Neurodermitis
Peter Thiel
Systemischer Berater und Therapeut / Familientherapeut (DGSF)
E-Mail: info@praxis-fuer-loesungsorientierte-arbeit.de
Internet: http://praxis-fuer-loesungsorientierte-arbeit.de
Die nachfolgenden Anfragen wurden teilweise leicht verändert, um die Anonymität der Anfragenden zu sichern.
-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: ...
Gesendet: Donnerstag, 24. August 2023 12:54
An: ...
Betreff: Familie Starke: auf der Suche nach einem Familientherapeut
Lieber Herr Thiel,
auf der Suche nach einem Familientherapeut in ... bin ich auf Ihr Angebot
gestoßen.
Wir sind auf der Suche nach Unterstützung, um familiär in ein besseres
Miteinander zu finden. Die Herausforderungen betreffen insbesondere den guten
Umgang mit unserem großen Sohn, aber nicht nur...
Ist es möglich, dass wir als Familie von Ihnen unterstützt werden?
Ich versuche mal, unsere Situation in Worte zu fassen:
Ich (1981 geboren, Pädagogin) bin mit meinem Mann (Lars
- Name geändert, auch 1981 geboren, ...) seit 2007 zusammen. Wir sind
unverheiratet.
Unsere 3 Söhne sind 2013
(...), 2016 (...) und 2018 (...) geboren. Wir lieben uns und unsere Kinder.
Von ca. 2016 bis ca. 2021 war die Beziehung zw. Lars und mir immer wieder sehr
krisenhaft. Belastungsursachen waren in meinen Augen:
- unsere Ideenlosigkeit mit der bestehenden, beengten und schimmelbelasteten
Wohnsituation im ... ,
- unsere ungeschickte, vorwurfslastige, gegenseitig belehrende Kommunikation
miteinander,
- ein enormer Arbeitsdruck verbunden mit ständigem Zeitmangel (ich habe von 2011
bis Juli 2023 an einer Schule in ... gearbeitet, seit ca. 2021 mit (ich benenne
es vereinfachend) „Mobbingproblematiken“, Lars ist als ... in einem Unternehmen
tätig) und
- Schicksalsschläge (2018 ist unter nicht einfachen Umständen meine Mutter
verstorben, 2020 mein Vater, Ende 2021 bekam mein Mann eine Parkinsondiagnose
und mein Immunsystem ist im Kontext der enormen Dauerstressbelastung dermaßen
zusammengekracht, dass ich von Dez.21-Feb.22 Dauerinfekte hatte und länger
krankgeschrieben war).
Hinzu kamen dann noch die Corona-Lockdowns und die „normalen Familienaufgaben“
mit drei kleinen Kindern und ... Neurodermitis, die von seinem 3 Lebensmonat bis
zum Auszug aus der ... Wohnung für massiv schlaflose Nächte bei ihm und mir
gesorgt hat.
Unsere Not, den Stress, die Überforderung, die Ungeschicklichkeiten im
Miteinander haben die Kinder natürlich voll mitbekommen.
Seit Anfang 2022 verbessert sich unsere Situation stetig:
Im März 2022 sind wir in ein hübsches Häuschen mit viel Platz und ohne Schimmel
nach ... gezogen. ... hat eine sehr nette Klasse mit schnell neuen Freunden
erwischt und ist in ... im Fußballverein. ... und ... hatten dann endlich ab
Sep. 22 einen tollen Kita-Platz mit lieben Kindern und zugewandten
Erzieher*innen.
Lars hat nun gute Ärzt*innen an der Seite und ist medikamentös so eingestellt,
dass die Symptome besser geworden sind. Ich bin in guter ärztlicher Behandlung,
eine Schilddrüsenproblematik wurde erkannt, wird behandelt und seitdem ist mein
Immunsystem wieder stabilisiert. ...s Haut hat sich seit dem Auszug aus der
Schimmelwohnung so stabilisiert, dass er ruhig schlafen kann und keine
Cortisoncreme mehr benötigt. Das war für mich ein großes Sorgenthema. Das Thema
Gesundheit bleibt ein Dauerbrenner, an dem wir dran bleiben müssen.
Ich habe im Januar 2023 meine Arbeitsstelle gekündigt und beginne im Aug. 2023
... an .... in .... Die neue Schule ist toll, die Kolleg*innen scheinen auch
sehr zugewandt, aber das Projekt "Referendariat" ist in meiner Lebensphase
straff.
