Pflegebedüftiger Angehöriger

 

 

 

 

 

Peter Thiel 

Systemischer Berater und Therapeut / Familientherapeut (DGSF)

E-Mail: info@praxis-fuer-loesungsorientierte-arbeit.de

Internet: http://praxis-fuer-loesungsorientierte-arbeit.de

 

Die nachfolgenden Anfragen wurden teilweise leicht verändert, um die Anonymität der Anfragenden zu sichern.

 

 

 

 

 



-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: ...
Gesendet: Montag, 8. April 2019 12:43
An: ...
Betreff: Anfrage auf eine Ehe- und Familienberatung

Sehr geehrte Damen und Herren,

wie ich auf Ihrer Internetseite lesen durfte, bieten Sie eine Familienberatung an, für den Fall, dass es in der Familie und in der Ehe kriselt.

Ich find Ihre Darstellung sehr überzeugend und wende mich daher heute an Sie, um uns Beraten zu lassen und um vielleicht gemeinsam neue Wege zu erarbeiten.

Zu den Umständen, die mich bewogen Ihre Beratung in den Fokus zu nehmen:

Ich leide unter mentalem und psychischem Stress, der aus dem Umgang mit der körperlichen Behinderung meiner Ehefrau hervorgeht.
Meine Frau ist im Jahr 2009 an einer beidseitigen Encephalitis (ähnliche Symptome wie bei einer Meningitis) erkrankt und seitdem zu 100% schwerbehindert.
Sie kann seither nicht mehr sprechen, weil die Mundmotorik nervlich nicht angesteuert werden kann und muss daher über Magensonde ernährt werden.
Das Sprachverständnis und auch das Gehör ist erhalten und sie verständigt sich mit einer Buchstabenzeigetafel.
Die Eingangsstelle der Magensonde im Bauchraum, die sog. PEG, muss täglich gepflegt mit neuen Verbänden verbunden werden.
Durch ihre schwere Erkrankung ist ihre rechte Körperhälfte stark spastisch ausgeprägt.
Auch die linke Körperhälfte weist Lähmungserscheinungen und Verluste der Sensibilität auf.
Am Anfang ihrer Erkrankung besaß meine Frau lange Zeit kein Rumpfgefühl und musste intensiv therapiert und gepflegt werden.
Mit der Zeit gelang es jedoch sie in den sicheren Stand zu bringen.
Und so entwickelte sie sich in kleinen Schritten, auch unterstützt durch eine entsprechende stationäre Reha, ständig und fortschreitend weiter, bis sie bis ein eigenständiges Laufen entwickelte mit dem sie freihändig und ohne fremde Unterstützung laufen konnte.
Doch bis dahin waren sehr große Anstrengungen von Nöten und hat auch so manche Schweißperle und auch den ein oder anderen Rückschlag gekostet.
Denn obendrein ist meine Frau durch ihre schwere Erkrankung auch leider mit ... belastet und die sorgen dafür, dass mühevoll erarbeitete Fähigkeiten wieder verloren gehen und wieder neu erlernt werden müssen.
Es war in den vergangenen Jahren ein ständiges auf und ab. Ständig waren Probleme zu lösen, sei es mit der Krankenkasse oder mit Personalproblemen, die die häusliche Versorgung sicherstellten.

Ich sitze wegen all diesen Problemen überwiegend am Schreibtisch, und opfere meine persönliche Zeit dafür, um Anträge zu stellen, um Fragebögen zu beantworten oder mit Institutionen zu telefonieren, wenn es um Termine oder sonstige Fragen geht, die die Belange und Versorgung meiner Ehefrau betreffen.
Immer wieder kommen auch Unfälle meiner Frau hinzu, wo sie mal durch ihre labile Gleichgewichtshaltung oder aufgrund eines eingetretenen epileptischen Krampanfalls stürzt und sich dabei verletzt. So wurde sie schon mehrmals wegen einer Kopfplatzwunde behandelt und zog sich auch einen Bruch des Schlüsselbeins zu.


Im März 2018 wäre sie fast an einer Verstopfung gestorben. ... . Daraufhin erholte sie sich jedoch glücklicherweise wieder und trug aber fortan ein Stoma, was zusätzlichen Pflegeaufwand bedeutete.

Hierzu habe ich sehr große Schwierigkeiten bekommen, überhaupt noch Pflegepersonal für den häuslichen Bereich zu finden.

Unsere finanzielle Belastung war ohnehin schon mehr als strapaziert.
Im Jahre 2011 haben wir uns ein Haus gekauft und darauf lastet noch immer eine große Darlehenssumme, die ich Monat für Monat mit knapp ... - Euro als Annuitätenzahlung abstottere.

Hinzu kommt natürlich die finanzielle Belastung , die sich aus der Behinderung von meiner Frau ergeben, sodass es Monat für Monat gerade so reicht.

Mitte des Jahres 2018 konnte ... . Das erleichterte allen Beteiligten den pflegerischen Aufwand erheblich. Doch schon im August des selben Jahres, erlitt meine Frau einen schweren Sturz, bei dem sie sich einen Bandscheibenvorfall zuzog, der erst einige Wochen später entdeckt und diagnostiziert wurde. Zwar wurde sie umgehend nach der Diagnose daran operiert, doch seitdem ist sie tagtäglich auf ihren Rollstuhl angewiesen und kann nicht mehr selbstständig laufen. Wieder wurde der pflegerische Aufwand größer und hält bis heute an.

Neben diesen erwähnten Umständen haben wir einen gemeinsamen 13-jährigen Sohn, der mit uns zusammen im Haushalt lebt und der natürlich auch unter dieser familiären Belastung steht.

Ich sehe mich als drehendes Rad in dieser ganzen Szenerie und bin gehalten ständig neue Wege zu suchen und zu finden, um dem Familienleben einen halbwegs gesunden Charakter zu geben.

Doch in letzter Zeit sehe ich dieser Bewältigung kritisch entgegen, was unsere und besonders meine Zukunft betrifft. Die Gebrechen nehmen mit zuunehmendem Alter bekanntlich zu. Es wird also nicht einfacher, sondern aller Wahrscheinlichkeit schwieriger.

Ich selbst bin mittlerweile gesundheitlich belastet, weil ich aus Bewegungsmangel nicht einem erfüllten Leben nachgehen kann. Ich sehe mich mittlerweile zu vielen Einschränkungen und Entbehrungen ausgesetzt, den ich mental nicht mehr lange standhalten kann.

Ich fragte mich, wer wird mich später einmal versorgen? Wer kümmert sich um mich, wenn ich selbst Hilfe brauche und gepflegt werden muss?

Mein Sohn ist noch minderjährig und keiner weiß, wo sein Weg hinführen wird. Durch die jahrlange Belastung wird er sicher auch nicht auch noch die Pflege seines Vaters übernehmen wollen.

Ich mache mir große Sorgen, weil mein Leben spurlos an mir vorübergeht. Ich habe mein ganzes Leben geopfert ohne auf mich selbst Rücksicht zu nehmen.
Auch ich bin eine Mensch, der noch Leben möchte und sich ein Frau wünscht, die mir die Seite stärkt.

Es erscheint mir wie ein Teufelskreis, aus dem es zwecklos ist zu entkommen.

Ich möchte nicht später schlecht versorgt in einem Pflegeheim vor mich hin vegetieren.

Deshalb wende ich mich heute an Sie, um mit Ihnen zusammen eine Lösung meiner Situation zu erarbeiten.

...

 

 

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