Retraumatisierung
Peter Thiel
Systemischer Berater und Therapeut / Familientherapeut (DGSF)
E-Mail: info@praxis-fuer-loesungsorientierte-arbeit.de
Internet: http://praxis-fuer-loesungsorientierte-arbeit.de
Die nachfolgenden Anfragen wurden teilweise leicht verändert, um die Anonymität der Anfragenden zu sichern.
-----Ursprüngliche
Nachricht-----
Von: ...
Gesendet: Mittwoch, 26. März 2025 21:35
An: ...
Betreff: hochstrittiges Trennungsverfahren
Sehr geehrter Herr Thiel,
mein Anliegen:
Unterstützung von Mutter
und drei Kindern (13a, 11a, 9a) während einer hochstrittigen Trennung durch vom
JA-bezahlter Familientherapie zunächst von uns vier, sodann unter Einbeziehung
auch des Vaters.
Mein Mann und ich leben seit Oktober 2023 nach langjähriger häuslicher Gewalt
(physisch, psychisch, finanziell & sexualisiert – all das leugnet er) getrennt.
Er lebt in ..., ich in ... mit den drei Kindern in einem ererbten Haus.
Die Kinder gehen hier auf
das Gymnasium und erzielen gute und sehr gute Noten, obwohl sie eine
hochstrittige Trennung mit schon zig Gerichtsverfahren miterleben.
Die Kinder stritten sich oft, weswegen im März 2024 eine Familientherapie in der
Klinik ... von mir mit Unterstützung von Frau Dr. ..., Dr. ... & Dr. ...
beantragt wurde.
Der Vater verweigerte die Unterschrift bis November 2024.
Aufgrund eines Umzugs der Klinik sollten wir – Auskunft November 2024 – im Frühjahr 2025 nach ..., dem neuen Standort, aufgenommen werden.
Gestern erfuhr ich, dass wir frühestens, weil sich der Umzug weiter verzögert, im Herbst/Winter 2025 aufgenommen werden können.
In 2024 war ich noch sehr destabilisiert, das hat sich mit meiner Psychotherapie im Laufe von 2024 etwas verbessert.
Auch die Situation unter den Kindern ist besser als noch in 2024.
Sie leiden aber noch immer
unter den Folgen der erlebten häuslichen Gewalt, die nun über die Gerichte & RAe
fortgesetzt wird.
Die beiden jüngeren (das sind die Mädchen) sind vom Vater derart enttäuscht,
weil er sie trotz gerichtlicher Umgangsvereinbarung so oft nicht zum Umgang
abgeholt hat (gleich den ersten Umgang in 2025 ließ er wieder ausfallen), dass
sie nun bis zu den Osterferien von Januar an nicht mehr zum Vater wollten.
Jegliche Versuche, mit dem Vater wieder zu kommunizieren, sind gescheitert:
Das Übergabebuch wurde zu meiner Diffamierung missbraucht, die von mir entworfene Übergabetabelle kam nicht mehr zurück und wurde mit (so etwas machen wir nicht, wie bspw. Zahnseide oder Elmex-Gelee nutzen, vom Vater ggü. den Kindern kommentiert), die Möglichkeit, Not-SMS über meinen neuen Partner zu schreiben, missbrauchte der Vater sofort, so dass auch dies als Möglichkeit wieder ausfiel.
Freilich wurde das Übergabebuch nur eingeführt, weil zuvor schon die Kommunikation total schief war.
Im persönlichen Kontakt fällt es mir schwer, mich zu beherrschen – und laut meiner Therapeutin soll ich dies auch vermeiden, weil der Vater mich nach 16a Ehe und 21a Partnerschaft ständig triggert und retraumatisiert.
Indes müssen Dinge ja auch abgesprochen werden.
Das ist aber einfach nicht möglich, wenn bspw. 20(!) – Sie lesen richtig – lange Emails hin und hergeschrieben werden, nur damit die jüngste Tochter zum Geburtstag ihrer besten Freundin gehen kann, weil der Kindsvater meint, die beste Freundin müsse dann eben nicht an seinem Umgangswochenende den Geburtstag feiern und die jüngste Tochter dürfe ansonsten nicht zum bis 1800 stattfindenden Geburtstag am Freitag (Umgang beginnt um 1500) seines Umgangstages gehen.
Diese Auseinandersetzung kann ich nicht ständig führen, und muss sie auswählen: Je dringender sie für die Kinder sind, gehe ich in die Kommunikation.
Alles, was ich allein machen kann, mache ich allein und beziehe den Vater nicht mehr ein.
Will ich an einem Umgangs-WE weg, organisiere ich schon selbst Notbetreuung, damit ich wirklich weggehen kann.
Aber manchmal kann ich Dinge nicht allein entscheiden und benötige den Vater, wie bspw., wenn ein Umgang für die Kinder verlegt werden muss.
Das kostet so viel Kraft, dass ich nicht jeden Streit, wie es für die Kinder richtig wäre, zu ihren Gunsten führen kann.
Zumeist sperrt sich der
Kindsvater vollends, wie bspw. bei Umgangsersatzterminen.
Wir benötigen dringend Unterstützung.
Beim Jugendamt hatte ich
schon seit über einem Jahr eine kleine Umgangspflegschaft angestrebt, dies wird
leider abgelehnt (der Begriff stammt von hochstrittig.org).
