Kurzzeittherapie
Peter Thiel
Systemischer Berater und Therapeut / Familientherapeut (DGSF)
E-Mail: info@praxis-fuer-loesungsorientierte-arbeit.de
Internet: http://praxis-fuer-loesungsorientierte-arbeit.de
Die nachfolgenden Anfragen wurden teilweise leicht verändert, um die Anonymität der Anfragenden zu sichern.
Vorbemerkung:
Deutschland, das ist das Land der Langzeittherapien. Das liegt daran, dass Deutschland (noch) ein reiches Land ist und es sich leisten kann, dass die Leute jahrelang in Therapie gehen, ohne dass sich etwas ändert. Mitunter wird das Problem durch die "Therapie" sogar noch schlimmer.
"Therapien", finanziert von der Krankenkasse dauern also oft jahrelang, denn das Geld der Beitragszahler muss verbraucht werden, sonst käme die Frage auf, ob die Beitragszahler nicht über Gebühr zur (Kranken)Kasse gebeten werden.
Oft wird im Laufe der "Therapie" der "Kranke" immer kränker, bis er stirbt oder aber der "Therapeut" stirbt vor ihm. Ich kenne einen Mann, der war schon sieben Jahre in Psychoanalyse, eines Tages starb der Psychoanalytiker, da hat er die Psychoanalyse bei der Ehefrau des verstorbenen Analytikers weitergemacht, die auch Psychoanalytikerin war und wenn beide nicht gestorben sind, dann treiben sie ihr Unwesen auf Kosten der Beitragszahler immer weiter.
ich kenne einen Mann, der war Polizist. Dann hatte er ein Burn Out, wie man so sagt. Nach einem Jahr Krankschreibung musste er sich beim Polizeiarzt vorstellen, der über die Verlängerung der Krankschreibung zu entscheiden hatte. Der Polizeiarzt sagte zu ihm: Ich schreibe Sie jetzt wieder gesund. Dann können Sie wieder als Polizist arbeiten. Der Mann antwortete, wenn Sie mich gesundschreiben, nehme ich mir das Leben. Der Polizeiarzt öffenete das Fenster zum Hof und sagte: Bitte, Sie können jetzt springen. Der Mann sprang nicht, quittierte den Dienst bei der Polizei und wurde später Yogalehrer. So ist das manchmal mit angeblichen Krankheiten und wundersam anmutenden Heilungen. Das war nun aber wahrscheinlich ein erfahrener Polizeiarzt, der zwischen den Menschen, die springen würden und den anderen, die nicht springen würden, gut unterscheiden können.
Das deutsche "Gesundheitswesen", korrekter Weise als "Krankenwesen" zu bezeichnen, behandelt alle gleich. Alle müssen die selben nutzlosen, teils auch schädlichen Therapien machen, am besten ganz lange, denn das Geld der Beitragszahler muss ja irgendwie verbrannt werden, sonst kämen die Abgeordneten im Deutschen Bundestag, die in der Regel nicht sonderlich helle sind und wenn ja, dann nur zu ihrem eigenen Nutzen. noch auf die Idee, die zwangsweise eingetriebenen Krankenkassenbeiträge zu senken und das kann ja keiner wollen, der sich an den ausufernden Irrsin in Deutschland angepasst hat.
Die Langzeittherapie hat in Deutschland Konjunktur, da die Krankenkasse jeden Unsinn bezahlt, grad wie in der DDR, alles umsonst, aber dafür in der Regel kein Qualität. Dass sich das nicht so bald ändern wird, liegt an den staatsfixierten Parteien im Bundestag, die kein Interesse haben, die verkrusteten Strukturen im sogenannten Gesundheitswesen aufzubrechen und das Prinzip Verantwortung in den Mittelpunkt zu rücken. Die Bürger/innen haben sich daran gewöhnt, grad wie in der DDR, wo man zwar ständig unzufrieden war, aber nichts veränderte. auch heute wollen die meisten Menschen nichts wirklich verändern, daher wählen sie auch immer die selben Schnarchparteien von links bis rechts, die sich in der Frage in aller Regel nicht viel unterscheiden.
-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: ...
Gesendet: Donnerstag, 4. Januar 2018 16:38
An: ...
Betreff: Termin
Hallo,
Ich wende mich an Sie, da wir seit ungefähr 1/2 Jahr viele Konflikte mit unserem
9 jährigen Sohn haben...
Er ist der jüngste von 4 Kindern (Jungs), die anderen sind 20, 17 und 14 Jahre alt (also ein Nachzügler ;-)), gleiche Eltern, gleiche Schule, keine Umzüge oder grössere traumatische Erlebnisse.
Er sagt immer wieder, dass er sich nicht von uns geliebt fühlt, sagt dass er
weiss dass wie ihn los werden wollen und dass wir am besten damit gedient wären,
wenn er gar nicht mehr da wäre... Mindestens 1x pro Woche kommt dieses Thema auf
den Tisch und nach 1-2 stunden glätten sich die Wogen, er sagt dass er auch
nicht weiss, warum er das sagt, und weiss auch nicht, was er oder wir anders
machen können...
Ich arbeite selber mit Familien, Kindern und Jugendlichen , ..., bin aber jetzt
wirklich mit meinem Latein am Ende.
