Distanz - Nähe
Peter Thiel
Systemischer Berater und Therapeut / Familientherapeut (DGSF)
E-Mail: info@praxis-fuer-loesungsorientierte-arbeit.de
Internet: http://praxis-fuer-loesungsorientierte-arbeit.de
Die nachfolgenden Anfragen wurden teilweise leicht verändert, um die Anonymität der Anfragenden zu sichern.
-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: ...
Gesendet: Montag, 28. Oktober 2024 11:54
An: ...
Betreff: Anfrage Paartherapie / Einzelcoaching
Hallo Herr Thiel,
wir brauchen dringend Hilfe, da unsere 23 Jahre andauernde Beziehung in einer
richtigen Krise steckt.
Wir sind an dem Punkt, wo es um Neustart oder Trennung geht.
Mir ist Bewußt, dass dies deutlich zu spät ist - doch dies können wir nun nicht
mehr ändern.
Haben Sie Kapazitäten frei und sind bereit uns bzw. mich im Coaching eng zu
betreuen?
Und wäre dies zum Teil auch per Videokonferenz möglich - oder nur vor Ort?
Hintergrund:
Meine Frau (59 Jahre - selbstständige ...) und ich (46 Jahre - selbstständiger ...) sind von unseren Beziehungstypen sehr unterschiedlich.
Während ich meinen Selbstwert und Bestätigung aus der Zuwendung in der Beziehung ziehe (Verlustängstlich) - zieht meine Frau ihr Selbstvertrauen aus ihrer Unabhängigkeit (leicht Bindungsängstlich).
In den letzten ca 10 Jahren hat sich hieraus eine ungute Dynamik entwickelt - denn um so mehr Aufmerksamkeit, Zuwendung, gemeinsame Zeit und auch körperliche Nähe ich brauchte - um so stärker fühlte sich meine Frau unter Druck gesetzt und grenzt sich immer stärker ab.
Sie ist aus meiner Sicht diejenige, die die komplette Macht über emotionale Nähe
und Distanz, sowie viele andere Bereiche in unserer Beziehung.
Vor gut einem Jahr ist mir klar geworden, dass ich ADHS habe - welches Anfang
diesen Jahres auch diagnostiziert wurde. Dies wird nun auch mit Medikinet
behandelt und ich habe nun die ersten 2 Probesitzungen Psychotherapie begonnen.
Auch sonst bin ich sehr aktiv und bemühe mich durch Bücher, Podcast etc. die Muster Hinter meinen und unseren Problemen zu verstehen.
Meine Frau ist hier komplett anders - sie möchte sich nicht zu viel Zeit mit
psychologischen Hintergründen beschäftigen oder Zeit für die Verbesserung
unserer Beziehung aufwenden. Sie braucht immer wieder Ruhephasen für sich und
möchte einfach eine schöne Zeit verbringen.
Sie hat sich aber auf mein Drängen und aufgrund meiner ADHS Diagnose
bereiterklärt eine Paartherapie zu beginnen (damit lernt besser mit meinen
Stimmungsschwankungen klar zu kommen).
Die Paartherapie haben wir im Juli in ... begonnen und hatten seit dem 4 Termine.
Leider ist die Betreuung aus unserer beider Sicht nicht so optimal. Daher suchen
ich nun nach Alternativen.
1. Paartherapie für uns beide - welche klar strukturiert und psychologisch
untermauert arbeitet - und uns auch fordert (Uns hinterfragen, Ziele definieren,
Hausaufgaben...)
Dies sollte für die nächsten Monate soweit möglich wöchentlich stattfinden.
2. Und - oder bin ich aber auch daran interessiert einige Sitzungen
Einzelcoaching / Psychotherapie mit dem Ziel: Loslassen lernen - Selbstwert
stärken bei Ihnen zu buchen.
Bitte melden sie sich - gerne auch telefonisch bei mir.
Viele Grüße
...
Die Therapeutin in der Rehaklinik (Anfang 2024) hat mir gesagt, dass die Gefühle wieder kommen, wenn der Druck abnimmt.
Die unausgesprochene Erwartungshaltung meines Mannes empfinde ich als belastend.
