Parentifizierung

 

 

 

 

 

Peter Thiel 

Systemischer Berater und Therapeut / Familientherapeut (DGSF)

E-Mail: info@praxis-fuer-loesungsorientierte-arbeit.de

Internet: http://praxis-fuer-loesungsorientierte-arbeit.de

 

Die nachfolgenden Anfragen wurden teilweise leicht verändert, um die Anonymität der Anfragenden zu sichern.

 

 

 

 

 


-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: ...
Gesendet: Montag, 6. November 2023 10:39
An: ...
Betreff: systemische Familienberatung

Guten Tag,

mir wurde empfohlen, eine systemische Familienberatung auszusuchen.

Ich denke, dass meine Mutter (64J) eine Messie-Störung (das weiß Sie nicht) und darunter viele aufzuarbeitende Themen hat und weiß gerade nicht, wohin ich mich wenden soll. In ... hab ich keine Ansprechpartner dafür gefunden.

Mein Hauptanliegen ist, dass ich mich aus der Helfer und Unterstützer-Rolle des Systems (generell aus dem Dramen Dreieck) meiner Mutter rausnehmen möchte, aber nicht weiß wie ich das bestmöglichst empathisch machen soll und ob es Sinn macht Sie mit meiner Ansicht zu konfrontieren und oder inwieweit das möglich ist.

Wir haben weitgehend eine zu enge, symbiotische, co-abhängige, dysfunktionale Bindung, es besteht Parentifizierung und in meinen Augen bestehen auch narzisstische Anteile.

Die einzigen Bezugspersonen in ihrem Leben sind meine Schwester und ich. Ich stehe somit unter großen Druck, schlechtes Gewissen, Schuldgefühle und Scham sind dabei. Ich kann und will da gerade nicht mehr, mein Leidensdruck ist nun groß genug, ich habe selber Depressionen, chron. Erkrankung, etc. und räume gerade in meinem Leben auf, ich brauche meine Energie für mich und ich will das nicht mehr mittragen und unterstützen.

Ich wünsche mir, dass Sie sich Hilfe holt, aber einen anderen Menschen kann ich nicht ändern. Daher hole ich mir Hilfe. Ich weiß nicht, wie ich ihr da weiterhin begegnen und ihr das verständlich machen soll.

Ich selber bin für mich in laufender Psychotherapie.

Finanziell bin ich sehr begrenzt, bekomme aktuell ALG 1, bzw. ab demnächst Geld von der DRV da eine LTA bewilligt wurde.

Wie lange dauert es, einen Termin zu bekommen und was würde eine Beratung mit Ermäßigung kosten?

Würde ich zunächst alleine kommen oder gleich meine Mutter und Schwester, die es auch betrifft mitbringen sollen/müssen.

Viele Grüße,

...


 

 



 


-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: ...
Gesendet: Samstag, 12. November 2022 09:44
An: ...
Betreff: Wir brauchen Hilfe

Hallo,

wir sind eine dreiköpfige Familie, ich 56 Lj, mein Mann 52 Lj und unsere Tochter
Pauline - Name geändert - 16 Lj.

Vor 5 Jahren , da war sie 11 Lj !!! hat unsere Tochter eine Anorexie entwickelt, in der Folge 2x stat. und amb PT über ca 2 Jahre , seit Corona keine Therapie mehr.

Wir hatten schon Kontakt zum Jugendamt, Pauline war 3 Wo in der Notaufnahme , mein Mann und ich hatten Gespräche bei der FAB , weil es teilweise zuhause nicht mehr ging und es ständig Streit gab ( wg Banalitäten wie z.B ein neuer Haarschnitt!!), Pauline terrorisiert uns regelrecht, teils tritt und schlägt sie.

Die Zündschnur ist kurz. Essen ist vordergründig kein Problem mehr, das Gewicht stabil, je nach Drucksituation bei ihr kommt es jedoch zu bulemischen Phasen.

Ich habe schon Kontakt zur ... Beratungsstelle aufgenommen , dort kann sie sich melden, immerhin, nachdem mein Mann und ich gefühlt 100 Psychotherapeuten angerufen haben. Wenn sich mal jemand zurückmeldet, winken die gleich ab, mit uns will niemand was zu tun haben, zu komplex…

Problem ist nur, dass Pauline sich nicht um den Termin bei ... kümmert, sie hat Angst .

Was haben Sie damit zu tun?

Pauline macht sich und uns das Familienleben zur Hölle. Eigentlich haben wir kein Familienleben mehr. Mein Mann und ich gehen zur Arbeit und dann kommen wir nach Hause und gehen in unser Zimmer.

Warum ist das so ?

Sie räumt auf. Überall.

