Nähe

 

 

 

 

 

Peter Thiel 

Systemischer Berater und Therapeut / Familientherapeut (DGSF)

E-Mail: info@praxis-fuer-loesungsorientierte-arbeit.de

Internet: http://praxis-fuer-loesungsorientierte-arbeit.de

 

Die nachfolgenden Anfragen wurden teilweise leicht verändert, um die Anonymität der Anfragenden zu sichern.

 

 

 

 



-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: ...
Gesendet: Donnerstag, 1. August 2024 21:12
An: ...
Betreff: Erstkontakt Familie ...

Sehr geehrter Herr Thiel,

ich wende mich an Sie, da mein Partner und ich zuletzt einige Themen in unserer Ehe nicht zielführend betrachten können, wobei eher ich die treibende Kraft bin.

Aktuell könnte ich aus Ihrem Portfolio der Leistungen, die sie anbieten, nicht genau sagen, was uns am besten helfen könnte.

Wir sind seit 5 Jahren zusammen und seit 2 Jahren verheiratet.

Das Thema um welches wir uns eigentich seit 3 Jahren drehen ist vorallem Sexualität.

In den letzten Jahren wurde dies immer mal wieder angesprochen und an unterschiedlichen Lösungsansätzen gearbeitet aber aufgrund von anderen Themen in unserem gemeinsamen Leben ist dies oftmals wieder in den Hintergrund gerutscht.

Erst dieses Jahr im Januar kam dieses Thema, sowie mein Bedürfnis nach Intimität und Nähe wieder auf den Tisch, nun aber in einer sehr starken Intensität. Vorallem bei mir.

Gemerkt, dass sich in meiner Wahrnehmung etwas geändert hat und meine Bedürfnisse einen Wandel durchgemacht haben, habe ich ca.im September 2023.

Ich wünsche mir mehr Nähe, Verbundenheit und Intimität sowie Sex, mein Partner anscheinend auch, aber die Leidenschaft fehlt (dies ist aus meiner Sicht geschildert).

Wir führen eine sehr harmonische, respektvolle und liebevolle Ehe, wir streiten selten bis nie.

Ich habe in den letzten Monaten immer wieder aktiv die Kommunikation gesucht aber es scheint mir, als würden wir zwei unterschiedliche Sprachen sprechen. Oder ganz unterschiedliche Bedürfnisse haben.

Vielleicht können Sie uns bei diesem Weg unterstützen.

Mit freundlichen Grüßen

...

 

 

 

 

 

 

 

 


-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: ...
Gesendet: Dienstag, 25. Juni 2024 09:06
An:
Betreff: Paartherapie

Hallo Herr Thiel,

wir, Martin und Johanna - Namen geändert, benötigen Unterstützung.

Unser offensichtliches Dilemma besteht darin, dass ich (Johanna) zur Zeit mehr Freiraum benötige und mein Mann (Martin) mehr Nähe.

Seit einem guten Jahr bin ich nicht mehr in der Lage meinem Mann meine Liebe zu bekunden. Durch meine Depression 2021/2022 ist meine gesamte Gefühlswelt sehr abgestumpft.

Die Therapeutin in der Rehaklinik (Anfang 2024) hat mir gesagt, dass die Gefühle wieder kommen, wenn der Druck abnimmt.

Die unausgesprochene Erwartungshaltung meines Mannes empfinde ich als belastend.

Seit 2022 bin ich auch nicht mehr in der Lage dem sexuellen Verlangen meines Mannes gerecht zu werden.

Das Verlangen meines Mannes war immer ein wenig höher als meines, seit Februar 2024 ist dies nahezu zum Erliegen gekommen.

Damit Sie sich ein besseres Bild machen können, versuche ich kurz unseren Weg zu beschreiben:

Unsere Wege haben sich vor ca. 7 Jahren gekreuzt, da unsere besten Freunde ein Paar geworden waren.

Seit Dezember 2017 führen wir eine Beziehung und wohnen zusammen.

2019 haben wir uns verlobt und 2020 geheiratet und ein Haus gekauft. 2021 haben wir ... (Hund) in unser Leben geholt.

Seit 2022 wissen wir, dass ich (Johanna) keine Kinder bekommen kann.

2022 wurde eine Depression/Anpassungsstörung bei mir diagnostiziert und medikamentös und therapeutisch behandelt.

Ende 2022 haben wir eine künstliche Befruchtung versucht, die gescheitert ist.

In diesem Zeitraum wurde bei meinem Mann Schlafapnoe diagnostiziert. Aus diesem Anlass hat er sich im März 23 einer OP unterzogen.