All das ist gut und dennoch bleibt es schwer... Schwer bleibt insbesondere das
Finden eines guten Umgangs und einer gewaltfreien Kommunikation nicht mehr so
sehr auf Paarebene aber mit den Kindern. Und schwer bleibt die Vereinbarkeit der
diversen Bedürfnisse: Kinder, Paar, Arbeit, Haushalt.
Die Altlast aus der jahrelangen Krisenzeit „Wenn jmd. in unserer Familie etwas
möchte, dann wird traditionell von Erwachsenen und Kindern über Verhalten und
Sprache viel Druck gemacht“, ist aus unserem System schwer rauszubekommen.
Insbesondere mit ... unserem Großen, der langsam in die Pubertät hineinwächst,
haben wir Schwierigkeiten. Er brüllt, beschimpft uns, schreit und das Wort
„nein“ ist äußerst schwer durchzusetzen. Die Herausforderungen mit ihm gehen so
weit, dass sich Nachbarn wg. der Lautstärke beschweren, dass er mehrfach aus dem
Unterricht hinausgeworfen wurde und dass ich vor den Sommerferien
von der sehr lieben Klassenlehrerin zum Gespräch einbestellt wurde.
Wenn man ihn anspricht, dann hört er es oft nicht. Dann muss man sich runterbeugen, ihn anschauen und ganz dicht bei seiner Aufmerksamkeit mit ihm sprechen. Das ist sehr anstrengend und im Alltag schwer dauerhaft leistbar. Oder es rutscht Gebrüll raus, was nicht sein soll.
... ist ein ganz toller
Junge, mit vielen Interessen, er liebt Fußball, interessiert sich für viele
Sachthemen. Ich finde es unerträglich, dass ich und Lars immer wieder in einen
völlig blöden Schimpfmodus geraten. ...selbst vergleicht sich oft, formuliert
immer wieder, dass er etwas besonders gut kann, dass ich zuschauen soll, wie er
den besten Ball irgendwohin pfeffert usw. Ich frage mich, was ich tun kann, um
sein Selbstwertgefühl zu stärken und wie ich ihm helfen kann, dass er ruhiger
und respektvoller wird.
..., der Mittlere, ist ruhiger und hat viel Mitgefühl, aber auch er kann in
Situationen, in denen er wütend wird, sehr heftig werden, hat z.B. aus lauter
Wut in zwei unterschiedlichen Situationen Glasscheiben im Haus eingeschlagen. Er
reflektiert später sein Handeln oft, kommt auf mich zu und beschreibt nach der
Wut, was los war und was besser gewesen wäre.
... ist noch klein, aber beobachtet seine Brüder und uns Eltern sehr aufmerksam
und setzt den Imperativ auch immer häufiger mit Gebrüll ein.
Ich habe im Aug. meine neue Arbeitsstelle begonnen, um aus der schlechten
Arbeitssituation meiner alten ... rauszufinden (die Stelle war unbefristet und
gut bezahlt) und mir langfristig eine neue, gute Arbeitsbasis aufzubauen und
auch die Familie abzusichern. In den kommenden 18 Monaten werde ich zeitlich und
nervlich sehr gefordert sein. Danach wird es ruhiger werden können... Hilfe von
außen haben wir kaum: Lars Eltern wohnen weiter weg und sind diesbezüglich
zurückhaltend, eine Au-Pair konnte sich Lars bisher nicht vorstellen, für eine
Babysitterin haben wir eine Adresse an der Hand, aber es bisher noch nicht
ausprobiert.
Können Sie uns mit unseren Sorgen unterstützen? Oder wenn nein, an wen könnten
wir uns wenden?
Liebe Grüße,
...
-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: ...
Gesendet: Sonntag, 10. Januar 2021 12:21
An: ...
Betreff: Frage nach Familientherapie
Sehr geehrte Damen und Herren,
ich wende mich an Sie, da m.E. in unserer Familie Bedarf an einer
Familientherapie besteht.
Zuerst möchte ich Ihnen kurz einen Überblick über unsere Familie und Situation
verschaffen.
Zu den Personen:
Mein Name ist Thomas (Name geändert), ich bin 48 Jahre alt und arbeite als ... in einem Unternehmen, ... .
Meine Frau Antonia (Name geändert) ist 46, arbeitet im ... als Sachbearbeiterin.
Unsere Tochter X wird in diesem Jahr 18 und lernt in ... in ... in der 11. Klasse.
Unser Sohn Y ist 15 und besucht derzeit die 8. Klasse des ... Gymnasiums, wird sich aber auch in ... bewerben (wobei er noch nicht weiß, ob er da wirklich hin will, das wird seine Entscheidung sein).
