Funktioniert
Peter Thiel
Systemischer Berater und Therapeut / Familientherapeut (DGSF)
E-Mail: info@praxis-fuer-loesungsorientierte-arbeit.de
Internet: http://praxis-fuer-loesungsorientierte-arbeit.de
Die nachfolgenden Anfragen wurden teilweise leicht verändert, um die Anonymität der Anfragenden zu sichern.
-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: ...
Gesendet: Freitag, 3. Mai 2024 16:57
An: ...
Betreff: Beratungsanfrage bzgl. Trennung
Sehr geehrter Herr Thiel,
ich befinde mich zur Zeit in einer schwierigen familiären Situation und komme
alleine nicht wirklich weiter, weshalb ich Unterstützung gebrauchen könnte.
Mein Mann und ich sind 35 Jahre alt, kennen uns seit unserer Jugend, sind seit 13 Jahren zusammen und seit 6 Jahren verheiratet.
Wir haben einen 9-jährigen Sohn.
Vor 4 Jahren haben wir gemeinsam ein Haus gekauft.
Es ist so, dass mein Mann eine sehr schwierige Kindheit und Jugend hatte. Seine Mutter war an Krebs erkrankt und ist gestorben, als er 9 Jahre alt war. Sein Vater hat getrunken, zudem ist er Einzelkind und hatte auch sonst keine Verwandten außer seine Oma, die sich nicht unbedingt durch liebevolles Verhalten ausgezeichnet hat.
Mein Mann "funktioniert" einfach seitdem, ist ein sehr rationaler Mensch, der Probleme nicht sehen möchte und Schwierigkeiten im Umgang mit den eigenen Emotionen hat. Wenn es Schwierigkeiten gibt neigt er dazu, sein Umfeld abzuwerten und cholerisch und gemein zu reagieren. Im Nachgang ignoriert er das gerne und vermeidet eine Aufarbeitung der Situation. Er nimmt es entweder nicht ernst oder wird wieder wütend.
Ich wiederum hatte für sein Verhalten und die Ursachen dessen leider immer viel
zu viel Verständnis und dachte, wir kriegen das irgendwie gemeinsam hin. Ich
habe jedoch immer mehr gemerkt, dass ich ihn gar nicht richtig erreiche und er
sehr "für sich" ist.
In der Erziehung unseres Kindes ist er extrem unsicher und bewegt sich zwischen "Kumpeltyp" und Choleriker. Er sagt auch selber, dass er überhaupt keinen Plan hat. Nach der Geburt hat er mir gesagt, dass er eigentlich doch gar kein Kind wolle und sich eingeschränkt fühle dadurch.
Ich wollte das irgendwie alles nicht wahrhaben und habe immer versucht zu vermitteln und ihn zu unterstützen, aber habe seit einiger Zeit erkannt, dass das einfach nicht zielführend ist. Er hat sich jahrelang geweigert sich Hilfe zu holen und mir wiederum gesagt, ich solle doch gehen, wenn ich Probleme hätte. Und ich habe leider immer wieder gedacht, dass das alles "irgendwie" doch noch gut werden kann. Nur habe ich mittlerweile keine Kraft mehr für diese Situation und ihm in den letzten 2 Jahren versucht deutlich zu machen, dass es so nicht weitergehen kann und ich keine Perspektiven sehe.
Er war dann nach riesigen Konflikten mal bei einer Therapeutin und mal bei einer Erziehungsberatung, jedoch hatte ich das Gefühl er macht das mit dem Gedanken, dass ich "wieder Ruhe gebe". Das hat er auch selber mal gesagt. Er wird nur aktiv nach riesigen verbalen Auseinandersetzungen, unter denen unser Kind natürlich auch sehr leidet. Für meinen Mann ist nach einem Streit jedoch "alles wieder ok", weil es dann ja wieder ruhig ist... Er sieht kaum den Zusammenhang zwischen seinen Schwierigkeiten, meinen Gefühlen und den dadurch bedingten großen Problemen im Zusammenleben und den negativen Konsequenzen für unser Kind.
