Langeweile
Peter Thiel
Systemischer Berater und Therapeut / Familientherapeut (DGSF)
E-Mail: info@praxis-fuer-loesungsorientierte-arbeit.de
Internet: http://praxis-fuer-loesungsorientierte-arbeit.de
Die nachfolgenden Anfragen wurden teilweise leicht verändert, um die Anonymität der Anfragenden zu sichern.
-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: ...
Gesendet: Sonntag, 17. November 2024 20:30
An: ...
Betreff: Anfrage Familienberatung
Sehr geehrtes Team der Familienberatung,
wir sind auf der Suche nach Unterstützung. Ehepaar, drei Kinder (12, 8, 5).
Unserem ältesten Sohn fällt es aus unserer Sicht schon immer schwerer mit sich allein Zeit zu verbringen, sich zu beschäftigen, in irgendeiner Weise "schöpferisch" tätig zu sein.
Früher war das unser "normal" - wir hatten ja nur dieses Kind. Mittlerweile, wo
die anderen beiden älter werden, merken wir: Es geht auch anders.
Unser Herausforderung (für uns Eltern das Problem ist), dass die Wochenenden,
freien Zeiten, Urlaube, wo man einfach nur daheim ist und keinen festen Plan hat
und einen
Besuch, Ausflug oder dergleichen macht, enorm anstrendend sind.
Unserem ältesten ist dann langweilig und aus der Langeweile heraus fängt er an zu stören - Angebote etwas mit uns zu machen oder mit den Geschwisten lehnt er oft ab, weil er sehr klare Vorstellungen davon hat, was er machen will (meist etwas, was nicht geht).
Das fordert uns sehr und führt dazu, dass freie Zeit nur stressig ist, wir viel
und heftig streiten, weil das Bedürfnis nach Pause und einfach so zusammensein
und auch jeder mal für sich, nicht möglich ist.
Das ist schon immer so, aber früher mit kleineren Kindern, waren die Tage
strukturierter und wir Eltern sowieso nicht so frei..
Soweit vielleicht. Wir merken wir brauchen Hilfe und wünschen uns für
unseren Sohn, dass er lernt (jenseits von TV und Handy) lernt mit sich zu sein
(sich zu beschäftigen, Zeit zu verbringen und sich auch auf andere einlassen
kann).
Wir wollten fragen, ob wir sie kennenlernen können, wie es ablaufen und was es
kosten würde.
Vielen Dank,
... und ...
-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: ...
Gesendet: Montag, 31. August 2020 14:39
An: ...
Betreff: Mediation
Sehr geehrter Herr Thiel,,
ich habe folgendes Anliegen:
Mein Ex-Mann und ich sind seit 2014 getrennt. Wir haben zwei gemeinsame Kinder,
12 und 10 Jahre alt. Ein Sohn ist unter der Woche bei meinem Ex-Mann, der andere
bei mir.
Wir beide haben neue Familien gegründet und leben in glücklichen
Partnerschaften. Herr ... lebt mit seiner neuen Frau, ihren beiden Töchtern, dem
12 Monate alten gemeinsamen Sohn ... und meinem Sohn zusammen in ... .
Grundsätzlich ist uns beiden die Entwicklung unserer Kinder wichtig. Jedoch habe
ich beobachten müssen, dass seitdem das kleine Baby da ist, die Entwicklung
meines Sohnes einen negativen Verlauf genommen hat. Die Kinder dürfen dort nach
der Schule, sofern es in der Schule gute Noten gibt, unbegrenzt an ihren Handys
sein.
Mein Sohn hatte eine App, die das Nutzungsverhalten speichert und ich musste
feststellen, dass er am Tage (auch an Schultagen) durchschnittlich 5 Stunden an
dem Gerät hängt. Ich habe versucht, ihm zu erklären wie schädlich das für ihn
ist und habe auch den Kontakt zu meinem Ex-Mann gesucht. Dieser hat sich der
Problematik leider komplett verschlossen. Statt die Bildschirmzeit zu
minimieren, wurde lediglich die App gelöscht.
Ich habe leider eine Wesensveränderung an meinem Sohn feststellen müssen. Bei mir gibt es nämlich stark begrenzte Bildschirmzeit und die Kinder sollen vorwiegend an der frischen Luft spielen. ... ist sehr lethargisch und erscheint mir auf Entzug zu sein, wenn er bei mir ist. Er weiß sich gar nicht mehr zu beschäftigen und findet alles langweilig und doof. Als ich feststellte, dass er unbegrenzte Bildschirmzeit hat, habe ich einen Fitnesstest mit ihm gemacht und er hat nicht einen Liegestütz geschafft. ... wohnt in ... und hat nach eigenen Angaben dort keine Freunde und keine Möglichkeit seine Nachmittage anders, als am Handy zu verbringen. Er hat auch seitdem leicht zugenommen. Er ist insgesamt ein schlankes Kind, aber er entwickelt etwas Fett am Bauch. Mein Ex-Mann, seinerseits übergewichtig tut das komplett ab und denkt, ich habe nur eine falsche Wahrnehmung.
Ich sehe jedoch eine negative Entwicklung ...s auf allen Ebenen.
Ich möchte auf keinen Fall tatenlos zusehen und habe schon mit dem Gedanken
gespielt, das Aufenthaltsbestimmungsrecht für ... zu beantragen, aber er fühlt
sich in dem Zuhause wohl und ich denke nicht, dass er das möchte, zumal es auch
bei mir nicht so „attraktiv“ für ihn wäre, da es nur eingeschränkten
Medienkonsum gibt.
Meine Überlegung wäre deshalb eine Mediation anzuregen oder die Einschaltung
einer außenstehenden Person, so dass ein Unbeteiligter auf meinem Ex-Mann
einwirkt, um ihm vor Augen zu führen, wie sehr er unserem Kind schadet. Leider
habe ich keinen Zugang zu ihm.
Nun meine Frage, bin ich dafür bei Ihnen an der richtigen Adresse? Und falls
nein, können Sie mir eine Empfehlung geben, was ich tun kann.
Ich bedanke mich im Voraus und verbleibe
mit freundlichen Grüßen
...