Betreuter Umgang

 

 

 

 

 

Peter Thiel 

Systemischer Berater und Therapeut / Familientherapeut (DGSF)

E-Mail: info@praxis-fuer-loesungsorientierte-arbeit.de

Internet: http://praxis-fuer-loesungsorientierte-arbeit.de

 

Die nachfolgenden Anfragen wurden teilweise leicht verändert, um die Anonymität der Anfragenden zu sichern. 

 

 






-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: ...
Gesendet: Dienstag, 7. März 2023 08:52
An: ..
Betreff: Anfrage Betreuter Umgang

Sehr geehrter Herr Thiel,

ich möchte Sie für einen Betreuten Umgang für meine Tochter anfragen.

Zum Hintergrund:

Ich bin von Tinas - Name geändert - Geburt an Alleinerziehend. Ich hatte für ihren Vater nach der Geburt mehrere Möglichkeiten organisiert mit tina Umgang zu haben unter anderem über ..., eine Familienhebamme. Der Vater hat die Angebote nie wahrgenommen.

Erst als im Rahmen einer Stufenklage die Vaterschaft nachgewiesen wurde, wollte er dass ich erneut sein Recht auf Umgang organisiere.

Tina lernte dann ihren Vater im Alter von 2,5 Jahren kennen. Die Umgänge wurden vom Kinderschutzbund zwei Jahre lang begleitet. Über ein Jahr lang war ich selbst bei den Umgängen dabei, damit der Vater sie in Ruhe kennenlernen kann. Seit Herbst letzten Jahres wurden dann wöchentliche Kontakte von 6 Stunden vereinbart. Die Maßnahme über den Kinderschutzbund war ausgelaufen. Die Umgänge liefen soweit gut.

In den Weihnachtsferien kam es zu einigen konflikthaften Situationen, da Tina ihre Körpergrenzen nicht gewahrt sah und sich nicht versorgt sah (sie wurde mit den Füßen über eine Kaktee gehalten, wenn sie Angst zeigte, wurde sie ausgelacht; sie wurde so lange durchgeschüttelt bis sie fast erbrach, ihr Stopp wurde missachtet, Verletzungen wurden ignoriert und nicht versorgt). Diese Konflikte konnten leider nicht zufriedenstellend geklärt werden. Der Vater meldete sich für den Umgang unbegründet ab, nach dem er zwei Tage zuvor noch angekündigt hatte, was er mit ihr machen wolle. Er melde sich wenn er wieder da sei zu einem Ersatztermin. Dies erfolgte nicht. Dann gab er an, er mache nicht gleich den Ersatztermin sondern er wolle, wenn es schneit mit ihr Schlittenfahren. Es schneite eine Woche herrlich - Tina freute sich auf die Schlittenfahrt, meiner Anfrage nach dem Ersatztermin wurde ein Absage erteilt. Tina wurde prompt mit Fieber und Körperschmerzen krank, so dass auch der reguläre Termin nicht stattfinden konnte.

Beim nächsten Termin schickte er Tina nach erfolgter Übergabe zu mir zurück, als sie kurz weinte, statt sie zu trösten und für sie da zu sein. Danach wollte Tina nicht mehr mit zum Vater. Sie sagt, er ist ihr fremd. Sie wünsche sich zwei Treffen in Folge von je zwei Stunden in vertrauter Umgebung. Ein Wunsch der ihr bisher nicht erfüllt wurde.

Die Haltung "ich will nie mehr zum Papa" verfestigt sich massiv. Dabei benennt sie allerdings nie die Konflikte, sondern nur, dass er ihr fremd ist und sie sich nicht versorgt fühlt. Eigentlich wünscht sie sich eher mehr Präsenz, mehr Wertschätzung und Beachtung und Gesehenwerden. Der Vater hat den Kinderschutzbund erneut um Hilfe angefragt. Leider war diese nicht erfolgreich. Tina hat ihre Wut und Enttäuschung deutlich zum Ausdruck gebracht. Leider konnte der Vater sie da nicht abholen. Ein Satz wie "Ich kann verstehen, dass Du enttäuscht und wütend bist, dass das Schlittenfahren nicht stattgefunden hat. Komm lass uns dafür jetzt was schönes machen." hätte sicher genügt. Stattdessen heißt es dann aber nur: "Jetzt bin ich extra hier her gefahren, dann lass uns auch was machen." oder "Das Wetter ist schön, was willst Du denn da Zuhause bei der Mama?"

Tina verweigert sich weiterhin oder der Vater kommt erst gar nicht zum Termin oder versäumt Absprachen so dass die Termin platzen. Beim letzten Termin hat sich Tina mit einem Schirm bewaffnet, um sich zur Wehr setzen zu können. Der Vater kam nicht. Trotzdem macht es mir sehr zu schaffen, dass Tina so alleine dasteht.

Meine Anwältin hat begleitete Übergaben vorgeschlagen, also dass ich Tina einer Person, der wir vertrauen übergebe und diese dann sie an den Vater übergibt.

Das erscheint mir eine gute Lösung, da ich dann nicht den Eindruck habe, Tinas Willen zu brechen, sondern sie einer vertrauensvollen Person in die Hände zu geben.

Der Kinderschutzbund kommt hierfür leider nicht in Betracht. Sie haben zum einen eine andere Arbeitsweise (dort wird das Kind direkt an den Vater übergeben im Beisein einer Mitarbeiter*in) und zum anderen lehnt Tina die Begleiterin ab, nach dem sie von ihr über Monate hinweg zu Küssen/Umarmungen gegen ihren Willen aufgefordert wurde.

Könnten Sie sich solche Übergaben vorstellen? Und falls ja, wie bald wäre das möglich?

Sonnige Grüße aus ...

 


 

 

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