Dominant

 

 

 

 

 

Peter Thiel 

Systemischer Berater und Therapeut / Familientherapeut (DGSF) 

E-Mail: info@praxis-fuer-loesungsorientierte-arbeit.de

Internet: http://praxis-fuer-loesungsorientierte-arbeit.de

 

Die nachfolgenden Anfragen wurden teilweise leicht verändert, um die Anonymität der Anfragenden zu sichern.

 

 

 




-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: ..
Gesendet: Mittwoch, 5. Juli 2023 12:16
An: ...
Betreff: Florian - Name geändert (7 Jahre)

Sehr geehrter Herr Thiel,

ich bin auf der Suche nach einem Therapieplatz für meinen Sohn Florian, 7 Jahre alt.

 Er zeigt sowohl daheim als auch in der Schule (Grundschule 1.Klasse) ein sehr auffälliges Verhalten, so fällt Florian leider sehr oft negativ auf.

Er entwendet Dinge (Stifte, Münzen, Scheren etc.), lügt bzw. gibt hinterer nicht zu, dass er es war obwohl die Gegenstände bei ihm gefunden wurden und ihn Kinder beim Einstecken gesehen haben, hält sich nicht an Abmachungen und zeigt respektloses Verhalten gegenüber Lehrern und seinen Mitschülern.

Leider haben wir keine Ahnung warum.

Florian ist definitiv ein aufgewecktes Kind, autonom und kreativ. In der Schule hat er auch keine Probleme mitzukommen, seine Leistungen sind gut bis sehr gut.

Sein Sozialverhalten jedoch ist nicht gut, so reagiert er gerne über, neulich warf er einen Mitschüler im Streit einen Stein an den Kopf.

Auch daheim schlägt, schupst und haut er seine beiden jüngeren Geschwister 4 und 3 Jahre alt), wenn diese nicht tun, was er von ihnen verlangt.

Er dominiert stets das Spiel in dem er bestimmt, was gespielt wird und wann.

Nun wäre es nicht so besorgniserregend wenn viele Kinder in diesem Ausmaß an seiner Grundschule wären.

Daheim können wir als Eltern ganz gut und v.a. unmittelbar intervenieren und ihm einen geduldigeren und ruhigeren Umgang mit seinen Geschwistern beibringen/vorleben.

Aber in der Schule, wo wir nicht zur stelle sind, wird es für Florian nun richtig schwer: er wird von den anderen Kindern gemieden, sozial ausgegrenzt, von den Lehrern bestraft und sanktioniert (er darf nicht mit zum Klassenausflug, muss nachsitzen, hat regelmäßig Pausenverbot etc.).

Das pädagogische Konzept an seiner Grundschule (... in ...) setzt viel auf Bestrafung, was bei Florian aber nicht zu fruchten scheint.

Er wird nur unmotivierter und entwickelt sich zum Schulverweigerer.

Er „streikte“ bereits in einem der Mathetest, verweigerte die Mitarbeit im Unterricht nachdem die Sitzordnung geändert wurde und diese Woche am er erstmalig wieder morgens von der Schule zurück ohne im Unterricht gewesen zu sein.

Florian ist u.E. sehr unglücklich.

Er ist unglücklich über die Situation, sieht aber nicht wie er sie selbst für sich verbessern könnte und unsere Ratschläge nimmt er leider nicht an. Oder er vergisst sie wieder?

Wir sind jedenfalls erschrocken darüber wie ein kleines Kind, das er ja unweigerlich noch ist, sich so sein Leben verbauen kann und fühlen uns auch schuldig, ihn in diese Situation gebracht zu haben. Denn wir wohnen „erst“ seit ca. 3 Jahren in ... und lebten zuvor in ..., wo wir das Umfeld als doch deutlich aufgeschlossener und liberaler empfanden.

Hier, in dieser dörflich geprägten Umgebung, sind die Kinder sehr angepasst und äußerst strebsam, so unser Eindruck.

Da wir keine Hilfe von der Schule erwarten, wenden wir uns an Sie.

Gibt es die Möglichkeit einen Therapieplatz für Florian zu bekommen?

Oder haben Sie uns in der Zwischenzeit, falls es keinen freien Platz auf absehbare Zeit geben sollte, einen Rat?

Vielen Dank und herzliche Grüße,

...


 

 

 

 

 

-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: ...
Gesendet: Montag, 23. September 2019 10:33
An: ...
Betreff: Terminanfrage

Guten Tag.

Ich habe in meiner Beziehung das Problem das ich mit der Zeit immer eifersüchtiger geworden bin.

 Ich kann ihnen ja mal kurz die Lage schildern ob sie uns dabei helfen können.

Ich bin mit meiner Freundin seid vier Jahren zusammen und sie ist für mich die Frau meines Lebens.

Wir sind beide 37 Jahre. Wohnen seid gut einem Jahr in meinem Haus auf dem Lande zusammen.

Ich bin mit ihr zusammen sehr glücklich und es fühlt sich alles so richtig an.