Seit 2022 bin ich auch nicht mehr in der Lage dem sexuellen Verlangen meines Mannes gerecht zu werden.
Das Verlangen meines Mannes war immer ein wenig höher als meines, seit Februar
2024 ist dies nahezu zum Erliegen gekommen.
Damit Sie sich ein besseres Bild machen können, versuche ich kurz unseren Weg zu
beschreiben:
Unsere Wege haben sich vor ca. 7 Jahren gekreuzt, da unsere besten Freunde ein
Paar geworden waren.
Seit Dezember 2017 führen wir eine Beziehung und wohnen zusammen.
2019 haben wir uns verlobt und 2020 geheiratet und ein Haus gekauft. 2021 haben
wir ... (Hund) in unser Leben geholt.
Seit 2022 wissen wir, dass ich (Johanna) keine Kinder bekommen kann.
2022 wurde eine Depression/Anpassungsstörung bei mir diagnostiziert und medikamentös und therapeutisch behandelt.
Ende 2022 haben wir eine künstliche Befruchtung versucht, die gescheitert ist.
In diesem Zeitraum wurde bei meinem Mann Schlafapnoe diagnostiziert. Aus diesem Anlass hat er sich im März 23 einer OP unterzogen.
Anfang 2023 wurde bei mir eine Sarkoidose festgestellt, die im Laufe des Jahres wieder zurück gegangen ist.
Ende 2023 war ein Burn-Out meines Mannes (Martin) soweit fortgeschritten, dass
er seit Weihnachten 2023 krankgeschrieben ist und seit 21.05. in der Tagesklinik
in ... behandelt wird.
Ich war Anfang 2024 für 5 Wochen in einer psychosomatischen Reha.
Ich bin seit Ende 2022 in therapeutische Behandlung, mein Mann seit Anfang des
Jahres 2024.
Beruflich bin ich seit 12 Jahren im ... und konnte 2020-2023 komplett im Home
Office arbeiten, weshalb ich viel im Haushalt und Garten erledigt und den Hund
erzogen habe. 2018 und 2024 habe ich meinen Aufgabenbereich und damit das Team
innerhalb der Abteilung gewechselt.
Mein Mann hat Mitte 2019 bei ... als Projektleiter gekündigt und hat nach einer
kurzen, ungeplanten Arbeitslosigkeit bei ... als Assistent der Geschäftsführung
angefangen. Nach kurzer Zeit hat er fortwährend viel Verantwortung und
Aufgabenbereiche dazu bekommen. Er hat nicht die Möglichkeit im Home Office zu
arbeiten.
Ich, Johanna, habe Probleme meine Bedürfnisse wahr zu nehmen und auf sie zu
achten. Außerdem komme ich aus einer Familie in der ich nicht gelernt habe mit
Konflikten um zu gehen. Diese Umstände haben dazu geführt, dass ich mich sehr
dafür verantwortlich fühle die unausgesprochenen Bedürfnisse meines Mannes
voraus zu ahnen und vorab zu befriedigen. Außerdem versuche ich unangenehme
Gespräche zu vermeiden und Probleme ohne fremde Hilfe zu lösen.
Ich (Martin) habe beruflich wie auch privat nie gelernt „nein“ zu sagen. Somit
helfe ich oft über meine Ressourcen hinaus.
Dinge und Themen loszulassen fällt mir schwer. Ab und an fällt es mir schwer Dinge, die ich für meinen beruflichen Kontext gelernt habe, privat nicht anzuwenden (Rethorik, Körpersprache). Hier dran arbeite ich aktuell.
Die Situation, die wir gerade als Paar bestreiten schmerzt mich sehr.
Ich versuche konstant Johanna Raum zu geben, tue ich dies nicht, steigt der
Konflikt. Dies ist extrem schwer für mich, da meine Bedürfnisse darunter leiden.
Wir würden uns freuen von Ihnen zu hören.
Viele Grüße,
Johanna und Martin Held
-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: ...
Gesendet: Sonntag, 9. Juni 2024 14:50
An: ...
