Leiden
Peter Thiel
Systemischer Berater und Therapeut / Familientherapeut (DGSF)
E-Mail: info@praxis-fuer-loesungsorientierte-arbeit.de
Internet: http://praxis-fuer-loesungsorientierte-arbeit.de
Die nachfolgenden Anfragen wurden teilweise leicht verändert, um die Anonymität der Anfragenden zu sichern.
-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: ...
Gesendet: Samstag, 23. November 2019 21:13
An: ...
Betreff:
Guten Abend,
habe Ihre Adresse im Internet gefunden.
Wünsche mir eine Art "Lebenscoach" für eine gewisse Zeit.
Ein paar Worte zu meiner Person- bin 56 Jahre alt, gebürtig aus Polen,
berufstätig, lebe alleine.
Bin in einer kranken Familie aufgewachsen, Vater ein gewalttätiger Alkoholiker, Mutter aus meiner jetzigen Sicht, depressiv.
Beide seit vielen Jahren tot. Habe kaum Bindung in meiner Kindheit erfahren und daher meine Probleme mit zwischen- menschlichen Beziehungen. Wünsche mir, dass mich jemand "an die Hand nimmt" und vielleicht mein Leid lindert.
Bemühe mich schon seit vielen Jahren meine Unfähigkeiten zu beheben. Will mich
meinem Schicksal nicht ergeben und aus diesem Grund starte ich diesen Versuch.
Halte mich für lernfähig und lernwillig.
Hoffe Ihnen verständlich mein Anliegen dargelegt zu haben und verbleibe mit
freundlichen Grüssen
Über baldige Antwort Ihrerseits würde mich sehr freuen
...
-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: ...
Gesendet: Montag, 8. Januar 2018 19:28
An: ...
Betreff: Sohn leidet an Depressionen
Sehr geehrter Herr Thiel,
diese mail sende ich Ihnen zu, weil ich für mich Hilfe brauche.
Mein Sohn, 27
Jahre, lebt aber noch zu Hause, leidet an Depressionen. Nach dem er im Jahre
2017 für 2 Monate in psychiatrischer Behandlung war, auch Medikamente nimmt, ist
er nur zu Hause. Er hat keinen strukturierten Tagesablauf, liegt (meist) den
ganzen Tag im Bett, schläft viel, spielt aber auch am Computer. Jetzt hat er die
Chance ein Bundesfreiwilligen Jahr zu machen. Er ist am 02.01.2018 angefangen,
hat sich am 03.01.2018 Krank schreiben lassen (Magen/Darm), sollte heute
(08.01.) wieder zur Arbeit . Er ist auch hingefahren, ist aber am frühen
Vormittag wieder zu Hause gewesen, mit einer Krankmeldung in der Hand.
Ich weiß einfach nicht mehr weiter. Er redet nicht mit mir, weiß daher nicht, ob
was vorgefallen ist, deshalb fällt es mir immer schwerer mit seiner Krankheit
umzugehen. Auskunft bekommt man ja auch nicht, weil er ja vom Alter her
Erwachsen ist. Ich merke nur, dass ich mich davon runter ziehen lasse, das darf
nicht sein. Was kann ich tun? Gibt es für so eine Situation Hilfe? Erwachsener
Sohn, Mutter, Ehemann (nicht der Vater des Kindes). Ihre Adresse habe ich im
Internet gefunden. Gibt es für solche Situationen überhaupt Termine? Oder was?
Wäre schön, wenn Sie mir antworten würden. Vielen Dank für die Bemühungen.
Freundliche Grüße
...
-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: ...
Gesendet: Dienstag, 9. Januar 2018 15:00
An: ...
Betreff: AW: Sohn leidet an Depressionen
Sehr geehrte Frau ...,
Danke für Ihre Anfrage.
Entschuldigen Sie meine direkten Worte, woher wollen Sie wissen, dass Ihr Sohn
an Depressionen "leidet". Hat er Ihnen mitgeteilt, dass er "leidet" oder denken
Sie, er "leidet".
Wenn er leiden würde, wäre er entweder Jesus Christus, der sich zum Wohle der
Menschen freiwillig hat ans Kreuz nageln lassen, oder ihr Sohn würde nach Wegen
suchen, um aus dem Leid herauszukommen. Er ist jetzt 27 Jahre alt, wie viele
Jahre will er noch im Zustand der Aphathie und des Computer spielens zubringen.
Entschuldigen Sie noch ein zweites Mal meine direkten Worte. Das Problem liegt
ist aus meiner Sicht nicht bei Ihrem Sohn, sondern vermutlich bei Ihnen oder
auch noch einigen anderen Personen, die ich auf Grund der wenigen Informationen
in Ihrer Mail nicht kenne.
Wenn Sie Ihrem Sohn helfen wollen, dann müssen Sie sich helfen. Ich gehe hier
von einer Co-Abhängigkeit und heimlichen Allianz zwischen Ihnen und Ihrem Sohn
aus.
Den ganzen psychiatrischen Brimborium über "Depression" glaube ich kein Stück.
Hier geht es letzlich nur um Geld, denn an jedem "Depressiven" verdient man sich
im staatlichen Krankensystem dumm und dämlich. Bezahlt wird das von den
Beitragszahlern, die von Staats wegen per Zwangsabgabe zum Frondienst
herangezogen werden.
Ich will mit all dem nun nicht behaupten, es gäbe keine vielschichtige Gründe,
die zu depressiven Verhalten führen, so z.B. mangelnde Erfolgserlebnisse und
Enttäuschungen im Bereich von Schule und Ausbildung oder zwischenmenschlichen
Beziehungen, so etwa bei Kontakten zum anderen Geschlecht, etc. pp.
All das sind Schwierigkeiten, mit denen alle Menschen zu tun haben, der eine
mehr, der andere weniger.
Die Frage aber ist, ob man den Sand in den Kopf steckt und sich für den Rest des
Lebens von Mutti mit Lebensmitteln und Aufmerksamkeit versorgt in seinem Zimmer
vergräbt oder ob man sein Leben gestaltet und wagt.
Und wenn Ihr Sohn nicht bereit ist, etwas zu ändern, dann können Sie etwas
ändern.
...
Mit freundlichen Grüßen
Peter Thiel