Wir haben in vielen Hinsichten die gleichen auffassungen von unserer Zukunft.

Teile viele Gemeinsamkeiten,.......

Ich war vor ihr mit einer Frau 8 Jahre zusammen und haben uns dann scheiden lassen weil sie mir öfter Fremd gegangen ist.

Jetzt ist es bei uns in der Beziehung so das meine Freundin immer weniger Nähe zulässt weil sie Probleme aus ihrer Vergangenheit abarbeiten muss(Beziehungen in denen sie sexuell missbraucht wurde (vor 18 Jahren)) sie ist deswegen auch in Behandlung um diese Sachen aufzuarbeiten.

Ich habe mal vor längerer Zeit in ihrem Tagebuch gelesen und dort hat sie geschrieben das auch kurz vor der Beziehung mit mir noch sexuelle Fantasien da waren und das sie auch intimen Kontakt zu Männern hatte.

Dafür das ich im Tagebuch gelesen habe hab ich mich bei ihr schon mehrfach entschuldigt und ich weiß auch das es scheiße war.

Es fühlt sich nur alles so komisch an wenn man vom Partner nicht mehr die Liebe bekommt die man sich wünscht.

Wenn ich sie anfassen möchte muss ich sie Fragen ob es OK ist.

Sie ist da sehr dominant und sagt immer lass mich doch auf dich zukommen.

Ich denke das ich aus diesen Gründen auch sehr eifersüchtig geworden bin.

A ist die Frau mit der ich gerne alt werden möchte und für die ich echt alles tun würde.

Ich bzw. wir würden uns freuen wenn sie uns hierbei helfen können.

Mein Ziel wäre es das ich meine Eifersucht in den Griff bekomme und das A wieder etwas mehr Nähe zulassen kann.

...


 

 

-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: ...
Gesendet: Montag, 23. September 2019 13:26
An: ...
Betreff: AW: Terminanfrage

Sehr geehrter Herr ...,

Danke für Ihre Anfrage.

Ihre Eifersucht können Sie loswerden, wenn Sie von Ihrem Besitzanspruch loslassen.

Oder wie es Fritz Perls ausdrückt:

"Nehmen wir zwei einfache Fälle zur Illustration: Ein Mann ist krank; er versucht, seinen Geschäften nachzugehen und leidet; zu der Einsicht gezwungen, daß er nun ein ganz anderes Geschäft hat, kümmert er sich um seine Krankheit, legt sich hin und wartet; das Leiden läßt nach, und er schläft ein. Oder der Tod eines geliebten Menschen: Es gibt einen traurigen Konflikt zwischen intellektuellem Hinnehmen einerseits, Wünschen und Erinnerungen andererseits. Der Durchschnittsmensch versucht sich abzulenken, wer aber mehr von sich verlangt, gehorcht dem Zeichen und gibt sich dem Leiden hin; er ruft sich die Vergangenheit zurück und sieht seine Gegenwart hoffnungslos versperrt. Er weiß nicht, was er tun soll, jetzt, da alles aus den Fugen ist; die Trauer, die Verwirrung und das Leiden dauern lange, denn so vieles muß zerstört und vernichtet und so vieles assimiliert werden, und währenddessen darf er nicht seinen unwichtigen Geschäften nachgehen und den Konflikt vorsätzlich unterdrücken. Schließlich ist die Trauerarbeit erledigt, der Mensch verändert; er nimmt nun eine Haltung schöpferischen Desinteresses ein, und alsbald werden neue Interessen vorrangig.
Emotionales Leiden ist ein Mittel, die Isolierung des Problems zu verhindern, damit das Selbst im Durcharbeiten des Konflikts im Felde des Gegenwärtigen wachsen kann. Je eher man bereit ist, im Ankämpfen gegen den zerstörerischen Konflikt nachzugeben, desto schneller ist das Leiden vorüber.

Frederick S. Perls; Paul Goodman; Ralph F. Hefferline: “Gestalttherapie. Grundlagen“, dtv, 1979, S. 152


Hier können Sie also einiges tun, da Sie ja selbst der Mensch sind, um den es geht.


Mit dem zweiten Wunsch:

"... und das A wieder etwas mehr Nähe zulassen kann."

ist das schon ganz anders. Denn zum einen ist es vielleicht so, dass A vielleicht gar nicht die von Ihnen gewünschte Nähe zulassen will, das wäre dann kein Defizit, sondern eine Haltung, zu der sie sich positionieren können, aber vermutlich nur wenig Einfluss auf eine Änderung in der von Ihnen gewünschten Richtung haben.

Sie müssten also auch hier im Sinne von Fritz Perls "loslassen", wenn Sie sich nicht an dem Konflikt aufreiben wollen.

Ist A an einem gemeinsamen Beratungstermin und an Veränderungen interessiert oder will Sie in eine ganz andere Richtung als Sie?


Mit freundlichen Grüßen


Peter Thiel

 

 

 

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