich nicht mehr vor ihm ausziehen, weil ich denke, dass er mich mit den Frauen aus den Pornos vergleicht und da habe ich absolut keine Chance mehr........Ich bin 57 Jahre. Wir hatten seitdem auch keinen Verkehr mehr. Nun weiß ich nicht wie ich damit umgehen soll. Ich war mehrere Jahre wegen Burnout in ambulanter Therapie und weiß inzwischen, dass ich etwas ändern muss, um klar zu kommen; sei es an meinem Verhalten oder an der Situation. Denn andere Menschen kann ich nicht ändern.

Was kann ich tun????

Mit freundlichem Gruß

...

 

 


-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: ...
Gesendet: Sonntag, 4. Februar 2018 21:21
An: ...
Betreff: AW: Probleme in der Ehe

Sehr geehrte Frau ...,

Danke für Ihre vielschichtige Anfrage.

Wie immer in Beziehungen gibt es ein Ich, ein Du und ein Wir, die sich in ständiger Wechselbeziehung und auch Veränderung befinden.

Nun ist aber offenbar so, dass Ihr Ich nicht mehr das Glück vergangener Zeiten spürt. Auch das mögliche Glück der Gegenwart will sich wohl nicht einstellen, es bleibt Unzufriedenheit.

Unzufriedenheit kann der Motor der Veränderung, des Ich, des Du und des Wir sein, wenn wir denn die Veränderung zulassen. Wenn nicht, dann stellt sich Stagnation ein, womöglich verbunden mit Selbstbefriedigung, sei es durch exzessives Masturbieren oder durch Sahnetorte und Schokolade im Übermaß, beides nimmt sich nicht viel.

Selbstbefriedigung - gleich welcher Art - soll Leere, Langeweile und Unzufriedenheit kompensieren. Natürlich klappt das nicht so richtig, denn es sind nur Ersatzhandlungen, Surrogate.

Wenn die Leute abends im Fernsehen Tatort oder eine Quizsendung gucken, ist das nicht selten auch eine Art Selbstbefriedigung, in so fern nichts ungewöhnliches. Manche Leute sprechen auch mit sich selber, weil sie niemanden haben, der mit ihnen spricht.

In einem gewissen Umfang gehört Selbstbefriedigung - in diesem erweiterten Sinne verstanden - zum Leben dazu, da nicht immer ein anderer Mensch oder andere Menschen für die aktuellen eigenen Bedürfnisse zur Verfügung stehen

Problematisch wird es erst dann, wenn Selbstbefriedigung das Leben dominiert.

Was können Sie tun, das ist eine gute Frage.

Ich denke ein erster gemeinsamer Termin von Ihnen und Ihrem Mann bei einem geeigneten Berater/Beraterin wäre sicher nützlich, um den Fluss wieder in Bewegung zu kriegen.


Mit freundlichen Grüßen


Peter Thiel

 

 

 

 

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