Knall auf Fall
Peter Thiel
Systemischer Berater und Therapeut / Familientherapeut (DGSF)
E-Mail: info@praxis-fuer-loesungsorientierte-arbeit.de
Internet: http://praxis-fuer-loesungsorientierte-arbeit.de
Die nachfolgenden Anfragen wurden teilweise leicht verändert, um die Anonymität der Anfragenden zu sichern.
-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: ...
Gesendet: Donnerstag, 24. September 2020 15:48
An: ...
Betreff:
Terminanfrage wegen geplanter Trennung
Sehr geehrter Herr Thiel,
ich schreibe Ihnen, weil ich Unterstützung bei der Trennung von meinem Mann
benötige.
Diesen Gedanken habe ich schon seit der Geburt unserer Tochter vor 9 Jahren,
eber seit einem Jahr werden die Gedanken immer konkreter. Nur habe ich Angst vor
ihm und benötige Hilfe bei dem "finalem Gespräch".
Seit ca. einem Jahre werden die Vorsätze einer Trennung immer konkreter. Ich
werde in den nächsten Tagen meinem Arbeitgeber kündigen, da ich auch aus ...
wegziehen will.
Auslöser für die Trennung ist letztendlich vor allem den Kindern "geschuldet" da
wir uns uneinig sind, wie diese zu erziehen sind. Dies führt zu lautstarken
Streitereien und gipfelte darin, dass meine Tochter vor einem JAhr anfing davon
zu reden, nicht mehr leben zu wollen. Dies ging über mehrere Monate. Momentan
ist die Situation aber relativ ruhig.
Schlimm für meine Tochter ist aber nach wie vor, dass mein Mann (ihr Vater)
immer wieder grundsätzlich schimpft, dass ich zu weich sei u. bei den Kindern
alles durchgehen ließe ("Du mit Deiner antiautoritären Erziehung"). Diese
Streitigkeiten kommen häufiger vor, vor allem am Wochenende, wenn die Kinder
nicht lange schlafen und ab ca. 7.30/ 8.00 Uhr beschäftigt werden wollen und
mein Mann aber noch ausschlafen will bzw. in aller Ruhe, vor allem ohne
Kinderkrach das Wochenende verleben will. Dann wird er gerne grundsätzlich und
äußert auch in Gegenwart der Kinder Dinge, wie die stören; ich wollte nie Kinder
etc....
Für den Fall einer Trennung fällt dann auch schon einmal ein Satz wie "bevor ich
zahle bring ich Euch um und mich gleich mit..." (was in letzter Zeit häufig der
Fall ist.) Und das alles ohne Rücksicht darauf, ob die Kinder das hören oder
nicht: "ist mir scheißegal"
Dies alles nieder zu schreiben fällt mir unendlich schwer. Zumal ich auch
derzeit die Trennung versuche möglichst heimlich zu organisieren. Ich will
wegziehen aus ..., weiß aber noch nicht, wie ich das bewerkstelligen soll, da
mein Mann auf Grund des gemeinsamen Sorgerechts ein Mitspracherecht hat und es
sicher so oder so zu extrem belastenden Situationen kommen wird.
Eine Anwältin meinte, Ich solle weiter aushalten... Das kann ich aber nicht. Wie
ich weiter vorgehe weiß ich noch nicht. Aber wegzuziehen (zu meinen Eltern,
meiner Schwester, in ein Umfeld, wo auch ich Unterstützung habe und die Kinder
so genommen werden, wie sie sind) würde bedeuten, dass eine fiese rechtliche
Auseinandersetzung ansteht -die auch ansteht, wenn ich hierbleibe und mir einen
eigene Wohnung mit den Kindern nehme- in die die Kinder zwangsläufig reingezogen
werden.
Ich habe gegenüber meinem Mann öfter angesprochen, Familientherapie zu machen,
um die Situation zu Hause zu entlasten. Er will sich aber von "alt68igern"
nichts sagen lassen.
Ich werde meinem Mann nichts von der Kündigung meines Jobs erzählen, da ich
Angst habe vor dem Psychoterror bis zum Auszug (oder er wird doch noch
handgreiflich; Gegenstände sind schon nach mir und den Kindern geflogen u.