Die Bereitschaft zur Therapie ist von X und mir aus vorhanden, meine Frau steht
dem skeptisch gegenüber. Y`s Meinung kann ich nicht einschätzen, aktuell scheint
er aber auch am wenigsten betroffen zu sein.
Zur Historie:
Antonia und ich haben uns während des Studiums kennengelernt. Als X ca. 1 Jahr alt war, nahm ich - mit ca. 5000 € Schulden im Gepäck - einen Job in dem Unternehmen an, in dem ich auch jetzt arbeite (als ...). Ich pendelte ca. 2 mal die Woche die etwa 100 km. Nach etwa einem weiteren Jahr zog Antonia mit X hinterher, wir waren wieder in Familie. Allerdings war das vermutlich auch der Anfang vom Ende für Antonias Studium.
Die Jahre gingen ins Land, unser Sohn wurde geboren, wir zogen um ... herum
mehrmals um, Antonia nahm mehrere befristete Jobs im Unternehmen an - bis wir
schließlich ein ca. 150 Jahre altes Haus kauften.
Das Haus:
Auch das ging nicht ohne Kreditaufnahme. Inzwischen war ich kreditwürdig ohne Ende, so dass das kein Problem war. Wir hatten vor, viel in Eigenleistung zu tun und haben auf diese Weise die Aufwände einerseits unter-, die Leistungsfähigkeit andererseits überschätzt.
Das Haus hat 3 Etagen á ca. 50 m², die obere Etage - eigentlich für die Kinder
geplant - ist fertig, die untere Etage (enthält u.a. die Küche sowie meinen
Schlafplatz) ist im Wesentlichen so, wie bei der Übernahme, die mittlere Etage
ist unbewohnbar, weil Baustelle. Allerdings machen wir gerade in diesem Moment
einige Fortschritte. Kurz: Das Geld ist alle, die Arbeit nicht. Die restlichen 3
Personen wohnen auf 2 Zimmer und so eine Art Mini- Wohnzimmer als
Gemeinschaftsraum verteilt in der oberen Etage, ich habe Bett und Arbeitsplatz
in der unteren Etage.
Problemfelder:
Antonia haderte schon immer mit Teilaspekten des Lebens. Anfangs die hohen Schulden, später die Tatsache, dass sie permanent nur befristet beschäftigt war, aktuell damit, dass das Haus nicht fertig ist, unsere Beziehung schwierig ist, unsere Kinder langsam flügge werden und die Schwierigkeiten zwischen ihr und ihrer Tochter über die Jahre gewachsen sind. Im Ergebnis hatte sie eine Depression, mit der sie 2 Jahre 14-tägig ambulant in Behandlung war. Aktuell gilt sie als gesund, wird aber etwa vierteljährlich betreut.
Meine Tochter hat Neurodermitis. Sie scheint nicht so schlimm zu sein, aber bemerkenswert ist, dass sie deutlich stärker zu Tage tritt, wenn sie zu Hause ist. In ... sind die Beschwerden viel geringer.
In der Beziehung zwischen Antonia und mir gibt es auch jede Menge Spannungen und
Probleme, aber diese sollen hier nicht im Vordergrund stehen. Es geht vor allem
darum, die Beziehungen zwischen Eltern und Kind(ern) nachhaltig zu verbessern.
Fragen:
Wie geschildert, leben wir trotz relativ hohen Einkommens von der Hand in den
Mund. Musikschule für die Kinder, Material fürs Haus, Handwerker für die Dinge,
die wir nicht selbst können. Können Sie überschlägig sagen, mit wievielen
Sitzungen wir so in etwa rechnen müssten? Sehen Sie Chancen dafür, dass die
Kosten von der Krankenkasse übernommen werden?
Verfahrensweise:
Sie haben natürlich jetzt vor allem meine Sicht auf die Dinge kennengelernt. Die
Sichtweise der restlichen Familienmitglieder kann davon erheblich abweichen. Es
wäre m.E. sinnvoll, wenn Sie zu Beginn mit allen Familienmitgliedern
Einzelgespräche führen würden. Hinzu kommt, dass meine Frau große Angst davor
hat, "vorgeführt" zu werden. Wenn sie das Gefühl hat, dass es nicht so läuft,
wie sie es für sinnvoll hält, wird sie dicht machen und das Ganze ist von Vorn
herein gestorben.
Koronabedingt ist aktuell schwer planbar, wann X verfügbar ist und wann sie
in ... weilt.
Hochachtungsvoll
...