Maliginer Clinch
Peter Thiel
Systemischer Berater und Therapeut / Familientherapeut (DGSF)
E-Mail: info@praxis-fuer-loesungsorientierte-arbeit.de
Internet: http://praxis-fuer-loesungsorientierte-arbeit.de
Die nachfolgenden Anfragen wurden teilweise leicht verändert, um die Anonymität der Anfragenden zu sichern.
-----Ursprüngliche
Nachricht-----
Von: ...
Gesendet: Dienstag, 11. Juli 2023 10:16
An: ...
Betreff: Mediatorentermin für Freitag 21. gegen Abend und Samstag 22. vormittags
Guten Tag Herr Thiel,
ich habe eine Terminanfrage für die oben genannten Termine.
Mein Sohn ist mit Familie
aus Taiwan zu Besuch und es steht nur dieses begrenzte Zeitfenster zur
Verfügung.
Ich skizziere die Problematik:
Es gibt zwischen meinem in Taiwan lebenden (und zur Zeit in Deutschland Urlaub
machenden) Sohn und seiner japanischen Frau, beide ... und mir
seit November 21 einen derart starken Konflikt, daß die Kommunikation fast
völlig zum Erliegen gekommen ist seit Juni 22.
Ich habe am vergangenen Sonntag meinem ältesten Sohn eine Woche nach der Hochzeit meines 2. Sohnes in einem bilateralen, von mir eingeforderten Gespräch angeboten, unsere Verbindung endgültig zu beenden, da ich unsere mit unausgesprochenen Konfliktherden gespickte Situation überhaupt nicht mehr aushielte und seit Dezember 21 auf ein klärendes Gespräch wartete.
Ich hätte mich am vergangenen Freitag bei der einzigen von ihnen angebotenen 3stündigen Begegnung während ihres diesjährigen 6 wöchigen Besuches in Deutschland wie auf einem verminten Gelände gefühlt und immer Sorge gehabt hätte, etwas falsches zu sagen oder zu tun.
Ich würde es mir nicht mehr antun wollen, weder auf irgendein Lebenszeichen von ihnen zu warten noch bei den jeweils 3 h Begegnungen während ihres Besuches in 22 und nun ja auch in 23 nicht frei agieren zu können.
Sie hätten ja auch gemerkt, daß ich von mir aus auch keinerlei digitalen Kontakt seit unserer letzten Begegnung initiiert hätte.
Wir beiden hätten lediglich einen Gruß zu unseren Geburtstagen als Pflichtübung und vielleicht winzige Türspaltöffnung ausgetauscht, wobei er auf meine Grüße auch gar nicht reagiert habe.
Für mich sei die Situation untragbar, da sie ein Gespräch verweigern würden und es für seine Frau seiner Aussage nach eine Kränkung darstellte, wenn er mich alleine oder alleine mit den Kindern besuchen würde, wie es durchaus in einigen Familien üblich sei, wenn es eine unüberbrückbare Spannung zwischen Schwiegertochter und Schwiegermutter gebe.
Ich hätte mich auf die Meta-Ebene/Coaching Ebene gebracht und versucht, aus neutralem Blickwinkel 5 potentielle Lösungsmöglichkeiten anzubieten, auf keine von diesen hätten sie eingehen und würden auch nur eine einzige andere anbieten.
Diese 3 h Begegnungen, die kaum zum Aufwärmen 1 x im Jahr reiche, würde bei der Entfernung bzw. der mangelnden Möglichkeit, diese kleinen Schnuppereinheiten in Form einer sich öfter wiederholenden Möglichkeit als niederschweflige Einstiegsoptionen nicht wettmachen.
Sie hätten mir berichtet, daß sie 2 Wochen Urlaub mit seinem Vater machen würden, 1 Woche mit Freunden in einem Ferienhaus und die anderen 3 Wochen arbeiten online in ... müßten.
Daran sähe ich erneut, mit wem sie gerne ihre Zeit verbringen, wenn sie in Deutschland seien. Ich sei es offensichtlich nicht.
Ich gehörte aber auch nicht zu den Menschen, die um anderer Zuneigung kämpfen würden wollen. Diese könne man nicht erzwingen.