Betreff: Bitte um ein Erstgespräch
Sehr geehrter Herr Thiel,
auch im Namen meiner Frau bitte ich Sie um ein zeitnahes Erstgespräch zur
Aufnahme einer Paartherapie.
Wir (w, Jahrgang 81 und m, Jahrgang 75) sind seit 2010 verheiratet und haben
zwei Söhne, geboren 2012 und 2015.
In unsere Beziehung hat sich mit der Zeit ein Konflikt aufgebaut, der durch
einen hinzukommenden Umstand im April diesen Jahres eskalierte.
Seitdem leben wir räumlich getrennt, und eine Trennung wurde auch einseitig
ausgesprochen.
Wir sind uns beide nicht sicher, ob unsere Ehe eine Zukunft hat oder nicht.
Unsere aktuelle Situation ist vom Wechsel von Annäherung und erneutem Streit
geprägt, was für beide mit großen Belastungen und auch Ungewißheit verbunden
ist, die die Durchführung notwendiger weiterer Schritte, die schon allein aus
der räumlichen Trennung folgen, sehr schwierig macht.
Besonders leiden jedoch die Kinder unter den Spannungen und unserer Unfähigkeit,
ihnen zur künftigen familiären Situation eine Perspektive zu geben.
Darum ist es unser dringendes Anliegen, zu verstehen, ob es für uns eine
gemeinsame Zukunft geben kann oder nicht, und schlußendlich zu einer tragfähigen
Entscheidung zu kommen.
Hierbei bitten wir Sie um Unterstützung. Zur Übernahme der Kosten wie auf Ihrer
Homepage dargestellt sind wir bereit.
Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie sich zur Vereinbarung eines baldmöglichen
Termins mit mir in Verbindung setzen würden. Vielen Dank vorab!
Freundliche Grüße
...
-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: ...
Gesendet: Freitag, 21. April 2023 10:41
An: ...
Betreff: Beratungsanfrage
Sehr geehrter Herr Thiel,
Sie sind meine erste Anlaufstelle und ich weiß nicht, ob ich bei Ihnen richtig bin.
Mein Mann und ich wohnen mit unserer Familie in ... . Daher bin ich auf Ihre Internetseite gestoßen.
Seit wir Kinder haben (8 und 6 Jahre), kommt es immer wieder zu konfliktreichen Phasen.
Zur Zeit häufen sich wieder belastende Situationen.
Ich versuche oft, diese zu reflektieren und zu ergründen, wie sich unsere möglicherweise unbewusst eingeschlichenen Muster darstellen.
Meinen Mann erlebe ich in diesem Zusammenhang als sehr dünnhäutig, was dazu führt, dass er sich Reflektionsgesprächen schnell entzieht.
Ich bleibe mit ungeklärten Fragen zurück und habe das Gefühl, die Situation ohne
Hilfe von außen nicht mehr klären zu können.
Haben Sie eine Idee, welche Vorgehensweise uns helfen könnte? Über eine
Rückmeldung würde ich mich sehr freuen.
Mit freundlichen Grüßen
...
-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: ...
Gesendet: Dienstag, 15. November 2022 19:33
An: ...
Betreff: Beziehung droht wegen Vergangenheit zu zerbrechen
Hallo Herr Thiel ,
Ich weiß nicht mehr weiter und brauche dringend Hilfe oder einen Rat .
Zu mir:
Ich bin 45 Jahre alt ,habe 3 Kinder und bin Witwe seit 6 Jahren .Mein Mann war
manisch-depressiv und hat sich das Leben genommen . Meine Kinder sind 3 Jungs 14
Jahre, 13 Jahre und mit 10 Jahre .
Nachdem ich nun so lange alleine war gab ich endlich wieder eine Beziehung. Es
ist unglaublich schön , alles funktioniert prächtig . Er ist 18 Jahre jünger
aber der Altersunterschied ist überhaupt nicht das Problem. Wir lieben uns über
alles . Er liebt mich und die Kinder sehr und kann und will sich ein Leben ohne
mich und die Kinder nicht vorstellen. Auch die Jungs sind unglaublich vernarrt
in ihn und es funktioniert prächtig .