In den vergangenen Monaten hat meine Energie immer mehr nachgelassen, ich merke dass diese "Beziehung" nur Kraft kostet und nichts wiedergibt und es besser wäre für mich und auch für unser Kind in Anbetracht der anhaltenden Konflikte, wenn wir räumlichen Abstand hätten. Das Problem ist nur eben, dass ich mit ihm das Thema Trennung nicht besprechen kann. Er sagt dann einfach, er möchte sich nicht trennen. Oder ich solle doch gehen.
Es ist leider überhaupt nicht möglich, mit ihm konstruktive Lösungen zu besprechen, wie wir die Situation mit unserem Kind und dem gemeinsamen Haus lösen können. Ich kann mir auch nicht "mal eben" eine Wohnung leisten für mein Kind und mich und befürchte einen Umzug, der unser Kind aus seinem bisherigen Lebensumfeld reißen würde. Mein Mann sieht jedoch vor allem sich selber und dass er dann ganz alleine ist. Und ich hatte leider immer zu viel Verständnis und auch Angst um ihn.
Er sagte auch schonmal, dass er ohne uns nicht leben möchte.
Ich möchte diese seltsame Verantwortung aber einfach gar nicht mehr haben und glaube nicht mehr daran, dass es jemals ein glückliches Familienleben geben kann. Mein Verständnis und auch meine Liebe sind mittlerweile erschöpft und ich merke, dass mir weniger Zeit mit ihm sehr gut tun würde.
Wie kann man denn diese Situation nun "lösen"?
Ich habe selber schon einige Möglichkeiten vorgeschlagen, nur weigert er sich eben meinen Trennungswunsch zu akzeptieren und möchte jetzt eher die Beziehung retten. Was aber aus meiner Sicht Jahre zu spät kommt und keinen Sinn mehr hat.
Gibt es irgendwelche Ansätze, ihm trotz seiner riesigen Verlustängste klarzumachen, dass eine Trennung das einzig vernünftige ist?
Ich wünsche mir, dass wir getrennt leben, mein Kind bei mir wohnt und wir regelmäßig als Familie etwas gemeinsam unternehmen. Jedoch möchte ich keinen Alltag mehr mit diesem Menschen. Gerade auch im Hinblick auf schulische und in der Zukunft anstehende pubertäre Herausforderungen sehe ich große Konflikte und Überforderung bei meinem Mann.
Ich nehme ihn ehrlich gesagt gar nicht als Unterstützung, sondern nur als Belastung wahr. Da ich jedoch auch Angst habe vor den großen finanziellen Herausforderungen und der Wohnungssuche weiß ich z.Zt. nicht, wie ich weiterkommen soll.
Falls Sie
Ideen zu dieser ziemlich verfahrenen Situation haben, würde ich gerne einen
Termin vereinbaren. Eventuell auch mit meinem Mann gemeinsam. Ich weiß einfach
nicht, wie ich ihn erreichen kann, ohne den nächsten Konflikt zu verursachen.
Dankeschön für das Lesen meiner langen Mail.
Mit freundlichen Grüßen
...
-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: ...
Gesendet: Montag, 21. November 2022 11:36
An: ...
Betreff: Suche Unterstützung wg. Eheberatung
Sehr geehrte Damen und Herren,
Ich bin seit über 8 Jahren verheiratet und gestern hat mir meine Frau eröffnet,
dass sie keine Liebe mehr empfindet und mich "nur" als guten Freund betrachtet.
Mit 3 gemeinsamen Kindern (6, 5 und 3) einem großen Haus mit Garten und uns
beiden in 40h Jobs (meinen auch noch im Außendienst) habe ich die Zeichen
übersehen, zu wenig getan und so vor mich hin gelebt und funktioniert.
Dazu kam Ende letzten Jahres ein Vorfall bei meiner Frau auf Arbeit, weshalb sie
aktuell in therapeutischer Behandlung ist.
Würde eine Beratung bei Ihnen möglich sein?
Ich würde alles versuchen die Ehe zu retten. Falls dies scheitern sollte, ist
mir und meiner Frau nicht klar, wie es mit dem Haus, den Kindern (Umgang) weiter
gehen kann.
Für Rückfragen erreichen Sie mich unter.
Mit freundlichen Grüßen,
...