Dyade
Peter Thiel
Systemischer Berater und Therapeut / Familientherapeut (DGSF)
E-Mail: info@praxis-fuer-loesungsorientierte-arbeit.de
Internet: http://praxis-fuer-loesungsorientierte-arbeit.de
Die nachfolgenden Anfragen wurden teilweise leicht verändert, um die Anonymität der Anfragenden zu sichern.
-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: ...
Gesendet: Montag, 21. November 2022 10:15
An: ...
Betreff: Dringend Hilfe benötigt
Hallo!
Mein Lebenspartner und ich befinden uns gerade an einem Punkt unser Beziehung,
an dem wir nicht mehr weiter kommen. Da ich diese Beziehung keinesfalls aufgeben
will, wende ich mich vertrauensvoll an Sie in der Hoffnung, dass Sie in der Lage
sind uns einander wieder näher zu bringen.
Zum besseren Verständnis schildere Ihnen unser Problem:
Wir sind Eltern eines Sohnes. Max - Name geändert -
ist 2,5 Jahre alt und eigentlich ein sehr umgängliches Kind. Nur mit dem
Schlafen ist es von Beginn an recht anstrengend gewesen, so dass wir uns nach 18
Monaten eine Schlafberaterin "gegönnt" haben. Danach wurde es schlagartig
besser. Allerdings gibt es natürlich immer noch Nächte, in denen Max häufig wach
ist. So wie in den letzten Wochen auch, da er krank war und wohl auch viel
verarbeitet.
Allein deswegen ist unser Fell momentan nicht
besonders dick. Hinzu kommt, dass Max gerade sehr anhänglich ist und
Jürgen - Name geändert -, mein Mann, kaum noch
an sich heran lässt wenn ich dabei bin, zumindest wenn es um Dinge wie ins Bett
bringen, wickeln etc geht. Mit Max spielen oder draußen sein ist kein Problem.
Nun versucht Jürgen natürlich, mir nachts auch mal das Kind abzunehmen, da ich
in der Regel aufstehe um ihn zu beruhigen. Aktuell ist es aber so, dass Max
schon anfängt zu schreien wenn Jürgen nur das Zimmer betritt. Er schreit dann
nach mir und will auch nur von mir getröstet werden. Jürgen allerdings ist der
Ansicht, Max wolle in solchen Situationen seinen Willen durchsetzen und das
akzeptiert er nicht bzw. will er nicht durchgehen lassen. Ich wiederum bin der
Meinung dass es speziell nachts darum geht, das Bedürfnis des Kindes zu stillen
und nicht den Willen des Kindes zu brechen. Die Situation kann bzw. muss ich
dann einige Zeit im anderen Zimmer aussitzen, bis es mir fast das Herz bricht
und ich zum Kind gehe. Jürgen empfindet diese Momente dann als vertrauensbruch
meinerseits, ich untergrabe seine Autorität dem Kind gegenüber und das will er
nicht aktzeptieren. Das zweite Mal, vor kurzem, war es so schlimm, dass er mit
Auszug gedroht hat.
In meinen Augen ist sehr schnell absehbar, dass das Kind sich nicht beruhigen
lässt und ich glaube nicht, dass Jürgen sich und dem Kind einen Gefallen tut
indem er ihn zwingend bei sich behält. Jürgen möchte natürlich dem Kind klar
machen, dass auch er ihm helfen und ihm ein sicherer Hafen sein kann. Aber wenn
Max sich so in Rage geschrieen hat lässt er sich von Jürgen kaum beruhigen, vor
allem nicht da Papa ja in dem Moment nicht ist was er will.
Ich weiß es natürlich zu schätzen dass Jürgen mich
entlasten und mir auch nachts mal das Kind abnehmen will, aber ich ertrage es
einfach nicht wenn er so herzzerreißend nach mir schreit und ich nicht zu ihm
darf.
Gestern war es wieder ganz schlimm, da ging es allerdings schon beim abendlichen
Wickeln los dass Max sich von Jürgen nicht helfen lassen wollte. Jürgen hat ein
riesen großes Problem damit, dass Max ihn so von sich stösst, ihn schmerzt das
unglaublich. Zudem fühlt er sich allein gelassen. Max und ich gegen ihn.
Allerdings habe ich mittlerweile das Gefühl, dass
Jürgen Max das übel nimmt und ihn sogar etwas als Konkurrent betrachtet. Seine
gestrige Aussage, dass doch die Beziehung im Mittelpunkt zu stehen habe und
nicht das Kind hat mich sehr nachdenklich gemacht. Auch warf er mir gestern vor,
Max und ich seien in großen Schritten dabei, die gemeinsame Beziehung zu
zerstören. Max??
Ich hoffe es ist einigermaßen verständlich formuliert und es ist ersichtlich, wo
unser Problem liegt.
Momentan sehe ich keine Möglichkeit alleine aus dieser Situation heraus zu
kommen. Jürgen möchte, dass ich ihn mehr unterstütze, vor allem bei dem
(nächtlichen) Geschrei nach mir, aber ich kann und werde diese Situationen nicht
hinnehmen und das Kind auf seinem Arm nach mir schreien lassen. Da kommen wir
einfach nicht zusammen.
Vielleicht können Sie uns ja behilflich sein.
Vielen Dank für Ihre Bemühungen im Voraus.
Mit freundlichen Grüßen,
...