Anfang 2023 wurde bei mir eine Sarkoidose festgestellt, die im Laufe des Jahres wieder zurück gegangen ist.

Ende 2023 war ein Burn-Out meines Mannes (Martin) soweit fortgeschritten, dass er seit Weihnachten 2023 krankgeschrieben ist und seit 21.05. in der Tagesklinik in ... behandelt wird.

Ich war Anfang 2024 für 5 Wochen in einer psychosomatischen Reha.

Ich bin seit Ende 2022 in therapeutische Behandlung, mein Mann seit Anfang des Jahres 2024.

Beruflich bin ich seit 12 Jahren im ... und konnte 2020-2023 komplett im Home Office arbeiten, weshalb ich viel im Haushalt und Garten erledigt und den Hund erzogen habe. 2018 und 2024 habe ich meinen Aufgabenbereich und damit das Team innerhalb der Abteilung gewechselt.

Mein Mann hat Mitte 2019 bei ... als Projektleiter gekündigt und hat nach einer kurzen, ungeplanten Arbeitslosigkeit bei ... als Assistent der Geschäftsführung angefangen. Nach kurzer Zeit hat er fortwährend viel Verantwortung und Aufgabenbereiche dazu bekommen. Er hat nicht die Möglichkeit im Home Office zu arbeiten.

Ich, Johanna, habe Probleme meine Bedürfnisse wahr zu nehmen und auf sie zu achten. Außerdem komme ich aus einer Familie in der ich nicht gelernt habe mit Konflikten um zu gehen. Diese Umstände haben dazu geführt, dass ich mich sehr dafür verantwortlich fühle die unausgesprochenen Bedürfnisse meines Mannes voraus zu ahnen und vorab zu befriedigen. Außerdem versuche ich unangenehme Gespräche zu vermeiden und Probleme ohne fremde Hilfe zu lösen.

Ich (Martin) habe beruflich wie auch privat nie gelernt „nein“ zu sagen. Somit helfe ich oft über meine Ressourcen hinaus.

Dinge und Themen loszulassen fällt mir schwer. Ab und an fällt es mir schwer Dinge, die ich für meinen beruflichen Kontext gelernt habe, privat nicht anzuwenden (Rethorik, Körpersprache). Hier dran arbeite ich aktuell.

Die Situation, die wir gerade als Paar bestreiten schmerzt mich sehr.

Ich versuche konstant Johanna Raum zu geben, tue ich dies nicht, steigt der Konflikt. Dies ist extrem schwer für mich, da meine Bedürfnisse darunter leiden.

Wir würden uns freuen von Ihnen zu hören.

Viele Grüße,

Johanna und Martin Held

 

 

 

 

 

 


-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: ...
Gesendet: Donnerstag, 16. Februar 2023 19:17
An: ...
Betreff: Paartherapie

Hallo,

mein Partner und ich benötigen eine Paartherapie.

Ich habe eine PTBS und diese wurde 2019 reaktiviert.

Leider habe ich Schwierigkeiten mit Nähe.

Es kommt zu vielen Streits, die böse von meiner Seite aus her eskalieren.

Die Kommunikation wird auch immer schwieriger.

Ich bin in Einzeltherapie. Aber eine gemeinsame Therapie für mich und meinem Partner erscheint sinnvoll.

Über eine zeitnahe Rückmeldung wäre ich dankbar.

Mit freundlichen Grüßen

...

 

 

 

 

 

 

 
-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: ...
Gesendet: Montag, 23. September 2019 10:33
An: ...
Betreff: Terminanfrage

Guten Tag.

Ich habe in meiner Beziehung das Problem das ich mit der Zeit immer eifersüchtiger geworden bin.

 Ich kann ihnen ja mal kurz die Lage schildern ob sie uns dabei helfen können.

Ich bin mit meiner Freundin seid vier Jahren zusammen und sie ist für mich die Frau meines Lebens. Wir sind beide 37 Jahre. Wohnen seid gut einem Jahr in meinem Haus auf dem Lande zusammen.

Ich bin mit ihr zusammen sehr glücklich und es fühlt sich alles so richtig an.

Wir haben in vielen Hinsichten die gleichen auffassungen von unserer Zukunft.

Teile viele Gemeinsamkeiten,.......

Ich war vor ihr mit einer Frau 8 Jahre zusammen und haben uns dann scheiden lassen weil sie mir öfter Fremd gegangen ist.