Jetzt aber das Problem:
Ich hatte VOR ihm Sex mit einem Mann den er kennt . Ein ...kamerad von ihm . Da
war nix außer Sex und für mich ist die Sache längst erledigt.
Mein jetziger Freund hat riesen große Probleme damit . Er kommt damit nicht klar , versteht nicht wie ich mich hab auf solch einen widerlichen Typen einlassen können ....
Ich hab ihm gesagt dass ich einfach am Ende war ,
nicht mehr über alles hinaus sah , alle wollten was von mir, ich musste immer
stark sein ....... und dann war er halt da und es ist passiert. Ich hab das nach
2 x sofort klar gestellt aber weder von ihm noch von mir aus war da mehr.
Habe das auch mehrfach mit Ihm besprochen doch es holt ihn immer wieder ein . Er
sagt er würde gehen wenn er könnte aber seine Liebe zu mir und den Kindern ist
zu Groß, er könne bis Abs Ende der Welt und wäre unglücklich weil er nicht bei
uns ist .
Ich möchte ihn auf gar keinen Fall verlieren. Er sagt
er weiß nicht wie er das jemals vergessen soll , es holt ihn ständig wieder ein
. Und ich , ich kann nichts tun hab ich das Gefühl .
Gibt es denn da Hilfe ? Kann man denn da irgend etwas tun ?
Ich liebe ihn über alles und er mich auch aber es steht zwischen uns und so
schön die Tage sind gibt es dann wieder Tage an denen es ihn einholt .
Haben Sie mir einen Rat ? Ich weiß nicht ob er bereit ist irgendwo hin zu gehen
. Er sagt niemand kann ihm helfen . Er muss selbst damit klar kommen und er weiß
nicht wie er das soll.
Ich wäre Ihnen sehr dankbar über eine Antwort.
Mit freundlichen Grüßen
...
-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: ...
Gesendet: Dienstag, 15. November 2022 20:54
An: ...
Betreff: AW: Beziehung droht wegen Vergangenheit zu zerbrechen
Sehr geehrte Frau ...,
Danke für Ihre Anfrage.
So ist das eben manchmal.
Manches muss man eben so lassen wie es ist, einen Melancholiker kann man auch
nicht helfen, der wird nie ein Spaßvogel, es ist wie es ist und man kann das
Beste draus machen.
Ihr Freund hat womöglich zwanghafte Züge, wenn er sich so an alte Kamellen
klammert, die kann man nicht einfach per Fernheilung wegtherapieren.
Es kann aber auch, dass Ihr Freund das zwanghaft
erscheinende Verhalten nur dazu benutzt, um Distanz zu Ihnen zu halten, dann hat
die Zwanghaftigkeit eine Funktion und man muss nicht daran arbeiten, die
Zwanghaftigkeit wegzutherapieren, sondern ein gute Distanz-Nähe.Regulation zu
entwickeln, die das zwanghaft erscheinende Verhalten unnötig macht.
Mit freundlichen Grüßen
Peter Thiel
-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: ...
Gesendet: Mittwoch, 9. Februar 2022 20:02
An: ...
Betreff: Unterstützung für unsere Beziehung.
Liebe Mitarbeiterinnen, liebe Mitarbeiter
Ich bin bei der doch noch eher zurückhaltenden Suche nach Hilfe bei unserem
Problem auf Ihre Seite gestoßen und fand sie recht ansprechend.
Wir ,ein wirklich generell glückliches Pärchen seit Mitte 2020 (40 und 41 Jahre
jung) ,sind glücklich endlich einander gefunden zu haben und mögen auch nicht
mehr ohne einander. Dennoch gibt es ein Problem, wohl eher für mich, mein
Partner mag keinen Sex oder Intimität, er vermisst es auch nicht.
Ich im Gegenzug schon sehr da ich quasi verrückt nach ihm bin :). Je mehr ich
darüber mit ihm gesprochen habe, je größer wird die Distanz was Intimität
angeht. Ich habe das Thema seit Dezember nun nicht mehr angesprochen, doch
leider geschieht auch nichts.
