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Peter Thiel 

Systemischer Berater und Therapeut / Familientherapeut (DGSF)

E-Mail: info@praxis-fuer-loesungsorientierte-arbeit.de

Internet: http://praxis-fuer-loesungsorientierte-arbeit.de

 

Die nachfolgenden Anfragen wurden teilweise leicht verändert, um die Anonymität der Anfragenden zu sichern.

 

 



 



-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: ...
Gesendet: Samstag, 19. September 2020 22:08
An: ...
Betreff: Familienberatung, Paar-/Elternberatung

Lieber Herr Thiel,

mein Partner und ich befinden uns in einer familiären Situation deren Besserung durch m. E. nur durch eine professionelle Begleitung in Form von Beratung und therapeutischer Expertise möglich gemacht werden kann.

Und um überhaupt zu klären, ob wir zu Ihrer Arbeitsweise und ihrer Schwerpunktsetzung passen möchte ich versuchen unsere Situation kurz zu schildern:

Wir sind eine junge Familie (T,,, m;33, W... w;30) mit 2 Kindern (A m;7, B w;4) und vor vier Wochen von ... in die ursprüngliche Heimat meines Partners gezogen. Ziemlich frisch hier also.

Mit der Entscheidung zum Umzug hat sich bei unseren Sohn eine Art zwanghafte Reinlichkeit nach Beendigung des Stuhlgangs entwickelt.

Da ich mich selbst durch mein Studium und privat mit den Themen Bindung, Beziehung, Sozialisation und Pschodynamische Prozesse auseinandergesetzt habe und immernoch auseinandersetze stelle ich in Frage, ob es tatsächlich etwas mit dem bevorstehenden und jetzt bereits geschehenen Umzug zu tun hat. Es erscheint mir v.a. in Bezug auf das Zurückliegen (temporär) wichtig. Wir hatten uns mit dem Ankommen im neuen Zuhause vergeblich Besserung erhofft.

Es ist anzunehmen dass das"unsaubere" Gefühl von unserem Sohn nicht mit dem Stuhlgang direkt zu tun hat (zumal dieser von seiner Beschaffenheit völlig normal und unproblematisch ist) sondern sich damit unbearbeitete Konflikte (unsere?, also die von mir oder meinem Mann) nach außen projizieren, welche A für uns spiegelt, wir jedoch unbeholfen sind was die Lösung dieser Konflikte anbelangt.

Meinem Partner ist es kürzlich einmal gelungen ihn zu unterstützen, indem er ein Bild von einem "kleinen A im Kopf" eingeführt hat, der glaubt nie wirklich sauber zu sein und den A überzeugen kann, dass er es sehr wohl ist, indem er sich ihn spielerisch aus dem Kopf schlägt und im Klo runter spült oder aus dem Fenster wirft... das hat für 2 Tage gut funktioniert und A hat es sogar geschafft ganz ohne Wasser seinen Popo mit Klopapier abzuputzen. Wasser wäre für uns prinzipiell auch immer voll ok, doch aktuell muss jedesmal ( manchmal 2x am Tag) die Wanne volllaufen gelassen werden während er 30-40 Minuten unterm Wannenhahn steht und sich Wasser über den Popo laufen lässt und ihn im Schnitt 5-10 mal (oder mehr einseift). Und danach verwendet er nochmal ein Feuchttuch zur Kontrolle der Sauberkeit und schließt mit einer Seifeneinreibung (wegen des Dufts) den Reinigungsvorgang ab. Ich versuche ihm zu helfen, indem ich ihn so verständnisvoll und liebevoll wie möglich versuche zu begleiten und ihn frage wie oft er meint sich denn noch einseifen zu müssen und wie viele Sekunden er noch schätzt letztlich Wasser über den Popo laufen zu lassen. Mein Partner wiederum begreift nicht, weswegen A seinem schon sauberen Popo dieser Prozedur unterziehen muss und reagiert oft mit gesundheitlichen Warnungen auf Folgeschäden für die Haut, dem Hinweis auf Wasserverschwendung und insgesamt einem großen Unverständnis der Problematik ggü. Er reagiert somit schnell auch impulsiv und emotional, was in den akuten Situationen zu vielen Tränen bei A und heftigen Konflikten zwischen A und ihm führt. Wenn seine so gestalteten Unterstützungsversuche dann auch nur im Ansatz nicht zu gelingen scheinen, wendet sich der Papa oftmals mit dem Worten "ach A, mach doch was du willst." ab und gleichzeitig droht er im nächsten Moment das Wasser jetzt endgültig auszustellen oder den geplanten bevorstehenden Tagesausflug abzublasen, weil A zu viel Zeit im Bad verbringt. Ich habe ihn schon darauf hingewiesen, dass er damit ggf. Die Problematik verstärken könnte und A gerade in Bezug darauf eine verlässliche und verständnisvolle Begleitung braucht damit wir ihn letztlich darin stärken können das Problem zu lösen. Und nicht unter Druck sein Verhalten ändert und das Symptom sich letztlich in andere Form re-aktualisiert weil der Konflikt ja schließlich ungelöst bleibt. So hängt letztlich unser Umgang untereinander, mit ihm und mit der Situation damit zusammen.

Mein Partner jedoch neigt dazu das Problem total auf unseren Sohn zu verlagern (er braucht seiner Meinung nach unbedingt eine Therapie) und seine Verhaltensweisen zu rechtfertigen, anstatt reflexiv an die Sache heranzugehen .... das ist jetzt natürlich eine sehr subjektive Wahrnehmung und Beschreibung meinerseits. Was jedoch außer Frage zu stehen scheint ist, dass mein Partner und ich häufig Konflikte haben, oft liegt die Ursache dafür darin, dass ich seinen Umgang mit den Kindern als zu "streng" und wenig auf Augenhöhe empfinde und wenn ich das ihm in irgendeiner Form vorsichtig spüren lasse oder sage, dann fährt er ungeachtet dessen ob die Kinder in der Nähe sind oder nicht, aus der Haut. Dabei gebe ich mir stets wirklich Mühe mich entweder völlig zurückzuhalten oder (wenn ich mal etwas sage) dies äußerst vorsichtig und ruhig zu tun. Manchmal erscheint er mir aber auch ohne dass ich etwas sage oder das irgendetwas passiert sein könnte als teilweise wirklich unberechenbar, was seine Launen und Impulse angeht.

Ich selbst habe Trainings zur GfK gemacht und bemühe mich dieses Wissen praktisch umzusetzen und begreife mich als bindungsorientierte Mutter, die ihre Kinder weniger "erziehen" möchte sondern sich vielmehr als Lebensweg-Bereiterin und -Begleiterin versteht.

Wären wir als Familie/Eltern denn überhaupt ein Fall den Sie begleiten würden? Wichtig erscheinen mir vor allem hilfreiche Gespräche mit meinem Partner ohne(!) und/oder mit mir. Ich freue mich über Ihre Rückmeldung.

Freundliche Grüße

...

 

 

 

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