Wir dürfen uns nicht im Wohnzimmer aufhalten, weil es unordentlich wird. Sie faltet sogar die Schmutzwäsche, die in die Waschmaschine soll.

Wenn man doch einmal im Wohnzimmer sitzt und fernsieht, drängelt sie und wartet solange bis man „aufgibt“ ,um aufzuräumen. Das dauert teils bis 1.00 Uhr nachts, am nächsten Tag ist Schule. Gymnasium, aktuell Mathe 6!

Sie ist bei uns die Erziehungsberechtigte, sie kontrolliert uns, sie ist total überfordert. Sie tut mir so leid. Ich wünsche mir so sehr, dass sie damit aufhören kann und einfach nur ein normaler Teenager sein kann. Wir leben seit 5 Jahren im Ausnahmezustand, wir wollen , dass das aufhört. Das es Paulina besser geht, das es uns als Familie besser geht. Dazu brauchen wir Hilfe, wir schaffen es allein nicht.

Können Sie uns beraten?

...

 



-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: ....
Gesendet: Montag, 14. November 2022 17:24
An: ...
Betreff: Aw: AW: AW: Wir brauchen Hilfe

Jetzt ist es passiert. Heute morgen gab es Streit, meine Tochter hat mich geschubst,so dass ich mit dem Kopf gegen den Küchenschrank geschlagen bin und getreten.Daraufhin habe ich ihr mit dem Handfeger,den ich zufällig in der Hand hatte, einen Schlag verpasst. Jetzt hat sie mich angezeigt.Ich schäme mich.Ich kann nicht mehr.





-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: ...
Gesendet: Montag, 14. November 2022 22:57
An: ...
Betreff: AW: AW: AW: Wir brauchen Hilfe

Sehr geehrte Frau ...,

es schaut so aus, als ob Ihre Tochter im Betreuten Jugendwohnen vielleicht am besten aufgehoben wäre.

Am besten Sie nehmen zeitnah mit dem Jugendamt Kontakt auf und fragen, ob sich da kurzfristig was organisieren lässt, sonst eskaliert die Situation womöglich noch mehr.


Mit freundlichen Grüßen


Peter Thiel

 



-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: ....
Gesendet: Dienstag, 15. November 2022 17:51
An: ...
Betreff: Aw: AW: AW: AW: Wir brauchen Hilfe

Das Jugendamt ist wegen Personalmangel überfordert, ich habe 2 Telefonnummer vom Soz.psyh Dienst und Kinderpsychtr.Dienst ..., nach Anruf dort wurde ich wieder an das Jugendamt verwiesen. Dankeschön für Ihre Rückmeldung

 

 

 

-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: ...
Gesendet: Dienstag, 15. November 2022 18:48
An: ...
Betreff: AW: AW: AW: AW: Wir brauchen Hilfe

Was für ein Personalmangel?

Olaf Scholz von der SPD macht den Doppelwumms - spendiert dem Lauterbach Milliarden auf Pump - und im Jugendamt weigert man sich ordentlich zu arbeiten.

Nächsten streikt auch noch die Polizei, die Gerichte und die Bundeswehr und dann kommt die allgemeine Anarchie und der Scholz und der Lauterbach sind am Arsch.


Welches Jugendamt ist zuständig, welcher Sachbearbeiter.


Haben Sie schon Dienstaufsichtsbeschwerde beim Leiter des Jugendamtes eingereicht?



Mit freundlichen Grüßen


Peter Thiel

 

 

 

 

 


-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: ...
Gesendet: Donnerstag, 12. Dezember 2019 16:39
An: ...
Betreff: Beratungsanfrage

Hallo Herr Thiel,

Mein Name ist Martina Timbur (Name geändert) und ich bin 35 Jahre alt (Single, kinderlos). Ich wende mich an Sie, weil ich ein Problem mit der Beziehung zu meiner Mutter (61 Jahre) habe und nicht weiß, wie ich es alleine angehen bzw. lösen soll:

Zwischen meiner Mutter und mir hat der Abnabelungsprozess nie wirklich stattgefunden. Weder hat sie mich bis heute wirklich losgelassen, noch konnte ich mich jemals richtig von ihr lösen.

In unserer Familie gibt es nur sie und mich. Ich bin für meine Mutter der Mittelpunkt ihres Lebens geblieben (ihre Aussage). Zu meinem Vater besteht seit der Trennung meiner Eltern im Jahr 2000 kein Kontakt, ich habe keine Geschwister (zwei weitere Kinder, die meine Mutter zur Welt gebracht hat, sind kurz nach der Geburt gestorben), meine Großeltern sind bereits verstorben und meine Eltern sind auch Einzelkinder. Meine Mutter hatte in den letzten Jahren auch keinen neuen Partner.

