Rache
Peter Thiel
Systemischer Berater und Therapeut / Familientherapeut (DGSF)
E-Mail: info@praxis-fuer-loesungsorientierte-arbeit.de
Internet: http://praxis-fuer-loesungsorientierte-arbeit.de
Die nachfolgenden Anfragen wurden teilweise leicht verändert, um die Anonymität der Anfragenden zu sichern.
-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: ...
Gesendet: Freitag, 1. August 2025 10:30
An: ...
Betreff: Terminanfrage für Familienberatung
Guten Tag,
ich bin eine alleinerziehende Mutter und wende mich heute an Sie weil ich Hilfe
im Umgang mit meinem 17-jährigen Sohn suche, der sämtliche Grenzen zu sprengen
scheint.
Kurz zur Vorgeschichte:
Mein Sohn lebt seit einigen Jahren mit der Diagnose ADHS/Autismus/Asperger Syndrom, Verhaltensauffälligkeiten zeigten sich bereits in jüngeren Jahren, dies hat dann zu den Diagnosen geführt.
All die Jahre erhilelt er Förderung in verschiedenen Bereichen, ich holte mir auch Hilfe vom Jugendamt, wir hatten zweimal Unterstützung von sozialpädagogischen Familienhelferinnen und einem Erziehungsbeistand.
Als mein Sohn in die Pubertät kam schien die bisherige Hilfe nicht mehr auszureichen, die familiäre Siruation wurde zunehmens schwieriger, ich konnte es alleine nicht mehr tragen, Unterstützung von familiärer Seite gab es nicht, Corona machte es nicht besser, so entschied ich mich nach langer Überlegung und vielen Gesprächen meinen Sohn in eine Wohngruppe zu geben dass er dort die Förderung erhalten sollte die ich zuhause nicht mehr leisten konnte da mir alleine die Kraft dazu fehlte.
Die Erfahrung der Wohngruppe war für meinen Sohn wohl ein traumatisierendes
Ereignis, er wurde durch ein konservatives Erziehungskonzept eingegrenzt, meines
Erachtens wurde auf die Grundproblematik nicht eingegangen, für mich fühlt es
sich so an als ob er mit Druck und Gewalt in eine bestimmte Schiene gedrängt
wurde, um ihn aufs eigenständige Leben vorzubereiten.
Jetzt, nachdem er nach 4 Jahren wieder ganz zuhause ist erlebe ich einen
Jugendlichen der von Hass, Wut und Rachegefühlen durchzogen ist, innerlich
verzweifelt ist und in eine Antriebslosigkeit verfällt, sich in eine Welt
flüchtet jenseits der Realität. Dies macht sich mit übermässigem Handykonsum
zuhause bemerkbar, dann hat er jetzt das " richtige" Ausgehen seit einigen
Wochen entdeckt und hängt bis in die frühen Morgenstunden in ... Clubs rum zu
feiern mit Freunden die mir unbekannt sind.
Mir sind die Ausgehzeiten vom Jugendschutzgesetz bekannt, meinem Sohn auch, aber es kümmert ihn nicht. Ich bin auch nicht sicher wie ich mich verhalten soll, einerseits um ihn zu schützen, gleichzeitig aber ihn nicht dabei zu verlieren.
Immer wieder versuche ich mit ihm ins Gespräch zu gehen wenn sich eine Gelegenheit bietet. Manchmal ist er dazu bereit, oft blockt er ab.
Seine Vorwürfe und Anschuldigungen an mich sind, ich habe ihn ins Heim gesteckt, also muss ich jetzt mit ihm leben so wie er sich dadurch verändert hat.
Ich empfinde es so als ob er mich strafen möchte, da sich die Agression vorwiegend gegen mich richtet, ausser Haus kann mit anderen Menschen sehr gut kommunizieren und sich auch vorbildlich verhalten.
Die Verwandlung oder Demaskierung findet dann mit Eintritt in unsere Wohnung
statt.