Gute "Kinderpsychologen" kenne ich im Umkreis von ... nicht wirklich, und die
Wartezeiten bei ... sind auch einfach lang.
Wäre es möglich ein oder mehrere Beratungsgespräche zu bekommen, gerne auch mit
meinem jüngsten, oder auch mit der ganzen Familie?
Im Inneren denke ich nicht, dass sich mein Sohn etwas antun würde, und bis auf
die "paar Stunden" pro Woche ist er ein toller Kerl, der Lacht, Freunde hat,
Sport macht und auch gut in der schule zurecht kommt...
Mit freundlichen Grüssen, und hoffe auf baldige Rückmeldung,
...
Sehr geehrte Frau ...,
Danke für Ihre Anfrage.
Man kann das nun tiefenpsychologisch angehen und jahrelang auf Kosten der
Beitragszahler in der Psyche Ihres Sohnes rumkramen, was er denn wohl für ein
frühkindliches Trauma haben könnte. Irgend was wird sich da sicher finden und
wenn nicht, dann hat man eben noch nicht tief genug gekramt und die Therapie
muss um drei Jahre verlängert werden. Das kann man dann bis ins hohe Rentenalter
machen, so lange nicht die Demenz einsetzt und der nunmehr 90-jährge Senior,
sich an nichts mehr erinnern kann.
Mir scheint, Ihr Sohn hat hier ein prima funktionierenden Schalter gefunden, um
sich zu gewissen Zeiten in den Mittelpunkt zu rücken. Irgendwie sind wir ja alle
so gestrickt, nur machen wir das meist auf andere Art und subtiler.
Warum sollte Ihr Sohn diesen Schalter loslassen, dann müsste er sich ein neues
"Spiel" ausdenken, um die gewünschte Aufmerksamkeit herzustellen.
Das Leben ist aber kein Ponyhof, auch wenn uns Robert Betz womöglich mitteilen
will, es wäre anders und wir könnten jeden Tag das bekommen, was wir uns
wünsche. Es gilt auch zu lernen, Zeiten zu überbrücken, wo wir nicht der
Mittelpunkt der Welt sind.
Ich bin jetzt mal provokativ und schlage vor, dass beim nächsten Mal, wenn bei
Ihrem Sohn wieder diese aufmerksamkeitserheischende Welle einsetzt, Sie nicht
mit den gewohnten Beschwichtigungsritual antworten, auf das Ihr Sohn bereits
konditioniert ist und wartet, sondern mit der sicher authentischen Mitteilung,
dass Sie von seinem Verhalten genervt sind.
Dann lassen Sie Ihren Sohn mal in Ruhe darüber nachdenken.
Paul Watzlawick erzählt die folgende Geschichte:
Epictetus berichtet in einem seiner Bücher eine
Geschichte, die sich in der Stadt Milet in Kleinasien zugetragen haben soll.
Dort hatte sich eine Selbstmordepidemie unter jungen Frauen entwickelt. Diese
waren von dem Drang erfüllt, sich zu erhängen, sich zu töten und was immer die
Verwandten versuchten dagegen zu tun, alles war erfolglos. Bis auf Anraten eines
weisen Mannes der Senat ein Gesetz erließ, wonach die Körper der Mädchen, die
sich umgebracht hatten, nackt auf dem Marktplatz getragen werden müssen. Diese
Maßnahme beendete die Selbstmordpsychose von einem Moment auf den anderen.
Paul Watzlawick: "Vom vermeintlichen Sinn des Unsinns", Baseler
Psychotherapietage 1998, Video
Paul Watzlawick, Vom Sinn des Unsinns, CD, Part 1
http://auditorium-netzwerk.de
Eine andere nette Geschichte habe ich in der Berliner Zeitung gefunden:
Das Bett
Ein kluger alter Mann lebte in Berlin, er hieß Wladimir Lindenberg und stammte
aus Moskau, wo er 1902 geboren worden war. Von adeliger Herkunft, musste er
seine Heimat nach der Revolution verlassen. In Bonn studierte er Medizin und
Psychologie und wurde Schiffsarzt. 1937 steckte ihn die Gestapo für vier Jahre
in ein Straflager. 1944 wurde er ausgebombt und zog von Wilmersdorf nach
Berlin-Schulzendorf in ein einfaches Holzhaus, wo er von 1959 bis zu seinem Tode
im Jahre 1997 als Neurologe und Psychiater praktizierte. Daneben malte er und
schrieb und wurde ein angesehener Mann, seine Liebenswürdigkeit und
Bescheidenheit waren legendär. Eine seiner Patientinnen klagte eines Tages, sie
könne nicht schlafen. Sie bilde sich ein, ihr verstorbener Mann liege unter
ihrem Bett. Man möchte meinen, Lindenberg habe eine Anamnese angefertigt, die
Krankenkasse um Kostenübernahme gebeten und eine mehrjährige Therapie
eingeleitet. Nichts dergleichen tat er. Vielmehr suchte er mit der Dame ihr Haus
auf, nahm eine Säge und sägte dem Bett die Beine ab. Die Dame war geheilt.
Berliner Zeitung, 06.03.2008
Mit freundlichen Grüßen
Peter Thiel