Ich habe im Dezember schon einmal mit ihm über eine ,Paartherapie oder
Sexualberatung, gesprochen und er war nicht abgeneigt.
Da er aufgrund von Panikattacken Medikamente nahm meinte er es kommt von diesen,
aber nach Absetzung (mir zu liebe was ich gar nicht wollte) änderte sich nichts.
Auch einen Urologen suchte er auf (alles gesund), denn zu schaffen macht es ihm sehr, mich in seinen Augen nicht glücklich machen zu können.
Vielleicht kann ein Außenstehender mir oder uns helfen ?!
Lieben Gruß
...
-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: ...
Gesendet: Montag, 20. Januar 2020 13:58
An: ...
Betreff: Termin für eine Familien- Beratung
Sehr geehrte Damen und Herren,
es würde mir sehr helfen, wenn ich von Ihnen
schnellstmöglich einen Termin für ein persönliches Gespräch erhalten könnte.
Die für mich sehr belastende Problematik möchte ich kurz beschreiben.
Mein Name ist ..., ich bin 59 Jahre alt, verheiratet und habe drei erwachsene
Kinder sowie zwei Enkelkinder.
Mein Ehemann und ich betreiben seit langem ein ..., das Grundlage unserer
Existenz ist.
Das größte Problem für unsere gesamte Familie besteht im Verhalten meiner Eltern
(83 und 84 Jahre alt), die mich, seit ich verheiratet bin (35 Jahre)
tyrannisieren und weiterhin dominieren wollen.
Aus diesem Grund besteht für meinen Mann und meinen Sohn seit Jahren kein
Kontakt zu ihnen.
Wir wohnen in derselben Stadt und mit steigendem Alter wird die Verbindung
zwischen uns immer prekärer.
Meine Eltern sind aus meiner Sicht noch nicht hilfsbedürftig im Sinne einer
Pflege oder einer Betreuung, fordern sich diese aber vehement und für mich sehr
unangenehm von mir ein.
Ich bin voll berufstätig, kann mich aber aufgrund dieser Problematik momentan
weder auf meine Arbeit noch auf meine Familie konzentrieren.
Fast jeden Tag rufe ich bei meinen Eltern an um dann in unangenehmen
Diskussionen wieder verbal „abgewatscht“ zu werden.
Seit längerem habe ich Schlafstörungen und nehme diesbezüglich Medikamente.
Momentan sehe ich keinen Ausweg und weiß nicht, wie ich aus dieser mich
lähmenden Situation herauskommen und meinen familiären und beruflichen
Funktionen wieder in vollem Umfang nachkommen kann.
Mit freundlichen Grüßen
...
-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: ...
Gesendet: Freitag, 20. Juli 2018 16:11
An: ...
Betreff: Anfrage Beratung
Hallo Familien Beratungs - Team,
mein Name ist ... (49), ich wohne in ... und bin seit Anfang diesen Jahres mit
meiner Freundin ... (40) aus ... zusammen.
Schon recht früh in unserer Beziehung fühlte und fühle ich mich sehr stark
"gefordert", in sehr vielen Aspekten. Vom aus meiner Sicht doch recht deutlich
gewünschten Einzug bei meiner Freundin in ... über den (wiederum aus meiner
Sicht) enorm hohen und extrem häufigen Wunsch von ihr nach Intimität. Auch die
wiederholten Schilderungen ihrer sehr schwierigen finanziellen Situation geben
mir ein Gefühl des "enorm unter Druck stehens".
Sie würde das so mit Sicherheit nicht bejahen. Aus ihrer Sicht baut sie sicher
keinerlei Druck in auch nur einem der obigen Themen auf.
Durch verschiedene Ereignisse bei denen ich wiederholt meine Belastungsgrenze
leider deutlich überschritten hatte, kam es nun (erneut) zum Bruch.
Ich merke, mit erschrecken, das mir der Abstand teilweise gut tut und ich mich
wieder autonomer und besser fühle.
Für sie ist es eine große Verletzung die ich ihr zufüge :-(, was ich verstehen
kann, denn ich war innerlich wirklich bereit sie zu verlassen, da ich
zwischenzeitlich das Gefühl hatte nur noch Mittel zum Zweck zu sein... )
Viele Probleme könnten durchaus einfach aus unseren verschiedenen Ansichten und
Erfahrungen resultieren.
