Schublade
Peter Thiel
Systemischer Berater und Therapeut / Familientherapeut (DGSF)
E-Mail: info@praxis-fuer-loesungsorientierte-arbeit.de
Internet: http://praxis-fuer-loesungsorientierte-arbeit.de
Die nachfolgenden Anfragen wurden teilweise leicht verändert, um die Anonymität der Anfragenden zu sichern.
-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: ...
Gesendet: Donnerstag, 25. Juni 2020 18:33
An: ...
Betreff: Hoffnung auf Tipps
Sehr geehrter Herr Thiel
Ich wende mich heute an Sie, in der Hoffnung das Sie uns weiterhelfen können und
sei es wenn Sie uns sagen welche Anlaufstellen wir nehmen müssen und wie wir
sinnigerweise vorzugehen haben. Sie hören sicherlich heraus, dass wir an einem
Punkt geraten sind an dem wir keine Ideen mehr haben.
Zum Sachverhalt:
Unser Sohn, ... am ... .1997 geboren, also jetzt auch nicht mehr ganz so jung,
lebt noch bei uns Zuhause. Er hatte sich im Kindergarten stellenweise auffällig
verhalten, mit Eintritt in die Schule ist dann ADS diagnostiziert worden. Mit
dieser Diagnose gingen dann entsprechende Maßnahmen einher , wie psychologische
Gespräche, Ergotherapie bis zur medikamentösen Behandlung. Durch die Grundschule
ist er mit einer Empfehlung für die Realschule gekommen, auf die er selbst
wollte, da seine Spielgefährten auch auf die städtische Realschule gingen. Mit
den Übergang auf die weiterführende Schule war die Schulzeit ein Fiasko,
verbunden mit einem zweifachen Schulwechsel. Zum Schluss hat er doch noch ein
gutes letztes Jahr an der ... Gesamtschule, wo er die Fachoberschulreife
erreichte.
Danach entschied sich ... für eine ...lehre, da Schule keine Option mehr war,
die er euphorisch anging aber wie bei vielen Dingen die ... gemacht hatte folgte
eine schnelle Ernüchterung. Nach ungefähr drei Monaten hat man Ihn von Seiten
des Betriebes gebeten die ...lehre an den Nagel zu hängen, was er dann auch wg.
der persönlichen Arbeitsbedingungen getan hat. Anschließend hatte sich dann doch
überlegt die ... anzugehen mit einem praktischen Jahr in einer ... . Aber auch
das hat ... letztendlich abgebrochen, obwohl wir Ihn natürlich bei allen auch
folgenden Versuchen immer wieder unterstützt haben.
Es folgten weitere Beschäftigungen unter anderem bei Zeitarbeitsfirmen die sich
in einem Zeitraum von 6 Monaten bis 2 Wochen bewegten. Wir haben das Gefühl,
dass er sich einfach nicht ausreichend auf seine Arbeit und dann auch über einen
längeren Zeitraum konzentrieren kann. Er ist in allem was er macht
unorganisiert. Das hat definitiv auch mit seiner Diagnose zu tun. Damit eckt er
an, und bekommt am Ende immer wieder die Papiere. Das nagt natürlich auch am
Selbstwertgefühl eines jungen Menschen. Der Freundeskreis verändert sich, weil
er im gewohnten Umfeld nicht mithalten kann. Mittlerweile hat er ein
Schutzschild um sich aufgebaut, dass es nicht einfacher macht an Ihn
heranzukommen. Er fühlt sich bei Kritik sofort persönlich angegriffen und geht
oft in die Offensive (Selbstschutz). Jetzt macht er schon eine ganze Weile
nichts mehr. Kommt zurück ins Haus wenn wir zur Nacht sind oder gehen und ist
oft unterwegs wenn ich von der Arbeit komme. Damit geht er mir oftmals aus dem
Weg und beschränkt den notwendigen Kontakt auf meine Frau. Dazu muss ich sagen,
dass auch ich nicht viel mit ihm spreche. Soll heißen das Klima zwischen uns,
ist auch nicht gerade das Beste. ... meint, ich reduziere Ihn auf die Arbeit die
er nicht hat. Und da er da nicht in der Spur ist würde ich Ihn ignorieren. Ich
meine, es ist schwierig mit ihm über seine Probleme zu sprechen ohne das es
eskaliert, also lasse ich es bleiben. Und ich habe oft ein Problem damit über
Nebensächlichkeiten zu sprechen, wenn mir andere Themen unter den Nägeln
brennen.
Jetzt hat sich das über einen längeren Zeitraum so eingespielt und ist für uns
Alltag. Trotzdem ist meiner Frau und mir klar, dass die Situation nicht so
bleiben kann. Wobei wir immer gehofft haben, dass vielleicht die Zeit für uns
spielt. Aber der Junge wird bald 24 Jahre und ist aufgrund seiner Situation
schon lange nicht mehr Kindergeldberechtigt. Zudem wurden wir jetzt noch von der
Krankenkasse in die Pflicht genommen die Beiträge für Ihn zu bezahlen. Wir
wissen so gar nicht, wo wir noch ansetzen können und welche Anlaufstellen es für
... und uns noch gäbe.
Meine Frau hat mit unseren Sohn über die Kontaktaufnahme gesprochen, da sich
Marcel gegebenenfalls auch helfen lassen müsste.
In der Hoffnung auf Tipps die uns weiterhelfen, bedanke ich mich schon jetzt bei
Ihnen.
Gerne führen wir auch ein persönliches Gespräch mit Ihnen.
Mit freundlichen Grüßen
...