Der Plan ist dass er ab Ende August im ...eine ausserbetriebliche Ausbildung zum
Verkäufer machen wird, er wird dort auf eigenen Wunsch in einer dort
intergrierten WG über die Jugendhilfe wohnen.
Dort kann er ab dem 01.9. einziehen, allerdings sind bis dahin noch einige
Wochen zuhause zu überbrücken, denen ich mit wachsender Besorgnis
entgegenblicke.
Und durch die "Auslagerung" sind die Probleme nicht gelöst.
Nun wäre meine Frage ob Sie mir weiterhelfen könnten, oder uns, was möglich wäre
dass sich unsere Situation verbessert.
Ich danke Ihnen für eine Rückmeldung!
Mit freundlichen Grüßen
...
-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: ...
Gesendet: Mittwoch, 12. März 2025 15:41
An: ...
Betreff: Beratungsgespräch
Guten Tag Herr Thiel
ich schreibe Ihnen diese Mail, da wir uns als Familie professionelle Hilfe und
Beratung holen möchten.
Zu unserem Zu Thema:
Wir sind eine fünfköpfige Familie und meine jüngere Schwester Sonja - Name geändert ist 26 Jahre alt und hat das Down Syndrom.
Sie ist voll berufstätig, sportlich und steht wirklich mitten im Leben.
Aber leider gab es in der letzten Zeit sehr schwierige Situationen wo wir als Familie nicht mehr wussten was wir tun können.
Vor allem weil meine große Schwester und ich auch nicht mehr zu Hause leben und unsere Mutter uns nicht wirklich teilhaben lässt bzw. sich auch nicht viel helfen lassen will, wenn die Situation mit Sonja schwierig wird.
Wir sind der Meinung, dass unsere Mutter auch nur mehr im "Überlebensmodus" fungiert und deshalb auch nicht mehr in der Lage ist, Sonja in gewissen Situationen angemessen zu begleiten.
Wir haben bereits sehr viel versucht, aber leider ist
die Beziehung und das tägliche Leben von unserer Mutter und Sonja mittlerweile
so festgefahren, dass auch wenn wir alle gemeinsam bestimmte Regeln oder neue
Dinge einführen, sie vielleicht ein- zwei Wochen beibehalten und dann wieder
verworfen werden. Natürlich auch weil unsere Mutter nicht alles alleine schafft,
aber es ist sehr schwierig da sie uns auch nicht viel helfen lässt.
Um nur ein Beispiel für die schwierigen Situationen zu nennen möchte ich diese
Begebenheit schildern:
Sonja ist nämlich ein Fußballfan und hat in der Mannschaft auch ihren Traummann gefunden. Leider hatte er aber nie ernsthaftes Interesse an ihr und so blieb ihre Liebe nicht erwidert.
Wir hatten viele Gespräche und auch er ist so ein freundlicher, mitfühlender junger Mann, dass man wirklich sagen muss, von beiden Seiten haben wir viel versucht.
Leider ist es Sonja aber nicht besser ergangen und sie hat sich sehr viel in Fantasiewelten auf Youtoube/Sky usw. verloren.
Man muss auch leider dazu sagen, dass die Einschränkung der Zeit in der sie digitale Medien nutzen darf sehr schwierig ist und sie deshalb Stunden vor dem Handy verbringt.
Deshalb hat sie sich auch voll und ganz in den Film Fast & Furious hineingefühlt und aus "Rache" gegen den jungen Mann sein ganzes Auto mit einem Schlüssel zerkratzt.
Seit diesem Vorfall geht sie immer wieder in diese Fantasiewelten rein und beschuldigt fast alle, welche ihr vielleicht nicht in einer Situation begegnen so wie sie es gerne hätte, mit schlimmen Anschuldigungen d.h. "der hat von mir Nacktfotos gemacht und mich ausgezogen" oder "er hat mich angefasst".