Ich hatte (und habe vielleicht noch) eher die Tendenz leicht ins deppresive zu
rutschen und benötige irgendwo bis zu einem gewissen Grad noch meine
"Halte-Pfeiler". In der Regel die wöchentliche ... gruppe am ... und ...gruppe
am ... . Dazu meine Wohnung in der ich selbst für eine gewisse Mindest -Ordnung
sorge um mich wohl zu fühlen.
Jedes erwähnen ich würde mich belastet fühlen, löst bei ihr umgehend Kritik aus.
Für mich fühlt es sich an wie das sofortige "zurück schlagen".
Wenn ich sage mir geht es nicht gut mit... (ich spreche bewusst von mir und
versuche Anklagen zu vermeiden) kommt das bei ihr offensichtlich sofort als
Ablehnung von ihr an. Von "Du verletzt mich" über "ich fühle mich überhaupt
nicht mehr attraktiv" ist alles dabei. Mir tut das Leid und erzeugt irgendwie
wieder Druck.
Wir scheinen von komplett verschiedenen Dingen/Positionen/ Erwartungen zu
sprechen. Ein Mittelweg scheint unendlich weit entfernt zu sein...
Wäre es möglich dass Sie uns evtl. mit ihrer Erfahrung in einer Beratung einen
möglichen gemeinsamen Weg aufzeigen, falls ein solcher existieren sollte.
Vielen Dank.
Gruß ...
-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von:...
Gesendet: Montag, 6. August 2018 16:40
An: ...
Betreff: AW: Anfrage Beratung
Sehr geehrter Herr ...,
Danke für Ihre Anfrage, auf die ich leider erst heute antworten kann.
Ich bin recht pessimistisch, hinsichtlich der Frage, ob es einen gemeinsamen Weg
zwischen Ihnen und Ihrer Freundin geben könnte.
Zu unterschiedlich sind ihrer beiden Bedürfnisse. Vermutlich spielen unbewusste
Partnerwünsche eine Rolle, dass sie überhaupt zusammengekommen sind.
Ihre Freundin hat sich einen Mann ausgesucht, von dem sie ihre Nähewünsche nicht
erfüllt bekommt und das soll auch so sein, denn gerade deswegen hat sie Sie auch
(unbewusst) ausgesucht. Das klingt paradox, dass sich jemand einen als Partner
aussucht, von dem klar ist, dass dieser die Wünsche nicht erfüllt, die man hat.
Dahinter liegt jedoch die Unfähigkeit, das auszuhalten, was man so sehr sucht.
Das ist so, als ob jemand die Freiheit sucht, aber sein ganzes Leben im
Ordnungsamt arbeitet, weil die Freiheit viel zu sehr Angst auslöst. Da sitzt man
lieber in einem muffigen Büro und sortiert Akten. Die Freiheit, das ist was für
das Kino, aber auch nur in Maßen, denn selbst Kinofilme können vorhandene Ängste
triggern, so dass womöglich auch das Kinofilm gucken schon zu viel ist.
Sie dagegen sind vermutlich ein eher "autistisch" gepräger Mann, Alexander Lowen
würde wohl sagen "schizoider" Körpertyp. Sie brauchen Ihre Ruhe- und
Haltepunkte, jedes Überschwemmen mit "Gefühlen" und Nähewünschen, wie von Ihrer
Freundin löst Rückzugstendenzen aus. Dieser Rückzug wiederum triggert bei Ihrer
Freundin frühe Verlassenheitserfahrungen, die sie mit "noch mehr des selben"
(Paul Watzlawick) zu kompensieren sucht, also mit dem Versuch Nähe zu erzwingen,
völlige Frustration auf beiden Seiten ist somit vorprogrammiert.
Gleichwohl muss man nicht resignieren, sondern nur "das richtige" tun. Was das
richtig ist, gerne helfen wir Ihnen bei der Suche.
...
Mit freundlichen Grüßen
Peter Thiel