Nachdem sich meine Eltern getrennt haben, habe ich immer mehr die Rolle „des Mannes im Haus“ übernommen und kümmere mich auch heute noch um viele Dinge, mit denen meine Mutter sich nicht auskennt. Natürlich nimmt sie diese Hilfe auch gerne in Anspruch, da ich versuche immer für die da zu sein und noch nicht ernsthaft auf die Idee gekommen bin, ihr zu sagen, sie soll etwas selbst probieren.

Wir haben seit der Scheidung ein sehr viel engeres emotionales Verhältnis zueinander entwickelt als es davor der Fall war. Ich rede, seit damals und auch noch heute, sehr offen über sehr viele meiner Probleme/Gedanken mit meiner Mutter. Unser Verhältnis ist mehr freundschaftlich als mütterlich-töchterlich. Und obwohl ich schon 35 Jahre alt bin, wünschte ich mir oft, sie wäre mehr Mutter und weniger Freundin. Jemand zu der ich aufschauen kann und die mir auch mal einen Ratschlag gibt. Bei uns ist das eher umgekehrt, oft habe ich das Gefühl, dass ich die Mutter bin.

Dann denke ich wiederum, dass meine Erwartungen an meine Mutter zu hoch sind, vor allem da ich diese Gedanken ihr gegenüber erst vor kurzem zu ersten Mal kommuniziert habe.

Mir ist leider erst vor kurzem wirklich bewusst geworden in welch hohen Maß ich mich für meine Mutter verantwortlich fühle. Ich bin in ständiger Sorge um ihr physisches und psychisches Wohlergehen. Da sie sowohl mit körperlichen Gebrechen als auch mit depressiven Verstimmungen zu kämpfen hat, besteht auch stets Anlass zur Sorge. Ich versuche alles zu vermeiden, was sie verletzen, verärgern oder traurig machen könnte. Ich habe ein schlechtes Gewissen, wenn sie meine Hilfe braucht, ich aber keine Zeit habe. Gerne würde ich z.B. an Weihnachten verreisen, tue es aber nicht, weil Weihnachten und Familie für sie wichtig sind. In den letzten 18 Jahren habe ich mehrere Anläufe unternommen, aus ... wegzuziehen, weil ich nicht in dieser Stadt leben wollte/will (Studium in einer anderen Stadt, Auslandsjahr, Arbeit auf einem Kreuzfahrtschiff). Allerdings habe ich immer schuldig gefühlt bei dem Gedanken, meine Mutter alleine zu lassen, also habe ich mich in ... niedergelassen.

In meinen geheimsten Gedanken stelle ich mir vor, dass ich erst dann „frei“ sein werde, mein Leben zu leben, wenn meine Mutter irgendwann nicht mehr lebt. Und in den Momenten, in denen ich das Kämpfen satthabe und resigniere, erscheint mir dieses Abwarten als keine schlechte Option. An den besseren Tagen denke ich aber: So kann es nicht weitergehen – ich möchte mein Leben frei und nach meinen Vorstellungen gestalten – dazu fehlt mir aber der Mut; ich möchte meinem Leben einen Sinn geben; ich möchte irgendwann eine funktionierende Beziehung führen können – dazu muss ich aber erstmal emotional erwachsen werden; ich möchte ein bisschen glücklicher und erfüllter leben als momentan. (Vermutlich sind das aber Themen, die über das Problem mit meiner Mutter hinausgehen. Aber irgendwo sollte ich anfangen…)

Vor einigen Wochen habe ich versucht meiner Mutter diese Gedanken zu erklären und sie gebeten mir dabei zu helfen, unsere Beziehung zu verändern. Natürlich ist der Schuss völlig nach hinten losgegangen. Sie konnte nicht verstehen, was mein Anliegen war, war verletzt und hat sich komplett zurückgezogen. Nach zwei weiteren Gesprächen mit meiner Mutter war mein Fazit, dass es in erster Linie mein Problem ist, da ICH mich ja für sie verantwortlich fühle und dass ich das Problem zunächst alleine angehen werde; mit der Option sie bei Bedarf mit ins Boot zu holen.

Und nun kommen Sie eventuell ins Spiel: Ich habe keine Vorstellung davon, wie eine „normale“ Beziehung zwischen mir und meiner Mutter aussehen könnte. Ich weiß nicht, wie ich dieses Verantwortungsgefühl und das schlechte Gewissen loswerden kann. Wie kann ich lernen meine Grenzen zu erkennen und sie zu kommunizieren, ohne meine Mutter zu verletzen?

Wenn Sie denken, dass Sie mir bei meinen Themen behilflich sein könnten, würde ich mich über Ihre Rückmeldung freuen.

Mit freundlichen Grüßen,

...



 

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