Betäubung
Peter Thiel
Systemischer Berater und Therapeut / Familientherapeut (DGSF)
E-Mail: info@praxis-fuer-loesungsorientierte-arbeit.de
Internet: http://praxis-fuer-loesungsorientierte-arbeit.de
Die nachfolgenden Anfragen wurden teilweise leicht verändert, um die Anonymität der Anfragenden zu sichern.
-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: ...
Gesendet: Mittwoch, 3. Juni 2020 16:47
An: ...
Betreff: Hilferuf für ....,
Sehr geehrter Herr Thiel,
ich schreibe Ihnen wegen meinem Sohn ..., 16 Jahre alt. Seit drei Jahren haben
wir immer wieder Probleme und immer wieder haben wir uns überlegt externe Hilfe
zu holen.
Aber immer wieder haben wir zwischendurch auch gedacht, dass wir es schaffen.
Jetzt sind wir an dem Punkt, dass wir uns eingestehen müssen, dass wir alles in
unserer Macht Stehende getan haben und sehen, dass wir es eben doch nicht
alleine schaffen und unsere Kräfte aufgebraucht sind.
...s´ Papa und ich haben uns vor fünf Jahren getrennt. ... war 11, seine
Schwester ... 13 und ... 17 Jahre alt. Er hat sich danach in sein Zimmer zurück
an Computerspiele verzogen.
Das war die erste Sucht. Ich dachte damals, dass es altersbedingt ist, dass er
sich mehr in sein Zimmer zurückzieht und mehr Privatsphäre braucht.
Mit 13 hat er dann angefangen Sisha, Cannabis und Zigaretten zu rauchen. Mit 15
ist er schlussendlich mit einer zu hohen Dosis Speed und Herzrhythmusstörung im
Krankenhaus gelandet.
Das war ihm eine Lehre. Synthetische Drogen sind seither kein Thema mehr, aber
der Alkohol! Er hat seit Jahren Schlafprobleme, Einschlaf- und
Durchschlafprobleme.
Die schulischen Leistungen sind in den Keller gerutscht und aufgrund von zu
vielen Fehltagen hatte er auch letztes Jahr Schulausschluss an der ...schule.
Seit September ist er an der ...-Schule und macht die 2-jährige Berufsfachschule
... für seinen Realschulabschluss 2021. Der Schulwechsel von der .. ans ....
war die richtige Entscheidung. Es war wie ein Neuanfang.
Wir waren letztes Jahr im Frühjahr zwei Mal in ... bei Dr. ... . Mehrfach beim
Arzt wegen seiner Herzprobleme, eine Folge seines Drogenkonsums.
Seit November gibt es hauptsächlich Probleme wegen Alkohol. Damit verbunden ist
Unzuverlässigkeit beim Nach-Hause-kommen, Nicht-Einhaltung von Regeln (wie nicht
im Zimmer rauchen).
... hat uns auch schon beklaut um an Geld für Drogen zu kommen.
Er ist auch schon alkoholisiert bei der Polizei aufgefallen. Wir haben immer
wieder Familiengespräche mit ihm geführt, Verträge und Vereinbarungen
geschlossen, Konsequenzen wie Hausarrest durchgezogen etc.
Ich kann ihm nach wie vor nicht vertrauen. Ich habe immer Angst, wenn er "raus
geht" und sich mit Freunden trifft. Ich kann mich nicht auf ihn verlassen. Wir
leben seit vier Jahren in einer Patchworkfamiliensituation.
Mein Partner hat auch zwei Kinder (jetzt 13 und 17 Jahre alt), die am Wochenende
da sind.
... hat viel Langeweile, nichts was ihm Spaß macht oder ihn erfüllt. Seine
Suchtproblematik wirkt sich auf die gesamte Familiensituation aus und wir sind
am Ende unseres Lateins. ... selber verweigert Hilfestellung von außen, aber
alle anderen der Kernfamilie sind bereit die Schwierigkeiten in den Griff zu
bekommen. Wir wünschen uns nichts mehr als dass Jannis glücklich und gesund sein
Leben genießen kann. Er selber sieht die Auswirkungen
auf seine Familie aber es ist ihm egal. Es "juckt" ihn nicht sagt er. Er sei
anders als wir meint er. Er hat sich meiner Ansicht nach irgendwann auf dem Weg
vom Kind zum Jugendlichen selber verloren. Er sagt, dass er Dinge wie
Mitgefühl, Rücksicht auf andere und Liebe nicht fühlen kann. Er weiß, dass das
nicht "normal" sei, aber er fühlt es einfach nicht. Er hat auch keine große Lust
am Leben und hat bereits zweimal versucht sich das Leben zu nehmen.
Das war noch vor über einem Jahr, als er noch die synthetischen Drogen genommen
hat. Ihm ist es auch egal ob er seine Lehre nächstes Jahr anfängt oder
durchzieht - wenn, dann macht er es nur für uns, nicht für sich selber sagt er.
Motivation und Ehrgeiz sind für ihn Fremdwörter. Wir glauben manchmal, dass der
Alkohol vielleicht gar nicht so das Problem ist, sondern, dass er damit eher
etwas verdrängen oder betäuben möchte. Er sagte ja in der Drogenzeit selber, dass er sein Leben "nüchtern" nicht erträgt.
Aktuell ist er in den Ferien bei seinem Vater in .... Ich habe ihn nach dem
letzten Wochenende an dem er wieder nicht pünktlich wie ausgemacht zu Hause war
und ich wieder mal ängstlich rumgefahren bin und ihn gesucht habe, schließlich
alkoholisiert gefunden. Zu Hause hat er weiter getrunken (Wein) und war laut am
PC und hat im Zimmer geraucht. Seine Schwester hat mich dann nachts nochmal
geholt weil sie wegen dem Lärm nicht schlafen konnte. Er war so provozierend,
dass ich ihm fast eine runtergehauen hätte - wie gesagt, fast. Und das möchte
ich auf jeden Fall verhindern! Ich liebe meinen Sohn von ganzem Herzen! Wir
hatten ein besonders inniges, kuscheliges Verhältnis als er klein war und mir
blutet das Herz über die Entfremdung. Es ist wie wenn er eine Mauer gegen mich
errichtet hat. Er stößt mich von sich und ich sehe wie unglücklich er ist. Wir
kommen aus diesem Strudel alleine nicht raus. Und ich hab seit Jahren nur Angst
um ihn. Das macht mich und unsere ganze Familie kaputt.
Wir hoffen so sehr, dass Sie uns helfen können.
Ganz viele liebe Grüße
...