Es gab sogar auch eine Situation in welcher sie die
Polizei gerufen hat und diese Anschuldigungen wirklich grundlos (wir konnten die
ganze Situation auf einer Kamera beim Fußballplatz sehen) einem jungen Fußballer
an den Kopf geworfen hat.
Es tut mir leid, wenn ich sozusagen gleich "mit der Tür ins Haus falle", aber
wir haben Angst, dass Sonja jemanden in so einer Weise schaden könnte.
Noch zusätzlich möchte ich betonen, dass wir in jedem erdenklichen Sinn diese Anschuldigungen von Sonja auch auf die Wahrheit geprüft haben, damit wir ausschließen konnten, dass sie nicht zu Schaden gekommen ist.
Leider ist sie aber wirklich nur darauf aus, jemanden
durch verschmähte Liebe oder sonst etwas zu schaden.
Aufgrund all dieser Dinge haben meine große Schwester und ich nun beschlossen,
einen eigenen Weg einzuschlagen und versuchen einen guten Ausweg für alle aus
dieser Situation zu finden.
Mit freundlichen Grüßen
...
Von: ...
Gesendet: Sonntag, 11. März 2018 23:23
An: ...
Betreff: Hilfe nach Trennung Pubertier out of control
Guten Abend Herr Theil,
ich wende mich heute mit grosser Sorge an Sie und hoffe dass Sie uns helfen
können.
Kurz die Fakten:
Ich habe mich letzten Sommer nach 16 Jahren von
meinem Mann getrennt, er ist aber erst im November ausgezogen. Wir haben zwei
Jungs (10 und 14 Jahre alt). Zu erst sah alles recht harmonisch aus... doch
gerade X der 14-jährige entgleitet mir immer mehr. Er kommt und geht wie er
möchte, hält sich nicht an vereinbarte Uhrzeiten und ist aggressiv gegen seinen
Bruder und mich. Er wäscht sich nicht, hält nichts von Zahnpflege und lernt
nicht mehr. Er holt sich immer die Erlaubnis von Papa, wenn es um länger
Weggehen geht. Von Freitag auf Samstag Nacht ist er überhaupt nicht nach Hause
gekommen, er hat nicht auf meine Anrufe reagiert. Ich lag die halbe Nacht wach
und habe mir Sorgen gemacht. Morgens teilte er mir dann mit "Papa weiss wo ich
bin!" Ich bin ausgerastet, mit mir wird sich überhaupt nichts mehr abgesprochen,
obwohl er im Moment noch bei mir lebt.
Ich bin auch nur ein Mensch und bis zu einem gewissen Grad belastbar... aber ich
kann bald nicht mehr.
Dazu kommt dass der Umgang mit dem Vater nicht geregelt ist. Wir dachten, wir
bekommen das ohne feste Absprachen, ganz flexibel hin. Leider hält sich auch der
Vater nicht an die vereinbarten Zeiten. Wenn die Jungs bei ihm sind ist alles
erlaubt, Parties mit Shisha und Alkohol, Freunde dürfen übernachten, es gibt
kein Limit. Er gibt alles, dass sie gerne zu ihm kommen.
Ich bin mir sicher, dass mein Mann die Kinder gegen mich instrumentalisiert, aus
Rache weil ich mich getrennt habe. Es ist für mich sehr schwer das alles zu
ertragen und zu sehen wie mein Verhältnis zum grossen Sohn immer schlechter
wird. Parallel wird mir vorgeworfen, dass ich mich um die Belange der Kinder
nicht richtig kümmere... alles was ich mach ist falsch... klar flippe ich
manchmal aus, ich werde aber auch permanent gereizt. Wenn der Grosse im Haus ist
spürt man förmlich die Aggression, er ist sehr böse und brutal zu seinem kleinen
Bruder und manchmal habe ich richtig Angst vor ihm. Er ist respektlos und frech
ein friedliches Zusammenleben ist nicht mehr möglich.
Wir brauchen Ihre Hilfe.
Bitte melden Sie sich bald.
Grüsse von
...