Daher würde ich ihm jetzt in diesem erneut von mir initiierten bzw. eingeforderten direkten Gespräch ein letztes Mal die Option eines irgendwie klärendes Gespräch in den nächsten Tagen zu Dritt anbieten.
Er habe schriftlich formuliert, daß sie selber mit der Situation unglücklich seien und sie sich zudem auch mich als Großmutter für ihre Kinder wünschten, da diese eine Verbindung zu mir hätten.
Daher sei das der Spalt, den ich die Tür noch offenließe, sonst würde ich sie definitiv schließen.
Offensichtlich hat diese Aussage die Kinder noch wohl doch dazu bewogen, ihren Urlaub in ... etwas zu verkürzen, und am Freitag, den 21. gegen abend und am Samstag vormittags, den 22. für ein Gespräch zur Verfügung zu stehen.
D.h. die Kinder können mit der logischen Option des definitiven und ausgesprochenen Kontaktabbruches nicht leben.
Dieses Fünkchen Hoffnung möchte ich jetzt nutzen, um uns allen eine Chance zu geben.
Da die kInder sicherlich
das Gespräch nicht nutzen, weil sie Sorge haben, daß es aus dem Ruder laufen
könnte und auch ich befürchte, daß wir uns evtl. verzetteln und es gut täte, die
Steuerung und das Herauskristallisieren an eine neutrale Person abzugeben, suche
ich einen Mediator/Mediatorin für diese festen Termine.
Ich würde gerne ein Telefonat mit Ihnen führen, um zu erfahren, ob Sie uns evtl.
unterstützen können.
Viele Grüsse
...
-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: ...
Gesendet: Montag, 31. Oktober 2022 10:34
An: ...
Betreff: dringender Termin gewünscht
Sehr geehrter Herr Thiel,
mein Name ist Franziska Bunckenberg - Name geändert
und ich bin 48 Jahre alt. Ich besuche derzeit meine Eltern in ... . Hier
bin ich aufgewachsen. Ich wohne seit fast 30 Jahren nicht mehr i ..., seit 20
Jahren in ... .
In unserer Familie gibt es schon seit vielen Jahren Streit, Streit zwischen
meiner Schwester und meinem Bruder. Das ist ein langes und sehr schwieriges
Kapitel. Beide wohnen in ... beziehungsweise .. .
Meine Schwester war in ihrer Kindheit sehr krank und hat meines Erachtens
psychische Probleme. Sie wirft unter anderem meinen Bruder Vergewaltigung (oder
so etwas in der Art vor über 30 Jahren) vor… Das Thema haben wir schon so oft
besprochen, es gibt nichts konkretes, sie weicht aus. Wenn dann ein paar Monate
Ruhe war und es zu keinem neuen Eklat kam, waren wir immer alle froh haben das
Thema „vergessen“. Keiner von uns wusste auch eine Lösung. Therapien die
notwendig gewesen wären, hat sie abgelehnt oder abgebrochen. Sie wurschtelt sich
durchs Leben.
Meine Geschwister haben gar keinen direkten Kontakt mehr miteinander, gehen sich
aus dem Weg.
Laut Aussage meines Bruders redet meine Schwester aber immer wieder schlecht über ihn und verbreitet weiter diese Lügen. Nach seiner Aussage erst wieder vor wenigen Tagen.
Mein Bruder ist Mitte Vierzig und war immer ein wirklich toller Kerl. Seit einigen Jahren erkenne ich eine immer größere Verbitterung, einhergehend mit einem sehr militanten, lauten und absoluten Auftreten. Die Geschehnisse rund um ... hier in .... haben ihn aus meiner Sicht noch härter gemacht. Dringend bräuchte er Hilfe, mein Vorschlag hierzu hat er abgelehnt.
Mein Bruder kümmert sich um meine Eltern, schaut fast täglich nach ihnen.
Nun ist die Situation heute eskaliert. Meinen Kurzbesuch bei meinen Eltern hat
mein Bruder heute zum Anlass genommen und mitgeteilt, wie er nun weiter in der
Sache verfahren wird.
Nun will er uns alle „vor Gericht zerren“, ich habe keine Ahnung was genau sein
Ziel ist. Ein Gespräch mit ihm ist nicht möglich. Das habe ich heute versucht.
