Beruhigungspille
Peter Thiel
Systemischer Berater und Therapeut / Familientherapeut (DGSF)
E-Mail: info@praxis-fuer-loesungsorientierte-arbeit.de
Internet: http://praxis-fuer-loesungsorientierte-arbeit.de
Die nachfolgenden Anfragen wurden teilweise leicht verändert, um die Anonymität der Anfragenden zu sichern.
-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: ...
Gesendet: Freitag, 22. April 2022 15:55
An: ...
Betreff: Eheberatung
Sehr geehrter Herr Thiel,
benötige eine Beratung unserer Ehesituation, die durch die Trennung meiner Frau
scheinbar kaum noch zu retten ist.
Wir sind 20 Jahre verheiratet, kennen uns seit 25 Jahren. ...
Meine Frau 53Jahre, und ich 60 Jahre alt. Keine eigenen Kinder trotz Kinderwunsch ( ich schon lange sterilisiert)
Zwei erwachsene Kinder aus meiner ersten Ehe. Guter Kontakt zum Sohn, schlechter bis kein Kontakt zur Tochter gehabt.
Schon immer unterschiedliche Aktivitätsmuster: sie unsportlich, ich z.T. sehr sportlich.
Hat aber in der Vergangenheit nie richtig gestört, jetzt aber.
Dez. 2020 beide zeitgleich relativ stark an Covid erkrankt - zu Hause kuriert.
Meine Frau entwickelte ein Long Covid Syndrom: Konzentrationsschwierigkeiten, Fatique. Versuchte sie immer wieder zu konditionieren: Spaziergang mit dem Hund, behutsames Fahrradfahren - was sie jetzt als Zwang auslegt.
Habe neben meiner Praxisanleitungstätigkeit und deren Koordination versucht ihr den Haushalt abzunehmen. Wird mir jetzt als Herabwürdigung angekreidet.
Im Januar 2022 Reha für/gegen die Long Covid Symptome: arbeitsunfähig für den allg. Arbeitsmarkt über 3Std. Einmaliger Besuch in der Reha und tägliche Telefonate.
Nach der Reha distanziert und für mich fremd. Wollte nach zwei Tagen eine Auszeit. Ich verstand die Welt nicht mehr.
Ganz reger Kontakt zu besonderen Rehakollegen - scheinbares Verhältnis, bezeichnet ihn als seelenverwandt: wurde von ihm besser verstanden, akzeptiert als von mir. Habe fast den Verstand verloren. Sie zog zu ihrer Schwester. Während eines Telefonates mit ihr erwähnte ich Todesgedanken. Sie kam für zwei Nächte wieder. Dann wieder zu ihrer Schwester. Viele Gespräche mit ihr nicht möglich, andere gaben mir gleich Ratschläge wie : Anwalt, Opferrolle beenden, gib ihr eine Frist von 14Tagen u.ähnliches. Die Frist habe ich - leider - so besprochen, ohne mir klar zu sein wie es um sie genau aussieht. Für mich gab‘s einen anderen Mann und eine fremde Frau.
Nach den 14Tagen will sie die Trennung! Meine Welt endete an dem Tag.
Seit dem Auszeitwunsch habe ich erhebliche Schlafschwierigkeiten verbunden mit Herzrasen. In einer totalen Verzweiflungstat startete ich einen Suizidversuch: Erdgas, Kerzenfeuer. Hatte Nachrichten verschickt: Feuerwehr, Polizei, geschlossene und dann offene Psychiatrie. Habe zwar mein Selbstwertgefühl steigern können, aber habe immer noch den sehr starken Wunsch mit meiner Frau alt zu werden, ohne Zwang mit Freude am Leben in vertrauter Zweisamkeit. Es lässt mich verzweifeln die Aussicht ohne sie leben zu müssen.
Habe auf dem Nachhauseweg der wieder begonnen Arbeit Weinkrämpfe gehabt, am Waldesrand angehalten und mit ihr telefoniert. Ihr Tenor ist seit ihrer Rückkehr von der Reha dass sie keine Gefühle mehr für mich hegt. Auf die Frage warum dem so sei sind alle meine Eigenschaften und Fehler so negativ dominant dass es wohl keinen Zugang für mich in ihre Gefühlsebene gibt - auch Fehler die ich in meinem Gefühlschaos jetzt verstehe und einsehe lässt sie aber nicht zu diese gemeinsam zu verbessern. Habe ihr auch vorgeschlagen dass sie in ihrer neuen Wohnung erstmal Ruhe findet, ich aber irgendwie wissen möchte wie ich ihre Gefühlswelt wieder angenehm berühren kann: sie meint nur mit Distanz und ohne Kontakt!?
Ich kann dies schlecht ertragen: meine Liebe, mein Halt, mein Leben in Distanz?
Wir?Ich brauche einen geübten Mentor für diese Situation. Meine Frau würde ein
Beratungsgespräch mitmachen - wohl nur um mich zu beruhigen? Also ohne Aussicht
auf Hoffnung für mich ( so ihre Aussage) - Was soll ich nur tun?!
Würde mich über einen baldigen Termin sehr freuen und verbleibe
mit freundlichen Grüßen
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