Jetzt ist es bei uns in der Beziehung so das meine Freundin immer weniger Nähe zulässt weil sie Probleme aus ihrer Vergangenheit abarbeiten muss(Beziehungen in denen sie sexuell missbraucht wurde (vor 18 Jahren)) sie ist deswegen auch in Behandlung um diese Sachen aufzuarbeiten.

Ich habe mal vor längerer Zeit in ihrem Tagebuch gelesen und dort hat sie geschrieben das auch kurz vor der Beziehung mit mir noch sexuelle Fantasien da waren und das sie auch intimen Kontakt zu Männern hatte.

Dafür das ich im Tagebuch gelesen habe hab ich mich bei ihr schon mehrfach entschuldigt und ich weiß auch das es scheiße war.

Es fühlt sich nur alles so komisch an wenn man vom Partner nicht mehr die Liebe bekommt die man sich wünscht.

Wenn ich sie anfassen möchte muss ich sie Fragen ob es OK ist.

Sie ist da sehr dominant und sagt immer lass mich doch auf dich zukommen.

Ich denke das ich aus diesen Gründen auch sehr eifersüchtig geworden bin.

A ist die Frau mit der ich gerne alt werden möchte und für die ich echt alles tun würde.

Ich bzw. wir würden uns freuen wenn sie uns hierbei helfen können.


Mein Ziel wäre es das ich meine Eifersucht in den Griff bekomme und das A wieder etwas mehr Nähe zulassen kann.

...


 

 

-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: ...
Gesendet: Montag, 23. September 2019 13:26
An: ...
Betreff: AW: Terminanfrage


Sehr geehrter Herr ...,

Danke für Ihre Anfrage.

Ihre Eifersucht können Sie loswerden, wenn Sie von Ihrem Besitzanspruch loslassen.

Oder wie es Fritz Perls ausdrückt:

"Nehmen wir zwei einfache Fälle zur Illustration: Ein Mann ist krank; er versucht, seinen Geschäften nachzugehen und leidet; zu der Einsicht gezwungen, daß er nun ein ganz anderes Geschäft hat, kümmert er sich um seine Krankheit, legt sich hin und wartet; das Leiden läßt nach, und er schläft ein. Oder der Tod eines geliebten Menschen: Es gibt einen traurigen Konflikt zwischen intellektuellem Hinnehmen einerseits, Wünschen und Erinnerungen andererseits. Der Durchschnittsmensch versucht sich abzulenken, wer aber mehr von sich verlangt, gehorcht dem Zeichen und gibt sich dem Leiden hin; er ruft sich die Vergangenheit zurück und sieht seine Gegenwart hoffnungslos versperrt. Er weiß nicht, was er tun soll, jetzt, da alles aus den Fugen ist; die Trauer, die Verwirrung und das Leiden dauern lange, denn so vieles muß zerstört und vernichtet und so vieles assimiliert werden, und währenddessen darf er nicht seinen unwichtigen Geschäften nachgehen und den Konflikt vorsätzlich unterdrücken. Schließlich ist die Trauerarbeit erledigt, der Mensch verändert; er nimmt nun eine Haltung schöpferischen Desinteresses ein, und alsbald werden neue Interessen vorrangig.
Emotionales Leiden ist ein Mittel, die Isolierung des Problems zu verhindern, damit das Selbst im Durcharbeiten des Konflikts im Felde des Gegenwärtigen wachsen kann. Je eher man bereit ist, im Ankämpfen gegen den zerstörerischen Konflikt nachzugeben, desto schneller ist das Leiden vorüber.

Frederick S. Perls; Paul Goodman; Ralph F. Hefferline: “Gestalttherapie. Grundlagen“, dtv, 1979, S. 152


Hier können Sie also einiges tun, da Sie ja selbst der Mensch sind, um den es geht.



Mit dem zweiten Wunsch:

"... und das A wieder etwas mehr Nähe zulassen kann."

ist das schon ganz anders. Denn zum einen ist es vielleicht so, dass A vielleicht gar nicht die von Ihnen gewünschte Nähe zulassen will, das wäre dann kein Defizit, sondern eine Haltung, zu der sie sich positionieren können, aber vermutlich nur wenig Einfluss auf eine Änderung in der von Ihnen gewünschten Richtung haben.

Sie müssten also auch hier im Sinne von Fritz Perls "loslassen", wenn Sie sich nicht an dem Konflikt aufreiben wollen.


Ist A an einem gemeinsamen Beratungstermin und an Veränderungen interessiert oder will Sie in eine ganz andere Richtung als Sie?


Mit freundlichen Grüßen


Peter Thiel

 

 

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