Er schreit und hört nicht zu. Er macht die Vorgaben, er gibt die Richtung vor.
Mein Bruder wirft meinen Eltern Untätigkeit vor, Sie hätten nie Stellung bezogen
und sich von meiner Schwester distanziert.
Den Kontakt zur Familie will er nach heutigem Eklat abbrechen. Ich bin völlig
entsetzt und weiß mir keinen Rat. Sicherlich brauche ich nicht erwähnen, dass
meine Eltern (beide über 80 Jahre) am Ende sind. Sie haben keine Ahnung wie sie
sich nun verhalten sollen, wie es weiter geht.
Das in aller Kürze. Ist es möglich dass meine Eltern schnellstmöglich einen
Termin bei Ihnen bekommen? Sie benötigen dringend Unterstützung.
Ich wäre Ihnen sehr dankbar, wenn Sie mir eine kurze Rückmeldung geben, auch
wenn es nicht klappen sollte. Vielleicht haben sie mir dann einen Rat wo ich
„anklopfen“ kann.
Herzliche Grüße
...
-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: ...
Gesendet: Montag, 17. Oktober 2022 09:03
An: ...
Betreff:
Hallo und guten Morgen Herr Thiel,
ich bitte Sie um Rat und Hilfe in einer total verfahrenen Situation in der
dieses Haus hier feststeckt.
Ich bemühe mich, es kurz zu machen. Dies ist der jetztige Zustand in diesem
Haus:
Mein Mann ist ein Narzisst. Dies ist mir erst vor einem Jahr bewusst geworden,
es spricht alles dafür und erklärt so vieles aus den letzten 30 Jahren. Mein
Mann ist ein "Sammler", man kann es auch Messie nennen. Er lebt seit 24 Jahren
seine immer heftiger werdende Eifersucht auf seinen
Sohn Max - Name geändert und ... erlebt seit 24 Jahren tiefste Ablehnung
durch seinen Vater, die durch die täglichen Verbalattacken des Vaters in den
letzten Monaten unterstrichen werden. Sobald Max die Treppe zum Erdgeschoß
herunterkommt, setzt sich mein Mann auf und schaltet auf verbalen Angriff.
Neuerdings sind die Tage am schlimmsten, an denen mein Mann mich mit Max in
Gesprächen vorfindet. Da nimmt mein Mann sich verbal so ziemlich alles heraus,
und beleidigt mich und ... .
Max ist ein hochbegabter Mensch, Schulabbrecher, spielsüchtig, faul, Messie. Die
narzisstischen Züge seines Vaters kopiert er sehr gut. Max war früher sehr auf
Ordnung und Sauberkeit bedacht. Heute trägt er Geschirr, Gläser, Besteck,
manches mal auch Töpfe in eines seiner beiden Zimmer, die Teile verweilen dort
bis zu einem halben Jahr, und werden dann irgendwann wieder vor die Zimmertür
gestellt. Ich fasse diese Sachen nicht an. Ich würde diese Sachen in den Müll
geben, jedesmal, aber hier verhält sich mein Mann anders. Er trägt die Sachen in
die Küche und spült. Dies geschieht natürlich nicht aus Freundlichkeit oder
Sparsamkeit, er nutzt dies um mehr negatives gegen Max in der Hand zu haben.
Seit vier Jahren sprechen die beiden kein Wort miteinander, Max möchte nicht mit
seinem Vater reden.
Meine Freundin, erfahren als Mediatorin, hatte vor drei Monaten ein Gespräch
zwischen beiden Männern angeboten, Max hat sofort zugesagt. Als sie meinen Mann
zu diesem Termin eingeladen hat, hat dieser sofort mit erhobenem Zeigefinger
"losgewettert" und sehr laut von sich gegeben, was er Max alles sagen wird und
das für Max ab sofort ein anderer Wind weht. Dieses agressive Gewitter hat Max
mitbekommen und den Termin abgesagt.
Dieses Haus wurde durch mich stets gepflegt, war sehr sauber, immer aufgeräumt,
ein gemütliches zu Hause, sodass auch jederzeit Besuch hätte kommen können,
wobei Besuch von beiden Männern seit Jahren torpediert wird.