A..... hat neulich "volle Wucht ein ... in den Bauch geworfen bekommen,
weil er nicht hörte), muss aber meine Kinder schützen und stärken und kann nicht
mehr alleine stark sein.
Ich liege oft am Abend bei den Kindern im Zimmer, wenn sie nicht alleine sein
wollen/können. (in solchen Situationen steht mein Mann schimpfend im Zimmer und
behauptet, ich solle die Kindern sich selbst überlassen "die wollen nur
Aufmerksamkeit"; ich bleibe dann aber, die sollen spüren, dass ich für sie da
bin).
Soviel zur Situation und abschließend nun meine Bitte um einen Termin, damit ich
reflektiert von einem Familientherapeuten die Trennung im Ergebnis -ggf. mit
Ihrer Hilfe und Unterstützung aussprechen kann.
Besten Dank für eine Antwort
mit freundlichen Grüßen
...
-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: ...
Gesendet: Donnerstag, 24. September 2020 17:50
An: '...
Betreff: AW: Terminanfrage wegen geplanter Trennung
Sehr geehrte Frau ...,
Danke für Ihre Anfrage.
Über einen Umzug der aus dem bisherigen örtlichen Umfeld hinausführt müssten Sie
eine Vereinbarung mit Ihrem Mann erzielen. In Streitfragen entscheidet das
Familiengericht.
Mitunter kann die Einrichtung eines Wechselmodells sinnvoll sein, das würde ich
hier erst einmal vermuten, weil hiermit auch der Trennungsschock weniger heftig
ist.
Da es bei Ihrem Mann doch recht heftig zu brodeln scheint, empfehle ich
Kontaktaufnahme mit dem zuständigen Sozialarbeiter beim Jugendamt.
Zudem empfehle ich einen gemeinsamen Beratungstermin bei der Beratungsstelle des
Landkreises, da ist man dann sozusagen näher am Jugendamt dran, gleichwohl auch
da der Datenschutz gilt.
Auch da sollte man die ersten drei Termine erst mal den Ball flachhalten und nur
"allgemeine" Beziehungsprobleme ansprechen, es bringt in der Regel nicht viel,
gleich im ersten Termin, wo man sich noch gar nicht kennt, das Vorhaben Trennung
auf den Tisch zu packen, das gibt nur einen riesen Knall und dann läuft es nur
noch über das Gericht und das kann dann monate- oder gar jahrelang dauern und
einige Tausend bis zehntausend Euro kosten. Da ist es dann häufig besser, man
findet vorher außergerichtlich eine gute Lösung.
Eine Kündigung des Jobs würde ich erst dann machen, wenn die anderen Fragen
geklärt sind, nur allzuschnell stehen Sie bei überhasteten Aktion dann plötzlich
ganz ohne festen Untergrund da und dann haben Sie auch schlechte Karten bei
einer möglichen Auseinandersetzung am Familiengericht.
Mit freundlichen Grüßen
Peter Thiel
-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: ...
Gesendet: Donnerstag, 24. September 2020 20:36
An: ...
Betreff: Aw: AW: Terminanfrage wegen geplanter Trennung
Sehr geehrter Herr Thiel,
Sie scheinen meine Mail nicht gelesen zu haben. Ich gehe psychisch kaputt u. bekomme meinen Mann nicht zu einem Beratungsgespräch. Das versuche ich seit einem Jahr!!! Ich kann mir keine Wohnung hier leisten . Daher kommt für mich das Wechselmodell nicht in Frage.
Ich bin leider kein Fall dem man helfen kann bzw. will, weil das würde Mühe machen....
Beim Jugendamt u. Pro Familia u. einer Anwältin war ich schon. Anscheinend muss es knallen. Das wurde mir mehr oder weniger geraten.
Beim nächsten Ausraster meines Mannes solle ich ins Frauenhaus gehen. Das zerstört meinen Mann sozial u. verstört die Kinder in meinen Augen erst recht.
Guten Abend noch ...