Wir reden derzeit nur noch über die RAe, weil der Vater nur so einen
angemessenen Ton anzuschlagen vermag.
Das war mein Vorschlag, den die Richterin dann endlich im Sommer 2024 aufnahm.
Ich lese alle RA-Emails nur
noch einmal in der Woche, damit ich stabil bin und für die Kinder gut da sein
kann.
Die Kinder kommen nach 48h beim Kindsvater mit Hass in den Augen wieder zurück,
nachdem sie freudestrahlend von mir weggingen – und es vorher auch keinen Streit
oder Ähnliches gab.
Die jüngste Tochter
äußerste vor einigen Wochen: „Immer wenn mein großer Bruder vom Papa zurück
kommt, ist er total gemein zu mir.“
Um die Zeit bis zum Klinikaufenthalt zu überbrücken, würde ich gerne mit den
Kindern bei Ihnen eine Therapie beginnen, wobei die Kosten – der Kindsvater
zahlt bis heute nicht genug Unterhalt für die Kinder, trotz gerichtlichem
Vergleich – das JA tragen soll.
Höflich frage ich an, ob dies und ab welchem Zeitpunkt dies möglich ist.
Herzliche Grüße
...
-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: ...
Gesendet: Montag, 23. September 2024 00:20
An:...
Betreff: Familienberatung
Guten Abend,
mein Sohn (22) und ich brauchen dringend Hilfe in unserer häuslichen Situation.
Aktuell mein Sohn mit PTBS nach einem Jahr
Südamerika, Angst/ Panikattacken nach retraumatisierendem Erstkontakt mit einem
Therapeuten, Aggressionen,
komplett verlagerter Tag/ Nachtrhythmus.. ist momentan wieder bei mir zu Hause nach versuchtem
Studium, er ist überzeugt davon alleine daraus zu kommen..
möchte nicht in eine
Klinik, ich bekomme seit Monaten keinen Schlaf mehr, weil mein Sohn nachts mich
sehr häufig durch lautes Klopfen weckt, um mit mir etwas auszudiskutieren etc.,
respektiert nicht mehr meine Privatsphäre, ich muss noch Vollzeit arbeiten, bin
selbständig , gesundheitlich angeschlagen ( Vorhofflimmern)
kann nicht mehr..
Mein Sohn ernährt sich sehr gesund, macht noch Sport, kein Alkohol, keine Drogen, keine Zigaretten..
Kontakt zum Vater wird abgelehnt im Moment und zu mir auch nur das nötigste, bis auf die nächtlichen Störungen..
Grosse komplexe Thematik..
Ich bitte um Kontaktaufnahme.
Mit freundlichen Grüßen
...
-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: ...
Gesendet: Dienstag, 23. April 2024 08:50
An: ...
Betreff: Hilfe im Rahmen von Anstrengungsverweigerung
Sehr geehrter Herr Thiel,
wir wenden uns an Sie, weil wir vor 11 Jahren unsere Tochter als Neugeborene
adoptiert haben und jetzt nach dem Schulwechsel zur weiterführenden Schule vor
Problemen stehen.
Eine Kinder- und Jugendpsychologin hat uns erklärt, dass es sich um eine Anstrengungsverweigerung handelt, die sich aus der Frühtraumatisierung ergibt!
Seit dem Schulwechsel kommt
es zu einer Verweigerung im Bereich Mathematik.
Wir haben in den letzten Wochen eine stark negative Entwicklung im Umgangston
mit uns und eine komplette Verweigerung um für eine Mathearbeit zu lernen.
Wenn Sie uns in Bezug auf die Anstrengungsverweigerung weiterhelfen können oder
uns einen entsprechenden Ansprechpartner nennen können, würden wir gerne die
Hilfe in Anspruch nehmen.
Gerne können wir dann die
Problematik auch näher erklären.
Viele Grüße
Familie
...
-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: ...
Gesendet: Dienstag, 23. April 2024 11:36
An: ...
Betreff: AW: Hilfe im Rahmen von Anstrengungsverweigerung
Sehr geehrte Frau ...,
Danke für Ihre Anfrage.
Ich würde das nicht als Anstrengungsverweigerung bezeichnen, sondern als
Leistungsverweigerung.
Wir leben in einer Leistungsgesellschaft und die, die aus diesem oder jenen
Grund wenig oder keine Leistung erbringen, obwohl sie es doch scheinbar könnten,
gelten nichts.
Es mag sein, dass sich diese oder jene Verhaltensweise aus einer
Frühtraumatisierung ergeben hat.
Doch was nützt uns das?
Doch wohl nur dies, dass es uns achtsam werden lässt, damit wir eine
Retraumatisierung vermeiden und statt dessen "das Richtige" tun, das dem Kind
nützt.
Zudem sollten wir versuchen, zu erfahren, was das Kind, den Jugendlichen zu
seinem jeweiligen, uns problematisch erscheinenden Verhalten bewegt.
Was nützt es dem Kind wenn es Mathematik lernt, wenn es dafür keine
Eigenmotivation hat.
Dann führt jedes Insistieren, "aber Du musst" noch mehr in die
Verweigerungshaltung und die emotionale Isolierung, man erzeugt also noch mehr
Probleme, als wenn man es gelassen hätte.
Gibt es Kontakte zu den leiblichen Eltern?
Von denen hat es ja seine Anlagen.
Mit freundlichen Grüßen
Peter Thiel