Max kocht täglich für sich, er backt viel, aber er hat noch nie die Küche
aufgeräumt oder gespült. Warum auch. Auf meine Frage, ob das meine Aufgabe ist
auch hier hinterher zu räumen hat mein Mann vor Monaten schon mit einem klaren
und ernergischen JA geantwortet.
Für mich, die ein schönes zu Hause hatte, die trotz allem noch Wert auf ihr
Äußeres legt und sich pflegt, ist diese Behausung hier vom Keller bis zur
Dachspitze eine einzige Zumutung.
Die einzigen Personen, die hier noch ins Haus kommen können, sind meine Tochter
und meine beste Freundin. Meine Freundin ist über alles informiert, meine
Tochter teilweise.
Seit sechs Jahren schreibe ich Tagebücher über das, was die beiden Mönner hier
so machen. Diese Bücher habe ich vor einigen Monaten in den PC eingegeben, 200
Seiten sind es geworden. Durch das abschreiben und nochmaligem bewussten Lesen
dieser Tagebücher habe ich mich endlich mit allem auseinandergesetzt. Dieses
zieht einiges nach sich, ich habe mich verändert, habe ein eigenständiges Leben
für mich in Angriff genommen und vieles schon positiv umgesetzt. Anders geht es
nicht mehr, denn die Umstände hier machen mir gesundheitlich sehr zu schaffen,
es hat meiner Gesundheit sichtbar geschadet, 25 Kilogramm habe ich in kurzer
Zeit abgenommen. Aber Sie können sicher sein, dies interessiert meinen Mann
absolut nicht.
Vor einiger Zeit habe ich meinen Mann um Empathie gebeten, damit er sich in
meine Lage versetzen kann. Seine Antwort: "Das will ich nicht, das muss ich
nicht."
Meine Veränderung sowie mein krankheitsbedingter "Arbeitsausfall" seit Mitte
September macht die Männer sichtlich nervös, der eine umgarnt mich, der andere
wird immer agressiver. Aber solange ich hier bleibe, wird sich nie etwas ändern.
Dies ist mein nächstes Ziel, einen Weg für mich aus diesem Haus zu finden, ob
für eine bestimmte Zeit oder für immer entscheide ich. Hier habe ich keine
andere Lösung.
Und dort liegt das Problem.
Wenn ich ausziehe, wird mein Mann seinen ganzen Unmut auf Max projezieren. Ich
habe nicht 24 Jahre lang Max vor seinem Vater verteidigt, und nicht 24Jahre die
Vaterrolle mit übernommen, um Max jetzt hier in dieser Stimmung alleine zu
lassen.
Max braucht einen riesigen Schubs und Tritt in die Normalität, er muss endlich
aufwachen und sein eigenständiges Leben beginnen. Sein Vater wird ihm dabei
nicht helfen, kein Interesse. Ich darf Max auf seine Zukunft nicht ansprechen,
dann wird er wütend und ich will ihn darauf nicht ansprechen, das muss ich nicht
mehr haben.
Wir sind hier in einer total eingefahrenen Situation, jegliche Bemühungen
meinerseits auf Ordnung und Normalität wird von beiden Männern abgelehnt.
Und deshalb bitte ich Sie nun um Rat und Hilfe, weil ich hier leider nichts mehr
ausrichten kann.
...
-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: ...
Gesendet: Montag, 17. Oktober 2022 12:58
An: ...
Betreff: AW: eingefahrene Situation
Sehr geehrte Frau ...,
Danke für Ihre Anfrage.
Ich habe den Eindruck, dass Ihr Sohn in einer eigenen Wohnung leben sollte, dann
verändert sich automatisch das System und seine Wechselwirkungen. Wenn Ihr Sohn
nicht ausziehen will, weil es seitens der Eltern keine Konsequenz gibt, dann
können Sie die beiden Männer allein lassen und müssen nicht darauf warten, bis
Sie wegen der erstarrten Situation schwer krank werden.
Gerne unterstützen wir Sie auf Ihrem Weg.
...
Mit freundlichen Grüßen
Peter Thiel